WINGFIELD REUTER SIRKIS - Lighthouse
Mehr über Wingfield Reuter Sirkis
- Genre:
- Fusion / Progressive Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Moonjune Records
- Zinc
- Derecho
- Ghost Light
- Magnetic
- A Hand In The Dark
- Transverse Wave
- Surge
Instrumentalstoff im Freakshow-Design
Als sich Mark Wingfield, Markus Reuter und Asaf Sirkis vor ziemlich genau zwei Jahren für eine knappe Woche im Studio verschanzten, sperrten sie alle Türen zu und ließen sich von der Magie des Moments inspirieren. Das Material ihres ersten Silberlings war zwar vorab komponiert, einige zusätzliche Ideen lagen ebenfalls noch in der Pipeline, aber dass das Trio schließlich zu einem ultimativen Schlag ausholen würde, in dessen Zug Material für mehr als drei Scheiben entstehen sollte, hatten die Herren in jenen sechs Tagen wohl selber nicht auf dem Schirm.
Nachdem man mit "The Stone House" zunächst das eigentliche zweite Werk in der Chronologie der Ereignisse veröffentlicht hatte, konnte WINGFIELD REUTER SIRKIS relativ schnell das Interesse der Prog/Jazz-Gemeinde auf sich ziehen. Das Material war relativ abgefahren, hatte zwar einige solide Anker, überzeugt im Großen und Ganzen aber vor allem mit seinem Improvisationstalent. "Lighthouse", in der Konzeption eigentlich der Vorgänger, aber nun erst das zweitveröffentlichte Werk, setzt hier sogar noch krassere Zeichen, aber auch Akzente, die weit über das Feeling eineer Jam-Session hinausgehen. Dem düsteren, noch halbwegs überschaubaren Opener 'Zinc' lässt die Band mit der ziemlich zerfahrenen Achterbahnreise 'Derecho' bereits einen Song folgen, dessen schier brutale Experimentierfreude Resultate erzielt, die wahrlich nichts für schwache Nerven sind. Rasante Tempo- und Stimmungswechsel dominieren die Szenerie, die Saitenarrangements streifen den Jazz in allen Facetten, und während man sich noch fragt, ob es eigentlich noch drastischere Entfremdungen der eher gewagteren KING CRIMSON-Kompositionen gibt, setzen die drei Musiker gleich wieder einen drauf und feiern die Unberechenbarkeit ihrer Songs.
Dass das 14-minütige 'Ghost Light' nachfolgend wieder zurück zu den Basics geht, einige Ambient-Flächen anreißt, dann wieder in den durchgeknallten Modus schaltet, nur um schließlich in die trippige Rhythmus-Show des immerhin noch 11-minütigen 'Magnetic' zu switchen, unterstreicht dieses kreative Inkognito, aus dem diese Platte ihre Kraft zieht, das aber genauso zu einer unheimlich heftigen Herausforderung wird. "Lighthouse" wird man nämlich nur dann mögen, wenn einem instrumentale Abfahrten nicht durchgeknallt genug und improvisierte Sounds nicht ausreichend irrwitzig sein können. Diese Voraussetzungen liefern die sieben Stücke dieses Albums dann aber auch als volle Breitseite - und manchmal vielleicht auch schon eine Spur zu offensiv. Der Weg ins "Lighthouse" ist ein folgenreicher Trip, bei dem letztendlich klar ist, dass ihn nur nervenstarke Hörer unbeschadet überstehen werden.
Anspieltipps: Derecho, Ghost Light
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Björn Backes