WITCHCRAFT - Nucleus
Auch im Soundcheck: Soundcheck 01/2016
Mehr über Witchcraft
- Genre:
- Doom Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Nuclear Blast Records
- Release:
- 15.01.2016
- Malstroem
- Theory Of Consequence
- The Outcast
- Nucleus
- An Exorcism Of Doubts
- The Obsessed
- To Transcend Bitterness
- Helpless
- Breakdown
Retro-Sahneschnitte
Still ist es geworden um die Wegbereiter der Retrowelle, auf denen Bands wie GRAVEYARD und Konsorten so erfolgreich schwimmen. WITCHCRAFT, das Ziehkind des introvertierten Genies Magnus Pelander, wurde die harte Vorarbeit, die man geleistet hat, bislang nicht gebührend honoriert. Das mag daran liegen, dass das Mastermind so gar nicht Bock darauf hat, im Mittelpunkt zu stehen und sein Werk in der Öffentlichkeit zu bewerben.
Stattdessen konzentriert er sich lieber auf seine eigentlichen Stärken: das Musikmachen. Und das ist ihm auf "Nucleus", dem fünften Streich seines Babys WITCHCRAFT, einmal mehr eindrucksvoll gelungen. Die größte Überraschung gleich zu Beginn: Vom "Legend"-Lineup ist nur mehr Mr. Pelander übrig. Sein Mitstreiter der ersten Minute, Ola Henriksson am Bass, ist genauso wenig an Bord wie Drummer Oscar Johansson und das (Lead-) Gitarristen-Gespann Tom Jondelius/Simon Solomon. Ob der Lineup-Wechsel letztlich darauf zurückzuführen ist, dass "Legend" so zwiespältig aufgenommen worden ist oder ob man sich einfach auseinandergelebt hat, ist irrelevant. Denn "Nucleus" kann so ziemlich alles und lässt den starken Vorgänger schnell vergessen.
'Malstroem' stellt als Opener gleich einmal die Weichen für die knapp 70 Minuten folgende Feinkost. 185 Sekunden lang baut sich der Song auf. Ein wunderschönes Akustik-Intro samt Querflöten-Einsatz leitet ein, ehe die gesamte Band einsetzt - zäh, treibend und durchgehend stilvoll und originell. Der unkonventionelle Aufbau, die enorme Bandbreite an Distortion-Sounds und die fast schon jugendhafte Leichtigkeit in der Darbietung lässt dabei freudig an das Bandhighlight "Witchcraft" denken. Ganz hervorragend.
Der Mammuteröffnung stellt WITCHCRAFT den zweieinhalb-minütigen Doom-Groover 'Theory Of Consequence' nach. Der übersteuerte Gesang ist retro as fuck und eine weitere Remeniszenz an die Anfangstage der Schweden. Dass Pelander auf einen Sidekick an der Gitarre verzichtet hat, war die richtige Entscheidung. Das Trio groovt intensiver als je zuvor und auch unmetallische Instrumente wie die von mir an sich gehasste Panflöte kommen zum Einsatz. Wie in 'The Outcast', dem unbestreitbaren Highlight auf "Nucleus". Mit welcher Leichtigkeit WITCHCRAFT in dem Song vor sich hin doomt, steckt an. Ich kann jedenfalls nicht still sitzen, wenn das Lied läuft.
Wie wenig Pelander anno 2016 einen darauf gibt, wie die Öffentlichkeit auf sein neuestes Schaffen reagieren wird, zeigt sich auch in der Spieldauer der einzelnen Songs. Mit vier Longtracks jenseits der Sieben-Minuten-Marke fordert das Trio den Hörer heraus, belohnt ihn dafür mit genauso vielen "kürzeren" Nummern.
Die Produktion klingt herrlich erdig und lebendig (was Kritiker an "Legend" unberechtigterweise bemängelten), das Zusammenspiel ist perfekt - bleibt zu hoffen, dass WITCHCRAFT der verdiente Erfolg mit "Nucleus" nicht wieder verwehrt bleibt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Haris Durakovic