WINTER SOLSTICE - The Fall Of Rome
Mehr über Winter Solstice
- Genre:
- Thrash Metal / Metalcore
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 07.03.2005
- Following Caligula
- Calibrate The Virus
- Watcher
- Courtesy Bow
- The Fall Of Rome
- Malice In Wonderland
- 55/23
- The Hampton Roads Fourth Annual Parade Of The Blind
- To The Nines
- L'Aeroport
Auch wenn die Wintersonnenwende ein hoher heidnischer Festtag ist, handelt es sich bei der Band dieses Namens nicht um eine Wikingerhorde, die gerne Rom zum Einstürzen bringen würde. Die Jungs kommen aus Lynchburg im Staate Virginia und haben im vergangenen Jahr mit "The Pulse Is Overratet" ein Debütalbum vorgelegt, das Metal Blade auf den Plan gerufen hat, sich ein weiteres Pferd im Sektor Metalcore in den Stall zu stellen, da dieser Stil ja gerade sehr angesagt ist. Vorliegender Zweitling ist dann auch mehr oder weniger die übliche Mischung aus schneidendem, reich mit Breaks verziertem Death/Thrash-Riffing der moderneren schwedischen Schule mit Versatzstücken aus dem melodischen Death Metal und Hardcore, die man heutzutage eben in dieser Schublade unterbringt. Wobei man die Hardcore-Roots von WINTER SOLSTICE kaum noch raushören kann. Zumindest rückt das Core-Element sehr stark in den Hintergrund. Damit wird die Musik auch etwas technischer. In fast durchweg hohem, angezogenem Tempo riffen sich die Herren Goins und Turner sehr kompetent durch die Botanik, setzen aber auch hin und wieder sehr schöne, scharfe Breaks, um einen groovenden Einschub zu zelebrieren, der auch etwas gediegene Heaviness rüberbringt, was sich in einem Stück wie 'Malice In Wonderland' gut nachhören lässt.
Sänger Matt Tarpey deckt ebenfalls das gesamte Spektrum ab, wobei er meist mit keifendem Geschrei glänzt, aber auch Ausflüge ins Fach des Growlens und Brüllens unternimmt. Ganz selten bekommt man dann auch die eine oder andere clean gesungene Passage zu hören, was die jeweiligen Songs (z. B. 'Courtesy Bow') dann ein wenig abwechslungsreicher gestaltet und aus einem ansonsten eher eindimensionalen Werk heraushebt. Das ist ein wenig das Manko bei WINTER SOLSTICE. Man ist musikalisch mehr als kompetent und setzt sich auch produktionstechnisch gut in Szene, lässt es jedoch im Bereich des Songwritings noch ein wenig abwechslungsarm zugehen und hat es für meine Ohren auch nicht immer geschafft, mit seinen Stücken richtig zu fesseln. Es hört sich zwar alles ganz gut an, aber viele Songs zünden nicht wirklich. Ich bin aber auch nicht der Überfan des Genres und selbst ich finde einen Song wie 'To The Nines' mit seinen eingängigen Riffs und headbangkompatiblen Passagen richtig gut. Auch das kurze, instrumentale Titelstück kann begeistern.
Alles in allem könnte ich mir gut vorstellen, dass eingefleischte Metalcoreler durchaus mit "The Fall Of Rome" warm werden. Aber wenn man sich in einer angesagten, boomenden Szene als Newcomer durchsetzen will, dann reicht es halt meistens nicht, einfach nur gut zu sein. Man muss entweder überragend sein oder völlig eigenständig. Das war im Death Metal so, fünf Jahre später kam der Effekt im Black Metal und nun ist eben der Metalcore an der Reihe. WINTER SOLSTICE haben das Zeug dazu, sich zu etablieren und den Boom zu überleben, da bin ich ganz sicher, aber an die Speerspitze der Bewegung werden sie sich mit diesem Album (noch) nicht setzen können. Dazu fehlt es noch ein wenig am Wiedererkennungswert.
Konzeptionell dreht sich die ansprechend aufgemachte Scheibe übrigens um den Fall des römischen Weltreichs und dessen Parallelen zur momentanen Situation der westlichen Zivilisation. Das hört sich sehr interessant an, aber da die Herrschaften vom Label darauf verzichtet haben, dem Rezensenten die Texte zukommen zu lassen, kann ich leider nicht beurteilen, wie gut die Umsetzung dieses Konzeptes gelungen ist. Jedenfalls bietet das Thema durchaus Stoff für fesselnde Lyrics.
Anspieltipps: To The Nines, Malice In Wonderland, Courtesy Bow
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle