WILSON, STEVEN - The Raven That Refused To Sing
Mehr über Wilson, Steven
- Genre:
- Progressive Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Kscope (Edel)
- Release:
- 01.03.2013
- Luminol
- Drive Home
- The Holy Drinker
- The Pin Drop
- The Watchmaker
- The Raven That Refused To Sing
Die Schokoladenseite der Kulturindustrie.
Unter seinem eigenen Namen veröffentlicht STEVEN WILSON nun das dritte Album mit dem Titel "The Raven That Refused To Sing". Der Nachfolger von "Insurgentes" und "Grace For Drowning" wird von der Prog-Gemeinde frenetisch herbeigesehnt, war das Soloschaffen des Briten doch bisher eine Garantie für hochklassige Outputs, die in ihrer Intensität, kompositorischen Qualität und musikalischen Ausdrucksweise ihresgleichen suchen. Viel Vorschusslorbeeren also, aber ebenso viel Erwartungsdruck für das neue Opus. Es gilt herauszufinden, ob der PORCUPINE TREE-Mastermind erneut eine geniale Melange von Prog, Jazzrock, Ambiente und Singer/Songwriter erschaffen hat.
Der eröffnende Track 'Luminol' ist schon eine Weile kein Geheimnis mehr, da er auf der vergangenen Tour von Steven Wilson zur Eröffnung gespielt wurde. Auch auf einigen Heft-CDs namhafter Prog-Magazine gab es den Zwölfminüter schon zu bestaunen. Im Prinzip ist er eine konsequente Zusammenfassung des WILSON'schen Schaffens, Exposition des neuen Albums und Anschluss an Vorhergegangenes zugleich. Alle Trademarks, die man sich vom Alleskönner wünscht, werden aufgefahren. Vor Spannung beinahe zerreißende Akkordfolgen, unterlegt von einem grandios treiben Rhythmusfundament und flankiert von Melodiefanfaren aller beteiligten Instrumente. Im Kontrast dazu dann Ambient-Passagen, in denen der Klangkosmos von WILSON so fragil erscheint, dass man Angst hat, die Anlage zu sehr aufzudrehen. Wer mit dieser Musik grundsätzlich etwas anfangen kann, wird diese Dinge schon in der Vergangenheit beobachtet haben.
Jedoch haben wir es nicht mit einer dritten CD des 2011er-Albums "Grace For Drowning" zu tun. Der Titeltrack, aber auch 'The Holy Trinker' oder besagtes 'Luminol' sind deutlicheren Spuren von Rockmusik ausgesetzt, als es zuletzt der Fall war. Die Jazz-Rock-Improvisationen sind immer noch vorhanden, erfüllen ihren Zweck lediglich etwas kleiner dosiert.
Weiterhin machen Kontraste innerhalb von Songs viel dessen aus, was für STEVEN WILSON charakteristisch ist. Es geht von sehr leise bis sehr laut, von spärlichen Sounds bis zur ausufernden Kakophonie, von lieblicher Schönheit zu dissonantem Gehacke. Alles im Dienst eines der größten Künstlers unserer Zeit, der sein kreatives Pulver anscheinend niemals ganz verschießt. Mit der Besetzung seiner Liveband, bestehend aus Marco Minnemann (Drums), Guthrie Govan (Lead-Gitarre), Nick Beggs (Bass, Chapman Stick), Adam Holzman (Tasteninstrumente) und Theo Travis (Holzblasinstrumente) hat Herr Wilson mit Producer Alan Parsons ein weiteres Ausstellungsstück seiner Diskografie geschaffen. Auch wenn "The Raven That Refused To Sing" etwas länger braucht, um so einzuschlagen wie der Vorgänger, setzt diese Platte sich dann erst recht im Kopf fest und fordert so viel Spielzeit, dass man am liebsten nichts anderes mehr hören möchte. Erneut ein zeitloses Meisterwerk mit einer Produktion, wie sie besser nicht sein könnte. Auf STEVEN WILSON ist eben Verlass!
Anspieltipps: 'Luminol', 'The Holy Drinker', 'The Watchmaker'
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Nils Macher