WISENT - The Acceptance. The Sorrow.
Mehr über Wisent
- Genre:
- Post Hardcore
- ∅-Note:
- 7.25
- Label:
- DevilDuck Records
- Release:
- 01.12.2023
- Lullaby To The Lost
- Invincible
- Scars That Remain
- Martyr
- A Sea to Scream
- Withered Away
- Burden
- Alone In Nothingness
- The Last Scavenger
- Over The Horizon
Spannendes und ambitioniertes Debüt der Sachsen.
Es ist immer wieder unfassbar wie viele musikalische Newcomer uns die Corona-Zeiten beschert haben. So scheinen auch die Leipziger WISENT die plötzlich erzwungene Freizeit genutzt zu haben, um an ihrer Musik zu arbeiten und präsentierten schlussendlich im Oktober 2020 die EP "Seething", die nicht nur die Post-Hardcore-Fangemeinde, sondern auch die Verantwortlichen bei Devil Duck Records, auf die Band aufmerksam machte. Selbige nahmen den Vierer, der übrigens seine Wurzeln in Deutschland und Irland hat, als härteste Band des Label-Katalogs unter Vertrag, sodass der Erstling "The Acceptance. The Sorrow." nun hoffentlich mit der Unterstützung des Labels die nötige Aufmerksamkeit bekommt.
Leicht gemacht haben es sich die Sachsen dabei übrigens nicht, denn einfach ein simples Debütalbum mit zehn Tracks aufzunehmen, wäre ja auch zu einfach gewesen. Stattdessen begab sich das Quartett für zwei verschiedene Sessions in unterschiedliche Studios und spielte jeweils die beiden Hälften der Platte zu unterschiedlichen Zeiten ein, was auch der zweigeteilte Titel andeuten möchte. Die emotionale Lage während der Sessions war natürlich auch nicht identisch, weshalb die erste Hälfte unter dem Banner "The Acceptance" eher hoffnungsvolle Themen aufgreift, während "The Sorrow" sich in schwerer Düsternis und Trauer suhlt. Doch keine Sorge, so groß wie die Band den klanglichen Unterschied der beiden Teile der Platte im beiliegenden Pressetext macht, ist er eigentlich gar nicht. Denn trotz der nicht idealen Ausgangslage hat offensichtlich Jeff Dunne beim Mastering einen super Job gemacht, um frappierende Unterschiede im Ausgangsmaterial auszubügeln.
In Sachen Stimmung sieht die Sache allerdings ganz anders aus, denn hier sind die Differenzen teils frappierend. So rockt gerade die "The Acceptance"-Hälfte der Songs teils wirklich beschwingt und ließe sich für mich irgendwo zwischen Melodic Hardcore und klassischem Punkrock einordnen, wobei vor allem die heiseren Screams noch am ehesten das Post-Hardcore-Fundament verkörpern, das sich die Leipziger selbst auf die Fahne geschrieben haben. Wenig überraschend finden sich dann auch hier die Songs mit dem größten Hit-Potential, wobei es mir vor allem 'Invincible' und 'Scars That Remain' angetan haben. Ebenso ist das melancholisch angehauchte 'A Sea To Scream' nicht zu verachten, das mit seinem eher spröden und reduzierten Sound zu gefallen weiß. Ab 'Withered Away' wechselt die Grundstimmung dann aber doch recht dramatisch und, passend zu den eher finsteren Themen, wird auch die Musik zunehmenden sperriger, aber gleichzeitig auch dynamischer. 'Burden' etwa wechselt wunderbar zwischen wuchtigen Gitarrenwänden und eher atmosphärischen Passagen, was den Track zu meinem persönlichen Highlight in der zweiten Halbzeit des Albums macht. 'Over The Horizon' schlägt schlussendlich zum Abschluss sogar noch einmal die Brücke hin zum Post Black Metal und hat gerade in der Gitarrenarbeit ein paar Ähnlichkeiten zu Kollegen, wie beispielsweise DER WEG EINER FREIHEIT, aufzubieten.
Insgesamt machen all diese Zutaten "The Acceptance. The Sorrow." zu einem ambitionierten, spannenden und gleichzeitig höchst unterhaltsamen Silberling, der Großes für die Zukunft von WISENT hoffen lässt. Klar, ein paar kleinere Ecken und Kanten müssen noch ausgebügelt werden und das Songwriting kann noch den letzten Schliff vertragen, trotzdem ist der Erstling der Sachsen auch mit minimalen Schönheitsfehlern schon jetzt ein oder gar direkt zwei Ohren beim Antesten wert. Chapeau!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs