WILSON, RAY - Chasing Rainbows
Mehr über Wilson, Ray
- Genre:
- Progressive Rock / Art Pop
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Jaggy D / Soulfood
- Release:
- 19.04.2013
- Take It Slow
- Easier That Way
- Follow The Lie
- Shouting In My Sleep
- Wait For Better Days
- She Don't Feel So Loved
- Rhianne
- She's A Queen
- Whatever Happened
- I See It All
- The Life Of Someone
- No Dreams Are Made Of This
Wer waren doch gleich nochmal GENESIS?
Würde es Mr. Wilson nur endlich einmal gelingen, seine GENESIS-Vergangenheit abzustreifen. Es könnte alles so wundervoll sein. Doch die nostalgischen Gefühle siegen bei den zahlreichen Gigs, die der gute Herr seit vielen Jahren in steter Regelmäßgkeit in den hiesigen Clubs abreißt, offenbar immer noch, egal welchen Rahmen Wilson für sein Material wählt. Zuletzt wurde der einstige STILTSKIN-Frontmann mit einem Orchester-Ensemble vorstellig, kam aber auch hier nicht ohne das Material seiner ständigen Gedankenbegleiter Rutherford und Banks zurecht - und warum?
Nun, am mangelnden Selbstbewusstsein kann es jedenfalls nicht liegen, denn hiervon hat sich Wilson auf seinen Soloscheiben in den vergangenen zwei Dekaden eine ganze Menge erarbeitet und sich mit der Zeit eine völlig eigene Songwriting-Nische aufgebaut, die dank der vielen Einflüsse in keine Schublade passen mag. Diese Herangehensweise hat sich freilich auf der aktuellen Platte "Chasing Rainbows" nicht verändert. Wilson entpuppt sich erneut als Liebhaber epischer, ausladender Popmusik, bleibt dabei seinen progressiven Wurzeln treu, mischt dies alles mit vielen weltlichen Klängen, einem Streicher-Backing und eben jener stellenweise unkonventionellen Melodieführung, die schon "Calling All Stations" zum stillen Geheimtipp machte, aber eben aufgrund der völlig verqueren Erwartungshaltung nie erkannt wurde. Herausgekommen ist ein wiederholt sehr buntes, farbenfrohes, aber trotz seines bombastischen Charakters eher stilles Album, dessen größte Stärke in der anhaltenden, vielfältig erschaffenen Harmonie besteht. Der Songschreiber mag so manches Mal die Grenzen zu den pathetischen Fragmenten seiner Songs überschreiten und womöglich deshalb auch hier und dort polarisieren, aber so opulent Nummern wie 'Rhianne' und 'Whatever Happened' auch aufgebaut sein mögen, so mitreißend gestalten sich schließlich die kombinierten Elemente und das minimalistischer aufgebaute Orchester-Feeling in genau diesen Songs. Aber auch das balladeske 'She's A Queen', das verhaltene'I See It All' und der lebendige Schlusspart namens 'No Dreams Are Made Of This' gehören zur Kategorie der großflächig ausgemalten Breitbandkompositionen, die sich oberflächlich lediglich als andersartig gelagerte, ungewöhnliche Popsongs etablieren, mit Blick fürs Wesentliche aber als Kompositionen mit gehörigem Tiefgang herauskristallisieren. Und der damit verbundene Aha-Effekt zieht sich bei jedem weiteren Durchlauf noch intensiver durch die Dutzendschleife, die "Chasing Rainbows" dominiert, und verwandelt Songs wie 'The Life Of Someone' und 'Easier That Way' sogar in vermeintliche Hits.
Sucht man nun nach wesentlichen Änderungen im Schaffensprozess wird man eben nicht fündig. Aber das ist im Falle von Ray Wilson auch nicht das Ziel. Dieser Künstler bzw. sein gesamtes Werk ist für spannende Entdeckungsreisen regelrecht prädestiniert, und ebenso wie seine direkten Vorgänger umschreibt "Chasing rainbows" den aufregenden Brückenschlag zwischen modernem Art Pop und progressiver Rockmusik absolut makellos.
Anspieltipps: The Life Of Someone, She's A Queen, No Dreams Are Made Of This
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Björn Backes