WINTERBLOOD - Herbstsehnsucht
Mehr über Winterblood
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Le crepuscule du Soir
- Release:
- 14.06.2013
- Nur der Tod hat mir Erlösung gebracht
- Mit jedem Abschied wird Erinnerung geboren
- Raserei des Meeres
- Dernière
- My Eternal Grave
- Herbstsehnsucht
- Saturnnebel
- Dernière (Instrumental Version)
Facettenreicher Black Metal für die kalte Jahreszeit
Die deutsche Black Metal Band WINTERBLOOD hat es bis heute nicht einfach. Zwischen Gründung und fertigem Debüt liegen mittlerweile sechs Jahre. Das Musikprojekt bestand zu Beginn nur aus einer Person und erst gegen Ende 2012 schaffte man es, alle Posten zu besetzen. Immer wieder kämpfte man mit dem Besatzungskarussell und ein Ende scheint mit dem aktuellen Ausstieg des Gitarristen Custos Corvus noch nicht in Sicht zu sein.
Trotz aller Widrigkeiten liefert man mit "Herbstsehnsucht" ein Werk ab, das sich durchaus sehen und hören lassen kann. Gleich zu Beginn startet man mit einem Lied ('Nur der Tod hat mir Erlösung gebracht'), das den Beinamen "Überlänge" durchaus zu recht verdient und so gibt es schönen Schwarzmetall der älteren Schiene. Es ist von der Produktion rau und nicht so glatt geschliffen, wie man es von anderen Genres gewohnt ist. Ein kleines Solo ist auch zu vernehmen und gerade dieser Hauch von diabolischem im Gesang macht zwar den Einstieg für den Hörer ein wenig schwierig, aber legt schon mal ein gutes Maß dessen vor, was nun zu erwarten ist. Die darauf folgenden Titel 'Mit jedem Abschied wird Erinnerung geboren' und 'Raserei des Meeres' sind von der Zeit nicht weniger kürzer und vor allem letzteres übersteigt alles. Die Wahl der Songnamen haben durchaus ihre Berechtigung. So orientiert man sich zunächst auf eine eher depressive, melancholische Atmosphäre, gepaart mit einer Portion Weltschmerz und Hass. Man geht jedoch weiter und so setzt sich 'Raserei des Meeres' kompositionell vom Rest der Scheibe ab. Es gibt viel mehr melodische Gitarrenparts, einige Cleangesangpassagen und dies im Mix mit bekannten Elementen aus dem Black Metal. Es geht zur obligatorischen Ballade mit dem Namen 'Derniere' über, dass leider nicht in französisch gesungen wird. Man beginnt mit einer ruhigen Akustikgitarre, welche erneut vom Cleangesang begleitet wird. Ich bin weiterhin unschlüssig, ob sie nun gut oder schlecht ist, denn das dürfte eindeutig Geschmackssache sein.
Schließlich wechselt man doch zu schnelleren Rhythmen und so macht man um die Shoegazeabteilung einen eleganten Schwenker vorbei. Das einzig fremdsprachige Lied auf der Scheibe trägt den Namen 'My Eternal Grave' und greift in jeglicher Hinsicht die Musik des vorherigen Stückes wieder auf. Nettes Gimmick ist die fiese Lache am Anfang und stimmt auf den härteren Sound an. An nächster Stelle rückt nun das Titellied des Albums an. Stimmungsvoll verarbeitet man einige Regenspuren ein und regt durch diese eine sehr ruhige Atmosphäre zum Träumen ein. Besonderheit hier ist das stetige Wechselspiel zwischen den unterschiedlichen Gesangsfacetten. Die Übergänge sind recht angenehm und hören sich in keinsterweise abgehakt an. Für das Solo hat man etwas tiefer in die Melodienkiste gegriffen und so lässt man es langsam und sanft ausklingen. Für das Finale gibt es nochmal das Beste aus allen Liedern und serviert mit 'Saturnnebel' eine sehr abwechslungsreiche Kost. Für etwas Verwirrung sorgt die Stelle, bei der Growls verwendet werden, womit ich ehrlich gesagt nicht gerechnet habe, aber das ist nicht negativ zu werten, sondern demonstriert erneut die Experimentierfreudigkeit der Musiker. Zum Abschluss gibt es noch eine instrumentale Version von 'Derniere' zu hören, die nun endgültig zum gedanklichen Abdriften einlädt.
Was bleibt zu sagen? "Herbstsehnsucht" ist nach den heißen Sommertagen ein Wunsch, der allein vom Namen viel Anklang finden wird und nicht zuletzt das verspricht, was es ausdrückt. Schon nach den ersten Sekunden wird schnell klar, dass man dieses Album nicht einfach so in den CD-Player schieben kann, sondern das es durch seine Vielschichtigkeit besondere Aufmerksamkeit erfordert. Also genug nachdenkliches Material, um mit grimmigen Gesicht durch die Wäldern zu ziehen und sich an der kalten und rauen Seite der Jahreszeiten zu ergötzen.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Hang Mai Le