WILSON, ANN - Fierce Bliss
Mehr über Wilson, Ann
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Silver Lining Music
- Release:
- 29.04.2022
- Greed
- Black Wing
- Bridge Of Sighs
- Fighten For Life
- Love Of My Life
- Missionary Man
- Gladiator
- Forget Her
- A Moment in Heaven
- Angel's Blues
- The World Turns
Qualitätsarbeit einer großartigen Sängerin.
Seit fast einem halben Jahrhundert kennt man Ann Wilson als Hauptsängerin von HEART. Ihre tragende, kraftvolle und wandelbare Stimme ist eines der Markenzeichen im Sound dieser Band. Und wer jemals das HEART-Mysterienspiel 'Mistral Wind' gehört hat, weiß auch um die Ausdrucksstärke ihres Gesangs. Nun erscheint ihr drittes Soloalbum "Fierce Bliss".
Während für HEART opulente und detailfreudige Arrangements typisch sind, herrscht auf "Fierce Bliss" eine reduzierte Musik vor, die zumeist eine intensive, introvertierte und leicht düstere Atmosphäre schafft. Außerdem weist es einen deutlichen Anteil Blues auf. Die Instrumente spielen häufig eine überwiegend begleitende Rolle. Instrumentale Abschnitte sind meist kurz gehalten, Gitarrensoli finden sich nur in einigen Stücken. Da dies das Soloalbum einer Sängerin ist, steht ANN WILSONs Gesang im Mittelpunkt
Natürlich ist ANN WILSON erfahren genug zu wissen, dass ein Rockalbum nicht soft und langsam anfangen darf, und so steigt sie mit 'Greed' recht robust ein. Das Stück bietet interessante Wechsel in Stimmung, Tempo und Gesang. Auch 'Gladiator' und besonders 'Angel's Blues', die Ann Wilson mit Warren Haynes geschrieben und mit seiner Band GOV'T MULE aufgenommen hat, rocken tendenziell heftiger und geben der Gitarre und beim zweiten Stück auch einer fetten Orgel mehr Raum. Dagegen sind 'Black Wing' und 'Fighten For Life' zwei ruhige, packende Nummern, denen Frau Wilson durch ihren vielseitigen Gesang und punktgenauen Vortag sowie ihre Musiker durch ein zwar reduziertes, aber völlig passendes Spiel eine fast schon gespenstische Intensität geben. Der passend gewählte Rausschmeißer 'The World Turns' verbindet beide Seiten der Scheibe.
Bemerkenswert ist, dass es sich bei immerhin vier von elf Tracks um Coverversionen handelt. Da ist als erstes 'Bridge Of Sighs' von ROBIN TROWER, das genau in die innerliche, düster-melancholische Grundstimmung des Albums passt. Das Original wirkt erdiger, das Cover mit Ann Wilsons Gesang und Kenny Wayne Shephards Leadgitarre luftiger. 'Love Of My Life' von QUEEN wird hier als spärlich instrumentiertes Duett mit dem Countrysänger Vince Gill interpretiert. Gesangsdominierte Liebeslieder geraten leicht in die Kitschfalle, vor der diese Aufnahme so gerade noch durch den etwas besseren Mittelteil gerettet wird. 'Love Of My Life' dürfte wohl das elftbeste Stück auf "Fierce Bliss" sein. Zu den härter rockenden Nummern des Albums gehört kurioserweise 'Missionary Man' des 80er-Jahre-Popduos EURYTHMICS, das Ann als Hardrock darbietet, zu dem Shepherd eines der längeren Soli beisteuert. Einer der Höhepunkte der Scheibe dürfte 'Forget Her' des früh verglühten Kometen JEFF BUCKLEY sein. Allein die Art und Weise, wie Ann Wilson bei jeder Wiederholung des Chorus den Schmerz immer emotionaler und expressiver artikuliert, garantiert Gänsehaut.
Trotz zwei bis drei etwas schwächerer Nummern ist "Fierce Bliss" ein starkes und empfehlenswertes Album. Und es ist ein Album, das man auf jeden Fall mehrfach hören muss, um es voll zu erfassen. Insofern passt auch das Coverbild. Hand aufs Herz, wer hätte auf den ersten Blick erkannt, dass der knallbunte Papagei vor dem friedlich dämmernden Himmel von Roger Dean gezeichnet wurde?
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Stefan Kayser