WINDIR - Valfar, Ein Windir
Mehr über Windir
- Genre:
- Black Metal
- Label:
- Tabu Recordings
- Release:
- 01.10.2004
- Stri
- Stridsmann
- Dans Pa Stemmehaugen
- The Profound Power
- Dauden (by ENSLAVED)
- Ending (by FINNTROLL)
- Morkets Fyrste (by E-HEAD)
- Destroy (by NOTODDEN ALL STARS)
- Likbor
- Svartasmeden Og Lundamyrstrollet (live)
- Blodssvik (live)
- Soge II: Framkomsten
- Krigaren Si Gravferd
- Sognariket Sine Krigarar
- Byrjing
- Arntor, Ein Windir
- Saknet
- 1184
- Journey To The End
- Martyrium
- Fagning
- On The Mountain Of Goats
- Soknardair
Terje "Valfar" Bakken ist tot; und doch unsterblich. Der tragisch ums Leben gekommene Songschreiber und Sänger der norwegischen WINDIR hatte Anfang dieses Jahres die dumme Idee, zur Hütte seiner Eltern aufbrechen zu müssen. Auf dem Weg dorthin überraschte ihn eine Schlechtwetterfront, er konnte weder vor noch zurück und erfror erbärmlich. Zeitgleich zum Abschlusskonzert am 3. September brachten WINDIR vor ihrer Auflösung noch eine letzte Best-of in Gedenken an ihren toten Gründer heraus, "Valfar, Ein Windir" heißt das finale melancholisch-belebende Tondokument einer außergewöhnlichen Formation.
Melancholie und Belebung bilden dabei keinen Gegensatz, WINDIR verstanden es immer, eisige Black-Metal-Parts, melancholische Gitarrenriffs und selbst freundliche Harmonien in ihrem Sound zu vereinigen. Auf "Valfar, Ein Windir" wird diese enorme Spannweite auf gleich zwei CDs in 130 Minuten zelebriert. Erst einmal überraschen die letzten beiden neuen Songs 'Stri' und 'Stridsmann' durch fast schon optimistische Klänge. 'Stri' stammt noch von 2003, da waren WINDIR auf dem Höhepunkt ihrer Karriere. Der letzte Song aus Valfars Gedankenwelt heißt 'Stridsmann', hier eingesungen von Gitarrist Sture. Die nächsten beiden Titel sind dagegen neu eingespielte Versionen von altem Material, besonders 'Dans Pa Stemmehaugen' glänzt mit einem göttlich-melancholischen Gitarrenintro, wie es in dieser Form wohl nur aus Norwegen kommen kann - in seinem Verlauf gleicht dieser typische WINDIR-Song einem tänzelnden Flug über die weite Fjordlandschaft der zerklüfteten skandinavischen Küste. Sehr inspirierend.
Von der Kraft und den Ideen solcher Klangkunst lassen sich auf CD eins gleich noch vier andere Bands anstecken. Bei der göttlich rasenden ENSLAVED-Interpretation von 'Dauden' kriechen Gänsehäute wie von selbst den Körper herauf. Es folgen FINNTROLL, die ja selbst schon den Tod eines Bandgründers verkraften mussten: Sie geben dem 'Ending'-Smasher einen humpaesken Einschlag, der Song endet mit einem letzten Schrei in Richtung der Seele von Terje: "Heia Windir! Heia Valfar!". Die NOTODDEN ALLSTARS gibt es eigentlich nicht, nur für diesen Song haben sich Samoth und Trym (ZYKLON, Ex-EMPEROR), Invictus (DISIPLIN) und 'voice of hell' Cosmocrator (MINDGRINDER) zusammengefunden und zelebrieren 'Destroy' in zerstörerischsten Death-Metal-Farben. Ein Totalausfall ist dagegen die E-HEAD-Tekkno-Version von 'Morkets Fryste', die so billig wie Rummelmusik vor sich hinnuddelt und das Original fürchterlich schändet - echte Blasphemie! Ein Freund der Band besingt schließlich noch mit 'Likbor' den im Schnee Versunkenen und kreiert ein empfindsames und von Trauer durchzogenes Klagelied.
Die Band darf zum Abschluss der ersten CD noch einmal hörbar zeigen, was WINDIR live bedeutete: Endlos lange Black-Metal-Streifzüge entlang finsterer Seelenpunkte, dunkle folkloristische Wege, die Fans von OPETH, SATYRICON, ENSLAVED oder ULVER nur allzu gerne auch beschreiten - ergriffen von Melodien wie sie etwa 'Svartasmeden Og Lundamyrstrollet' im Übermaß bietet. Die Stimme von Valfar keift dabei zynisch, böse, kalt; und klingt doch in einem gewissen Maß heulend vor Schmerz und innerer Verletztheit. Ein ähnlich monumentaler Track ist 'Blodssvik', das langsam beginnt und in einen so eisig-bezaubernden Song mündet, dass sich die Seele des Hörers in den eigenen Armen festsetzen und sie beide nach oben reißen will, nur um der mystischen Stärke dieser Black-Metal-Ode zu entkommen. Was für ein Musiker ist hier nur verloren gegangen?!
Diese Frage stellt man sich auch auf CD zwei immer wieder, die als typische Best-of die intensivsten Studio-Momente der zehnjährigen Karriere von WINDIR in sich bündelt - hier ist jedes Stück für sich ein Perle, vom ersten Album "Sognariket" bis zu "Likferd" aus dem Jahr 2003 hielten WINDIR konsequent an ihrem zum Teil hymnischen Viking Black Metal fest. Momente wie die klaren Männer-Rufe in 'Krigaren Si Gravferd' sind mit dieser Band auf ewig ins musikalische Gedächtnis der Welt gebrannt, die Stimme von Valfar hat sich in ihrer Giftigkeit daneben eingeätzt. WINDIR, das war eine Band fernab jedes Trends: Wo DIMMU BORGIR spätestens mit "Entthroned Darkness Triumphant' ihren norwegischen Wurzeln lyrisch entsagten, hielt die Band um Valfar ihre Heimatsprache in Ehren - obgleich die fünf Musiker sicher wussten, dass ihre Musik mit englischen Texten international mehr Käufer finden würde.
Zusammen mit der wunderschönen Aufmachung - allein das göttliche Schwarz-Weiß-Foto auf dem Cover ist den Kauf wert - ist "Valfar, Ein Windir" in seiner Gesamtheit die Essenz dessen, was norwegische Bands vom Rest der Welt unterscheidet: Eine Erhabenheit, lässig ausgespielt, im Bewusstsein innerer Kraft, gefühlter Natur und einer langen geschichtlichen Tradition. Zum Glück haben drei der verbliebenen Musiker nach der Tragödie noch einmal ihren Mut zusammengenommen: Die neue Band von Hvall, Steingrim und Sture heißt VREID, die Klasse-CD dazu "Kraft" ...
Anspieltipps: Alles...
- Redakteur:
- Henri Kramer