WITHERING SURFACE - Exit Plan
Mehr über Withering Surface
- Genre:
- Melodic Death Metal
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Mighty Music
- Release:
- 07.06.2024
- [Enter]
- Exit Plan
- Where Dreamers Die
- Not The Destination
- The Oracle
- I Finally Lost (All Faith In Humanity)
- Denial Denial Denial
- Finish What You Started
- You Hurt This Child
- Mindreader
Feiner Grenzgang zwischen Melodic-Death-Tradition und -Moderne.
Die dänischen Melodic-Deather WITHERING SURFACE hatten irgendwie ein unglückliches Timing in ihrer Karriere. Gegründet im Jahr 1993 gehört das Quintett zur ersten Welle der skandinavischen Melodic-Death-Revolution, löste sich allerdings im Jahr 2004 nach vier Langspielern auf, gerade als Kollegen wie IN FLAMES von Megaseller zu Megaseller eilten. Im Jahr 2019 juckte es Sänger Michael H. Andersen und Gitarrist Allan Tvedebrink aber wieder in den Fingern und sie meldeten sich mit neuer Besetzung und dem Comeback "Meet Your Maker" zurück. Fünf Jahre später folgt nun mit "Exit Plan" der insgesamt sechste Langspieler der Bandgesichte, der uns zehn frische Kompositonen der Dänen präsentiert.
Der Weg zum fertigen Album war allerdings nicht gerade einfach, denn erst zertstörte die Corona-Pandemie sämtliche Pläne zur Promotion des Vorgängers, dann erschwerten nicht nur diverse Lockdowns die Arbeiten am Nachfolger, sondern das Besetzungskarussel dreht sich auch mächtig, sodass sich mit Troels Lund-Sørensen (Schlagzeug) und Marco Angioni (Gitarre) direkt zwei Neuzugänge erstmalig auf "Exit Plan" präsentieren dürfen. Musikalisch ist das Quintett dabei irgendwie am Zeitpunkt der erstmaligen Auflösung eingefroren, was mir allerdings sehr gelegen kommt, haben die Dänen damit doch die radikale Modernisierung verschlafen, die Acts wie IN FLAMES oder auch DARK TRANQUILLITY durchgemacht haben, und befördern uns mit dem eröffnenden Titeltrack 'Exit Plan' (Das Intro '[Enter]', das durchaus gefällig ist, lassen wir hier einmal außen vor) zurück zur Jahrtausendwende. Soll heißen, es werden wuchtige Riffs in bester AT THE GATES-Manier serviert, die gleichzeitig mit mächtig eingängigen Melodiebögen gekoppelt werden, sodass mir angesichts des durchaus vorhandenen Hit-Potentials der Nummer sogar das Mammutwerk "Clayman" in den Sinn kommt.
Doch auch klassischere Töne beherrschen die Jungs nach der Wiedervereinigung noch, was etwa 'Where Dreamers Die' mit deutlicher Melodic-Black-Metal-Schlagseite unter Beweis stellt. Im Solo wird es dann sogar fast Heavy-Metal-lastig, was der rundum gelungenen Angelegenheit die Krone aufsetzt. Und ja, es geht auch durchaus etwas moderner, wenn 'Not The Destination' oder 'Denial Denial Denial' etwas mehr in Richtung IN FLAMES zu "Reroute To Remain"-Zeiten schielen und mit besonders wuchtigem Riffing glänzen. Die so abgesteckten Außengrenzen des Göteborg-Territoriums werden dann auch in den weiteren Kompositionen konsequent eingehalten und dazu genutzt, jedem Fan des Genres ein paar wunderbare Momente zu kredenzen, die einen immer wieder in Erinnerungen an die Hochphase dieses so tollen Metalstils schwelgen lassen, ohne dabei je zu dicht an eines der Originale zu geraten und damit Gefahr zu laufen, zur reinen Kopie der eigenen Idole zu werden. Einzig der Mangel an ganz großen Hits bleibt damit zu erwähnen, denn auch wenn ich mich durchweg gut unterhalten fühle, fehlt lange Zeit abseits des Titeltracks dieser eine Song, den man auch nach Stunden noch unwillkürlich mitsummt, ohne darüber nachzudenken. Am dichtesten an diese Regionen kommt noch 'I Finally Lost (All Faith In Humanity)' heran, dessen Gitarrenleads im Refrain wirklich geschmackvoll und einprägsam agieren und den Track zu meinem persönlichen Liebling machen.
Alles in allem ist "Exit Plan" damit hervorrangendes Futter für alle Fans des melodischen Todesstahls, gerade wenn ihr den deutlich moderneren und dicht am Metalcore agierenden heutigen Acts eher skeptisch gegenüber steht. WITHERING SURFACE wirft stattdessen nämlich die großen Namen der Szene gekonnt in einen Topf, gibt eine Prise "Reroute To Remain" hinzu und vermengt das Ganze zu einer schmackhaften Melodic-Death-Ursuppe. Die sorgt für kurzweilige Unterhaltung, ist nicht weit von der allerersten Liga des Genres entfernt und kann in den besten Momenten sogar ganz oben mitspielen.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Tobias Dahs