WITT, JOACHIM - Thron
Mehr über Witt, Joachim
- Genre:
- Pop/Rock/Electro
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Ventil / Soulfood
- Release:
- 09.09.2016
- Einheit
- Geh deinen Weg
- Rain From The Past
- Tag für Tag
- So oder so
- Alle nicken
- Winterwald
- Wenn du mich rufst
- Weit ist der Weg
- Lebe dein Leben
- Thron
Einnehmend, gänsehäutig, ergreifend.
Ich muss ja zugeben, dass die letzten Alben JOACHIM WITTs mich zwar wirklich überzeugten, doch seit "Bayreuth Drei" verbleiben sie nicht mehr allzu lang in der Playliste. Der Hamburger setzte schon immer auf den Zeitgeist und der Erfolg gibt ihm in jeder Schaffensphase Recht bei der Herangehensweise. Doch nach einer bestimmten Zeit fühle ich anders, dann möchte ich Neues. Und so wanderten "Dom", "Neumond" und "Ich" schneller als gewöhnlich ins Regal. In der richtigen Stimmung stellt sich beim Lauschen immer noch so manches Nackenhaar auf, doch die älteren Alben wirkten langwieriger.
Das könnte mitunter auch daran liegen, dass ich ein sehr gitarrenfixierter Hörer bin. Und die wurden nun mal immer seltener im Schaffen des Mittsechzigers. Doch damit scheint jetzt erstmal Schluss zu sein! Auf dem nunmehr sechzehnten Studioalbum begleiten wieder Saiten die tiefe Stimme Witts. Natürlich nicht in dem Ausmaße, wie es während der Bayreuth-Reihe angesagt war. Das wäre auch nicht ehrlich. Aber nicht nur beim ungewöhnlich harten und gelungenen NDH-Dancefloor-Stürmer 'Alle nicken' wird der Verstärker aufgedreht.
Und aus diesem Grund denke ich auch, dass "Thron" länger regelmäßig rotieren wird. Alles wirkt hungriger, durchdachter und gelungener als zuvor. Der Großmeister sagt im flinken 'So oder so' selbst, er sei neu erstarkt. Das spürt man. Vielleicht hat die sehr erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne über PledgeMusic zusätzlich neu angespornt. Joachim Witt hat jedenfalls genau an den richtigen Stellschrauben gedreht und lässt jeden kleinen Schwächemoment der Vergangenheit vergessen.
Hört euch doch nur mal diese fantastische Sologitarre bei 'Tag für Tag' an, die zusammen mit jazzigen Harmonien dafür sorgt, dass meine Ohren geradezu süchtig nach der Replay-Taste betteln. Oder das genial arrangierte 'Winterwald', das selbst im Sommer dafür sorgt, dass man genau durch diese Landschaft spazieren möchte. Mag sie noch so bitterkalt sein. Zum Schluss wird es beim Titelsong experimentell. Als Erzähler lädt uns Joachim Witt auf eine episch-dramatische Reise ein.
Der größte Pluspunkt ist natürlich, wie sollte es auch anders sein, erneut die Stimme Witts. Bei der Ballade 'Wenn du rufst' wird es wieder besonders deutlich, mit wie viel Charisma der Sänger und Schauspieler jeden Ton an die richtige Stelle setzt. Etwas wilder geht es bei 'Geh deinen Weg' zu, hier wird beinahe wütend gerufen. Doch, wie gesagt, auf "Thron" ist zusätzlich auch das Songwriting herausragend und die instrumentale Umsetzung brillant. Und deshalb sollten es all jene, die mit den letzten Alben des Musik-Pioniers nicht ganz mitgehen konnten, noch einmal versuchen. Hier ist wieder alles etwas anders und neu, aber der neue Anstrich steht Joachim Witt absolut perfekt und ich bin beinahe geneigt, das neuste Werk ganz oben auf dem Thron der Diskographie anzuordnen. Doch das wird die Zeit zeigen.
Anspieltipps: Winterwald, Tag für Tag, Alle nicken
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Marius Luehring