WITT, JOACHIM - Rübezahls Reise
Mehr über Witt, Joachim
- Genre:
- Dark Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ventil / The Orchard
- Release:
- 25.02.2022
- Rübezahl
- In Einsamkeit
- So fern
- Die Wölfe ziehen
- Abendwind
- Das Leben in mir
- Stern
- Die Seele
- Bernstein
- Ich spür die Liebe in mir
Ein Abschied.
Noch ein Mal schlüpft JOACHIM WITT in die Rolle des Schrats "Rübezahl" und setzt mit diesem letzten In-See-Stechen einen krönenden Abschluss auf sein Schaffen der letzten Jahre. Zum dritten Mal gibt es den monumentalen Dunkelrock, der schon vor vier Jahren mit dem ersten "Rübezahl"-Werk bei mir so gut angekommen ist. Wie gehabt maßgebend unterstützt von Chris Harms (LORD OF THE LOST) geht WITT ganz, ganz tief. Nicht nur stimmlich, auch emotional.
Dabei hätte einiges auf diesem Album mit einem etwas anderen Klangbild und vor allem weniger Elektronik auch das Label Doom Metal tragen können. Viel Melancholie, spirituelle Selbsterfahrung und -hinterfragung und geistreicher Widerspruch vor teils massiven Soundwänden und tatsächlich manchem Metal-Riff, gnadenlos eigensinnig intoniert - hier ist vieles von dem vorhanden, das manche Band zu Doom-Metal-Bands qualifiziert. Doch im Grunde sind Schubladen ja egal. Der Sound passt zu "Rübezahl", er passt zu WITTs Stimme und den düsteren Kompositionen.
Dabei schreiben die Macher dieser Berggeist-Reihe aber Abwechslung ganz groß. So gibt's bei 'Shadnai Ya' etwa Lisa Gerrard (DEAD CAN DANCE) und einen bulgarischen Chor zu bestaunen, die extrem stimmungsvolle Natur-Hymne 'Die Wölfe ziehen' entstand im Zusammenwirken mit dem Folk-Kollektiv HEILUNG, und Claudia Uhle (X-PERIENCE) darf die Duettstimme zur Ballade 'Stern' beisteuern.
Dieser Song dürfte allerdings der Tiefpunkt des Albums sein. Nicht nur wegen der Stimmung - ist ja eine Ballade -, sondern auch ganz qualitativ. Das ist schon sehr seicht und weich und poppig. Zum Glück sind die anderen zehn Stücke deutlich stärker. Neben schon erwähntem 'Die Wölfe ziehen', ist es vor allem der Doppelpack aus 'Die Seele', das geschickt Witts NDW-Gesang mit seinem jetzigen Wirken verbandelt und dem spannenden Brecher 'Bernstein', der mich vollends begeistern kann. Der doomigste Song dürfte 'Das Leben in mir' sein, das mit hartem Riff und viel Dramatik schon beim ersten Hören einen weiteren Höhepunkt erkennen lässt.
Mit dem dritten "Rübezahl"-Album legt JOACHIM WITT nun also auch diese Werkreihe zu den Akten der deutschen Musikgeschichte. "Rübezahls Reise" bildet den Abschluss einer Trilogie, die sich als sehr stimmig erwiesen hat. Die Kollaborateure konnten dreimal überzeugen und Witt darf sich mit einem weiteren klaren Höhenflug seine so schon große Diskografie veredeln. Ich bin gespannt, was er sich als nächstes ausdenkt.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Marius Luehring