WILSON, RAY - Genesis vs. Stilstskin
Mehr über Wilson, Ray
- Genre:
- Rock
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Jaggy D / Soulfood
- Release:
- 09.09.2011
- Turn It On Again
- That's All
- Carpet Crawlers
- Congo
- Another Day In Paradise
- Constantly Reminded
- Another Cup Of Coffee
- Jesus He Knows Me
- Calling All Stations
- In The Air Tonight
- Shipwrecked
- Ripples
- no Son Of Mine
- The Lamb Lies Down On Broadway
- Follow You Follow Me
- Change
- Not About Us
- Land Of Confusion
- I Can't Dance
- Solsbury Hill
- Inside
- Congo
- Jesus He Knows Me
- Calling All Stations
- In The Air Tonight
- Follow You Follow Me
- Not About Us
- Solsbury Hill
- Inside
- Accidents Will Happen
- More Than Just A Memory
- The 7th Day
- American Beauty
- Voice Of Disbelief
- First Day Of Change
- Tale From A Small Town
- 14th March 1962
- She Flies
- Guns Of God
- Old Man And The Portrait
- Ought To be Reesting
Ein Mann zwischen zwei Fronten!
Bedenkt man, dass Ray Wilson vor nicht allzu langer Zeit mit einer sehr intimen, herausragenden Clubshow durch unsere Lande getourt ist, kann man nicht ganz nachvollziehen, warum sich der versierte Sänger wieder in den Schatten seiner beiden ehemaligen (bzw. wiedervereinten) Bands stellt. Das GENESIS-Kapitel wird zwar hin und wieder noch einmal live aufgeschlagen, doch rein musikalisch hat Wilson auf seinen jüngsten Solowerken längst mit der teils progressiven, teils poppigen Feder seiner einstigen Mitstreiter abgeschlossen. Dass er sich die Gelegenheit nicht nehmen lässt, die gut besuchte Tour mit dem Berlin Symphony Ensemble aus dem Jahr 2009 auch Release-technisch noch einmal zu verwerten, mag zwar clever sein - doch für einen Mann, der bis dato immer frontal in die Zukunft geschaut hat, scheint diese Nachlese momentan nicht mehr wirklich günstig.
Andererseits vereint Wilson auf dem fetten Set "Genesis vs. Stiltskin" Vergangenheit und Zukunft, jedoch in Form eines kompositorisch nicht ganz reinen Brückenschlags. Die klassische Variante auf den ersten beiden Silberlingen und der beiliegenden DVD ist nämlich inhaltlich recht weit von den teils auch radiotauglichen Alternative-Rockern der ebenso hinzugefügten STILTSKIN-Scheibe entfernt - von echter Homogenität kann also hier erst einmal nicht die Rede sein. Und dennoch: Es ist schon interessant, wie weit der musikalische Horizont dieses Mannes reicht.
"Genesis Classic - Live In Poznan" ist aber selbst für Wilson ein eigenartiger Release, da er sich weitestgehend auf die Phasen der Band konzentriert, in der er gar nicht als Sänger involviert war. Wilson singt unter anderem Nummern, die er selbst bei GENESIS nicht auf die Bühne bringen durfte, so zum Beispiel die feine Ballade 'That's All' oder einen Teil des Mega-Epos 'The Lamb Lies Down On Broadway'. Außerdem hat er mit 'Another Day In Paradise' und 'In The Air Tonight' eigenartigerweise auch zwei Nummern aus dem Soloprogramm von Phil Collins interpretiert, die bizarrerweise dann auch noch die Favoriten dieser klassisch angehauchten Doppel-CD sind.
Ist die Konstellation der Tracks also schon einmal merkwürdig (MIKE & THE MECHANICS kommen in 'Another Cup Of Coffee' im Übrigen auch noch zum Zuge), ist die Performance mit dem Ensemble nicht ganz so wirkungsvoll, wie man es sich eigentlich vorgestellt hatte. Allerdings sollte man hier bedenken, dass Wilson nicht mit einem Orchester, sondern lediglich mit einigen Streichern zu Werke gegangen ist. Nichtsdestotrotz stellt sich ein gewisser "S&M"-Effekt ein - die Musik passt eigentlich wunderbar zur klassischen Unternmalung, und dennoch stellt sich keine erweiterte Wirkung ein. Irgendwie geschieht alles beiläufig, und selbst wenn die Performance zweifellos erstklassig ist, so hat man hier selten das Gefühl, als sei hier ein Gig, bei dem noch etwas zusätzlich Spezielles geschieht, mitgeschnitten worden. Aber das mag auch an Wilsons ganz besonderer Aura liegen, die gerade auf der Bühne immer wieder Gänsehaut garantiert. Unterm Strich muss man den Gig aus Poznan bzw. die Aufzeichnung als durchweg gelungen bezeichnen. Aber zu vergessen ist auch nicht, dass der Begriff GENESIS hier sehr, sehr breit interpretiert wird.
Leider ist die beiliegende DVD nur ein kurzer Ausschnitt der Konzertreihe - warum nicht die komplette Show verewigen? Im Sinne der ersten Eindrücke des Bühnenauftritts ist dies umso weniger verständlich, leider aber Realität. Sei's drum!
Den zweiten Part des Sets übernimmt schließlich Wilsons alte Liebe STILTSKIN, deren neues Album vielleicht ein bisschen gemäßigter klingt, als es die Band noch zu Zeiten des Single-Hits 'Inside' tat. Mit Stücken wie dem starken Alternative-Rocker 'Accidents Will Happen', dem bluesigen 'First Day Of Change' sowie dem eindringlichen 'Guns Of Gold' trifft die Band aber absolut den Nerv des moderner orientierten Hardrock-Liebhabers, während die radiotauglichen Nummern im mittleren Teil ('The 7th Day', 'Voice Of Disbelief', 'She Flies') ebenfalls genügend Klasse haben, um sich gegen die Konkurrenz aus den Staaten zu behaupten. Bands wie 3 DOORS DOWN machen STILTSKIN auch im Rahmen ihrer hohen Billboard-Platzierungen nix vor, wenn es ums Songwriting geht - dafür liefert "Unfulfillment" den klaren Beweis.
Nichtsdestotrotz wünscht man sich hier und dort noch ein paar knackige Gitarren oder eben ein paar Riffs, die den Punch der Scheibe erhöhen könnten. Unterm Strich wird aber sicher niemand meckern, der die letzten Solojahre Wilsons' intensiver verfolgt hat, denn am Ende sind STILTSKIN lediglich die logische Fortführung des Programms, und das immer noch auf sehr hohem Niveau.
Kenner des Wilson-Sounds sollten also nicht lange überlegen, auch wenn es diesmal etwas härter für den Geldbeutel wird. Aber auch GENESIS-Liebhaber sind gut beraten, dieses pralle Päckchen zu entführen. Auf solch einzigartige Weise sind die hier vertretenen Nummern nämlich definitv noch nirgendwo interpretiert worden!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Björn Backes