WINTERFYLLETH - The Reckoning Dawn
Auch im Soundcheck: Soundcheck 05/2020
Mehr über Winterfylleth
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Candlelight
- Release:
- 08.05.2020
- Misdeeds Of Faith
- A Hostile Fate (The Wayfarer, Part 4)
- Absolved In Fire
- The Reckoning Dawn
- A Greatness Undone
- Betwixt Two Crowns
- Yielding the March Law
- In Darkness Begotten
Für Freunde historisierender, schwarzmetallischer Epen, die im Loudness-War bestehen.<br />
Viel harte Arbeit und ein enorm hoher Veröffentlichungstakt haben dafür gesorgt, dass es diesem Quintett in doch recht kurzer Zeit gelungen ist, sich ganz nach vorne unter die Meister der schwarzen Schmiedekunst Britanniens zu kämpfen. Seit gut zwölf Jahren ist WINTERFYLLETH am Start und "The Reckoning Dawn" ist bereits das siebte Studioalbum der Band, die sie mich Haut und Haar dem schwarzen Stahl und mystischen und mythischen Themen der britischen Historie verschrieben hat. Dabei ist der künstlerische Ansatz ein altbekannter, doch immer wieder gerne genommener: Bei allem Ingrimm und aller Raserei und Heaviness, fällt die Melodie niemals dem Inferno zum Opfer. Es ist immer ein melodischer roter Faden zu erkennen, die sanft verwobene keltisch-britische Pentatonik konntert den Tritonus, und so entsteht unweigerlich diese für Bands von den britischen Inseln so typische Melodiearbeit, die noch nicht einmal auf das Black-Metal-Genre festgelegt ist.
Denkt an SOLSTICE im Doom, an DARK FOREST im Heavy Metal oder eben an die Iren von PRIMORDIAL und deren schwarzmetallische Frühphase: Wenn dich unabhängig vom präferierten Genre plötzlich eine eindringliche, märchenhafte Melodie voller altertümlicher Anmut umgarnt und plötzlich am Arm packt und mitreißt in eine versunkene Welt voller grüner Hügel, moosbewachsener Menhire, Schlachtengetümmel, Eichenschild, Brillenhelm und Streitaxt, dann bist du angekommen. Dieses Metier verstehen auch die fünf Jungs von WINTERFYLLETH vortrefflich. Wo die klirrenden und surrenden Gitarren erbarmungslose schwarzmetallische Härte zelebrieren und grimmige Schlachten schlagen, da ist es immer wieder die akustische Gitarrenmelodie wie bei 'A Greatness Undone', die ein folkloristisches Flair erzeugt, da ist es eine erhabene Synthesizer-Front, die eine mystische Stimmung voller Zauber und Macht erzeugt, und da ist es das kristallklar und scharf wie Excalibur durch das infernalische Schlachtengetümmel schneidende Gitarrensolo voller melodischem Anklang an keltisches und angelsächsisches Liedgut, was dich auf eine Reise mitnimmt und dafür sorgt, dass dich nicht nur der Klangwall erschlägt und die Raserei niedermäht.
Damit sind wir dann auch beim einzigen nennenswerten Kritikpunkt, den "The Reckoning Dawn" bietet: Das Album ist laut. Sehr laut. Zumindest bei der Klangqualität der Promo fällt es mir schwer, die Anlage so einzustellen, dass sich eine dem Ohr angenehme Dynamik einstellt. Gerade wenn eine Band so viel Wert auf variable melodische Arrangements legt, und auch gerne mal akustische Sequenzen einbaut, die danach lechzen piano gespielt zu werden und so einen noch plastischeren Kontrast zur dominierenden schwarzmetallischen Attacke zu erzeugen, ist es besonders schade, wenn der Klang insgesamt zu viel Dauerdruck aufs Ohr ausübt und auch recht oft übersteuert. Hier hätte die Band mit einer ausgewogeneren, dynamischeren Produktion, die auch die leisten Momente betonen kann, nochmals deutlich gewinnen können.
Doch selbst wenn so manche Feinheit der Lautheit zum Opfer fällt und die Kompletteinfuhr des Albums für die Gehörgänge etwas anstrengend ist, so muss ich WINTERFYLLETH auf jeden Fall rundum gelungenes Songwriting attestieren, das etwa 'Yielding The March Law' zu einem packende Black-Metal-Epos mit ganz dezent folkiger Note und brillanter erzählerischer Kraft macht. Für Freunde historisierender, schwarzmetallischer Epen ist WINTERFYLLETH ein gefundenes Fressen, das sich allerdings noch prominenter positionieren könnte, wenn die Regler nicht allzeit auf Anschlag wären.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle