WILSON, STEVEN - Insurgentes
Mehr über Wilson, Steven
- Genre:
- experimenteller Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- kscope
- Release:
- 12.03.2009
- harmony korine
- abandoner
- salvaging
- veneno para las hadas
- no twilight within the courts of the sun
- significant other
- only child
- twilight coda
- get all you deserve
- insurgentes
"Insurgentes", das erste Soloalbum von STEVEN WILSON bietet eine musikalische Klangreise in nie zuvor erhoerte Gebiete und folgt ganz dem guten alten Marienhofmotto „Es wird viel passieren...“
STEVEN WILSON ist ein umtriebiger Mann, der neben seiner hochgelobten und kommerziell erfogreichsten Band PORCUPINE TREE weitere, musikalisch sehr unterschiedliche Projekte lenkt. Da gibt es beispielsweise NO-MAN, die ruhige Ambient-Sounds zelebrieren, oder BLACKFIELD, die dem melancholischen Pop-Rock frönen. Man fragt sich als interessierter Musikfan also, warum Mr. Wilson auch noch ein Solo-Album aufnehmen sollte, und vor allem, wie ein solches klingen würde. Wäre es eine Mischung aus den oben genannten Bands, also Progressive Ambient Pop, oder etwas völlig anderes? Nun ist "Insurgentes" da und aus dem Konjunktiv wird Wirklichkeit.
Das Cover von "Insurgentes" ziert ein Mann mit einer Gasmaske – vermutlich Wilson selber. Soll das eine erste Warnung an den Hörer sein? Ist der Inhalt denn toxisch?
In einem gewissen Sinne kann man beide Fragen bejahen. Zunächst sollte der Hörer gewarnt werden. Denn hier ertönt nichts, das einen unmittelbar an Wilsons Stammbands erinnert und allein dies macht ein erstes Hören zu einer sehr rätselhaften und recht verwirrenden Angelegenheit. Alles, was man zunächst mitnimmt ist, daß man denkt, es ist GUT, was man gerade gehört hat, ohne zu wissen, was denn nun im Speziellen so gut war. Ergo muß man weitere Durchläufe starten, und jetzt kommt der Giftmischer ins Spiel. Zunächst betäubt einen der Opener 'Harmony Corine', der geschickt zwischen sphärischen und wüsten Klanglandschaften pendelt und mit einem Refrain aufwartet, der als dezent eingängig bezeichnet werden kann. Damit angefixt führt uns Wilson nun durch eine einzigartige wie eigenartige Wunderwelt der Klänge. Er verfremdet die Töne, gerne Gitarren und Vocals, die am Ende nur noch sehr entfernt an ihren Orginalsound erinnern. Leise unaufdringliche Sounds verwandeln sch langsam in laute, schrille Geräusche. Vögelchen verwandeln sich in Flugzeuge, und auf einmal verbreitet ein schweres Stoner-Rock-Riff schweißtreibene Rallye Paris-Dakar-Atmosphäre. Diese Rallye führt dann allerdings in einen bezaubernden Märchenwald, wo ein Streichorchester bestehend aus wunderhübschen Elfenfrauen ein traumartiges Konzert zum besten gibt. Dies wird aber von dunklen Tönen überschattet und am Ende fallen böse Nazgul über die armen Elfen her!
Wisst ihr jetzt, was ich mit toxisch meine? (Absinth? - PK)
Man kann es aber auch anders formulieren: STEVEN WILSON zelebriert das gute alte Motto vom Marienhof! "Es wird viel passieren, nichts bleibt mehr gleich, nichts bleibt beim Alten wie gehabt". (dass du das zitieren kannst, macht mir Angst. - PK) Nur dass es bei Töppers und Co. keine abgefuckten end-60ies-psychrock-jams ('No Twilight Within The Courts Of The Sun) gibt, und mit Sicherheit auch keine Momente wie bei 'Get All You Deserve', wo Mr.Wilson seine Klangkunst sich im Sinne tiefster meditativer In-Sich-Versunkenheit entfalten lässt. Bis wieder der Nazgul kommt.
Wer sich jetzt immer noch nicht vorstellen kann, was "Insurgentes" ausmacht, und unbedingt Vergleiche zu anderen Bands braucht: RADIOHEAD kann man nennen, was Experimetierfreude mit kranken und neuartigen Sounds angeht. OPETH schimmern bei den harten Passagen etwas durch. NINE INCH NAILS haben manchmal ähnliche Noise-Sounds in ihren Songs. PINK FLOYD beieinflussten sicher das Arrangement der flächigen Sounds. Und natürlich die anderen WILSON-Bands, denn Stevens Stimme kann man noch so verzerren, es bleibt Stevens Stimme und sein Gehirn bleibt sein Gehirn. Was dieses produziert, wurde nun zum ersten Mal zu 100 % ohne Übersetzungsfehler in Töne verwandelt. Den Output kann man deshalb bestens mit einem Wilson-Zitat zusammengefassen: "It’s a surreal subconscios fallout!"
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Thomas Becker