WISDOM - Judas (2010)
Mehr über Wisdom
- Genre:
- Melodic Speed Metal
- ∅-Note:
- 8.25
- Label:
- Nail Records / Hammer World
- Release:
- 04.04.2011
- Fallin' Away From Grace
- Somewhere Alone
- Age Of Lies
- Live Forevermore
- Wander The World
- Heaven And Hell
- Silent Hill
- At The Gates
- The Prodigal Son
- Judas
Melodic Speed Metal, so frisch wie vor fünfzehn Jahren "The Fourth Dimension" oder "Glory To The Brave".
Der klassische Melodic-Speed-Metal, heute oft Euro-Power-Metal genannt, darbt ja seit einigen Jahren eher ziellos dahin. Die inneren Kreise der Metalszene tun ihn als Musik für Teenager und Rollenspieler ab, die Plattenfirmen nehmen immer weniger Newcomer unter Vertrag und der breiten Masse der Metalfans kann man kaum noch etwas neues aus diesem Genre verkaufen, weil in den Jahren nach HAMMERFALL zu viel halbgares und belangloses Material die Szene überschwemmte. Das erzeugt eine gesunde Skepsis, und so haben auch die wirklich guten jungen Bands ihre Probleme, noch gehört und erhört zu werden.
Zu den guten Bands des Genres würde ich die noch immer recht jungen, wenn auch schon seit zehn Jahren aktiven Ungarn von WISDOM zählen, die vor einigen Monaten mit "Judas" ihr zweites vollständiges Studioalbum über das magyarische Qualitätslabel Nail Records veröffentlichen konnten. Die Scheibe hat nämlich im Endeffekt alles, was der Genrefan sich nur wünschen kann. Einen tollen Sänger, der sich hochmelodisch in die höchsten Tonlagen jongliert und dabei an eine Mischung aus Timo Kotipelto, Joacim Cans und Bernhard Weiss erinnert, dazu starke Backing-Chöre, melodische Arpeggios der Leadgitarren, flottes Double-Bass-Drumming und Harmonien zwischen songdienlich metallisierte Neoklassik, folkigen Akustikarrangements und gutem altem deutschen Kürbisgeist. Ach ja, und die anglophilen Zeitgenossen können sich auch beruhigen, Frontmann Gabor Nagy singt nämlich in weitgehend akzentfreiem Englisch.
Mir ist natürlich durchaus bewusst, das uns die Jungs aus Budapest nichts Neues mehr auftischen können, und natürlich gibt es auch bei WISDOM Kitsch, Pathos und Bombast wie Nutella mit dem Löffel, aber ganz ehrlich Leute, die Burschen machen ihre Sache einfach erfrischend gut und mit hörbarer Spielfreude. Das fühlt sich ähnlich an, wie seinerzeit "The Fourth Dimension" von STRATOVARIUS, die erste HAMMERFALL oder andere Referenzscheiben des Genres, und das bekommt man eben in den letzten fünfzehn Jahren eben doch nicht mehr alle Tage serviert. Mir scheint, ich habe eben meine Freude an einem alten Lieblingsgenre wieder entdeckt, und schuld sind fünf Burschen aus der pannonischen Tiefebene. Mein Dank dafür!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle