WINTER (DE) - Keeping The Flame Alive
Mehr über Winter (DE)
- Genre:
- Rock / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Wintergoth Records
- Release:
- 11.10.2024
- Keeping The Flame Alive
- Wheel Of Fortune
- Guadians Of Life
- Into The Fire
- Time Traveller
- Fist Of Iron
- Twist Your Fate
- Signs Of Danger
- Gods Of Terror
- Stand Up For Metal
- Delusions In G Minor
Unentschlossener Grenzgang zwischen Gothic Rock und Heavy Metal.
Umtriebig könnte man Gitarrist, Sänger, Hörspiel-Autor und Verleger Markus Winter nennen, immerhin hat er trotz seiner vielen Beschäftigungen in den letzten drei Jahren mit seinem Bandprojekt WINTER ebensoviele Alben herausgebracht. Das Dreierpack aus den Langspielern "Pale Rider" (2021), "Fire Rider" (2022) und "Heroes" (2023) begann dabei irgendwo im Gothic Rock mit Hard-Rock-Schlagseite, schraubte aber mit jeder neuen Veröffentlichung den Härtegrad etwas weiter nach oben. Schaut man nun auf die Gästeliste des neuen Albums "Keeping The Flame Alive", die Ralf Scheepers von PRIMAL FEAR, MOONSPELL-Drummer Hugo Ribeiro und Siggi Schüssler (MESSENGER) umfasst, könnte man meinen, dass der Sprung in den Metal-Sektor anno 2024 endgültig vollzogen wurde.
Ganz so einfach ist es aber nicht, denn gerade die dunklen Vocals von Markus und auch die oftmals melancholischen Gitarren können in den elf Songs oftmals die Zuneigung zu den Achtzigern und Gothic-Rockern wie DANZIG oder THE 69 EYES nicht verbergen. Gleichzeitig schimmert aber auch die Liebe zum traditionellen Teutonenstahl auf "Keeping The Flame Alive" noch stärker durch als auf dem direkten Vorgänger, wobei von ACCEPT über HELLOWEEN und GAMMA RAY bis hin zu BLIND GUARDIAN sämtliche Größen der hiesigen Metalszene munter zitiert werden. Wie das Ganze klingen kann, zeigt dabei schon der eröffnende Titeltrack, der gotisch rockend beginnt, sich im Refrain aber plötzlich zu einer Heavy-Metal-Hymne aufschwingt und schlussendlich von einem tollen Mittelteil garniert wird, bei dem Markus auch zeigt, dass halbsbrecherische Soli zu seinem Repertoir gehören. Auch wenn gerade der kehlige Gesang des Bandkopfes nicht immer meinen Geschmack trifft und der Text sich für meinen Geschmack etwas zu sehr in typischen Metal-Klischees suhlt, muss ich der Nummer zugestehen, dass sie ein echter Ohrwurm ist und durchaus für den weiteren Verlauf des Albums hoffen lässt.
Erfüllt werden die Erwartung danach aber eher selten, denn auch wenn sich 'Wheel Of Fortune' mit Gastbeitrag von Ralf Scheepers als perfekte Teutonenstahl-Nummer zum Durchstarten anschickt, zeigt sie auch deutlich, wo es bei WINTER heuer noch hapert. So wird Ralfs charismatisches Organ in den Strophen nicht perfekt in Szene gesetzt, während Markus selbst den Refrain übernimmt, gerade in den druckvolleren Lagen mit seinem eher für Gothic Rock ausgelegten Organ aber nicht wirklich überzeugen kann. Unterstützung bekommt die Nummer dabei auch nicht von der Produktion des Silberlings, die irgendwie bei Drums, Bass und Gitarren oftmals seltsam kraftlos klingt und eher an die Gothic-Rock-Ausflüge angepasst zu sein scheint, was beispielsweise der Beginn von 'Guardians Of Life' beweist. Einzig die tollen Soli von Markus bleiben über den gesamten Verlauf der Scheibe hinweg ein Ohrenschmaus.
Nun soll diese Kritik aber natürlich nicht heißen, dass "Keeping The Flame Alive" ein Album zum Vergessen wäre. Das wäre auch nicht gerecht, denn an vielen Stellen hat die Scheibe tolle Ideen, coole Riffs und auch mal eine eingängige Hookline zu bieten. Trotzdem werde ich das Gefühl nicht los, dass Markus sich einfach im Gothic Rock deutlich wohler fühlt, gleichzeitig nun allerdings Heavy Metal machen möchte, aber nicht so richtig weiß, wie viel Breitwand-Riff-Attacken er seinem Publikum zumuten kann. Heraus kommt so ein irgendwie fauler Kompromiss, der etwas unschlüssig zwischen den musikalischen Stühlen sitzt und das Potential des Bandprojekts nicht richtig zur Geltung bringt. Gespannt wie ein vollständiger Sprung in die Teutonenstahl-Ecke klingen könnte, bin ich trotzdem, nur bräuchte es dann eben eine entsprechend druckvolle Produktion und vor allem einen Sänger mit einer voluminöseren Gesangsstimme. Will man nämlich mit Kollegen wie BLIND GUARDIAN oder HELLOWEEN mitspielen, dann müssen eben auch die großen Hooklines sitzen und überzeugend rüber gebracht werden.
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs