WIZZERD VS. MERLIN - Turned To Stone Chapter III: Wizzerd vs Merlin
Mehr über Wizzerd vs. Merlin
- Genre:
- Doom / Stoner
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Ripple Music
- Release:
- 16.07.2021
- Wizzerd 'We Are'
- Merlin 'Merlin's Bizzare Adventure'
Hier ist doch staubtrockene Magie im Spiel
Wir schreiben das Jahr 2021 und die beiden größten Leinwandmonster der Filmgeschichte prügeln sich im Kinofilm "Godzilla vs. Kong" die Köpfe ein. Zeitgleich steigen auf Vinyl die beiden selbsternannten Zauberer des doomigen Stoner-Metal in den Ring und wollen nun endlich festlegen, wer denn der größte Magier der Hemisphäre ist.
Wer die beiden Bands in den sozialen Netzwerken intensiver verfolgt, wird nicht überrascht sein, sondern sich umsomehr auf diese Veröffentlichung freuen. Quasi ständig trollen sich die beiden Kontrahenten um die magische Krone gegenseitig die Timeline voll und generierten so einen Meme-Kult, der auch einen etwas Außenstehenden zum Grinsen bringt. Aber alles auf eine sehr charmante und liebevolle Art und Weise. Getreu dem Motto, was sich liebt das neckt sich. Checkt einfach mal die Profile auf Instagram oder Facebook und ihr wisst was ich meine.
Stellt sich jetzt natürlich die Frage, ob es WIZZERD und MERLIN schaffen auf Ihrer ersten gemeinsamen Split-EP diese Kreativität ins Songwriting zu retten und dem Hörer einen ähnlichen Spaß zu bieten. Festhalten kann man zumindest, dass der Konkurrenzkampf die beiden soweit angestachelt hat, dass sie jeweils ihr Magnum Opus komponiert haben.
Hier geht MERLIN mit dem fast 22 Minuten langen 'Merlin's Bizzare Adventure' gegenüber der 19 Minuten WIZZERD.-Nummer 'We Are' als der längere Song durch.Das hat zwar nun wirklich nix zu sagen, aber so wie ich die beiden Gruppen einschätze, dürfte es durchaus wichtig sein, wer den Längsten hat.
Eröffnet wird die EP mit 'We Are' und dem meiner Meinung nach bisher besten Song der WIZZERD-Karriere. Der akustische Einstieg hat tatsächlich etwas magisches und die spährischen SciFi-Effekte passen wie die Faust aufs Auge. Wenn dann nah drei Minuten das Hauptriff einsetzt, dann bin ich sogar kurzzeitig total begeistert. Und auch wenn der Track in der Gesamtlaufzeit immer mal wieder feine, kleine Akzente setzt und das Gitarrenspiel schön ins Ohr geht, so muss man doch festhalten, dass die Qualität der ersten fünf Minuten nicht mehr erreicht wird. Ich gehe sogar soweit, dass man aus diesen 19 Minuten einen fantastischen acht Minuten langen 9-Punkte-Knaller schneiden könnte.
So funktioniert 'We Are' beim gelegentlichen Hinhören, beim Aufräumen oder im Rausch auf dem Freak Valley großartig; ich selbst wünsche mir unter dem Kopfhörer ader dann schon deutlich mehr Abwechselung für diese Zeitspanne.
Als nächstes wird der Zauberstab an den Kollegen der Arthus-Sage weitergegeben und man erkennt sofort andere Schwerpunkte. Nach dem leider nicht wirklich gelungenen Bombast-Intro, startet die Abenteuerreise mit den ersten Riffs deutlich düsterer und sperriger. Ebenfalls ist der Gesang merklich präsenter und legt auch viel mehr Wert auf Story-Telling als bei der eher atmosphärischen Konkurrenz aus Montana. Kurz bevor mir nach sechs Minuten der doch sehr konservative Beginn langweilig wird, explodiert aus dem Nichts der Funk-Express (inkl. Querflöte) und tritt einen aus der womöglich grade beginnenden Lethargie. Ab jetzt regiert der wilde Wahnsinn. Es pendelt ständig zwischen leicht folkigen Einsprengseln uns sphärischen Orgel-Teppichen hin zu Siebziger-Disco-Sounds und Achtziger-Drums. Der Songtitel hält was er verspricht - das ist schon bizarr. Leider wird es zum Ende hin wieder etwas orchestraler und diese Richtung ist nicht wirklich geschmackssicher umgesetzt. Trotzdem bleibt festzuhalten, dass MERLIN es deutlich besser versteht über die Zeit eines Longtracks mit diversen Ideen den Hörer bei Laune zu halten.
Also klarer Punktsieg für den Magier aus Kansas City? Mitnichten!
Denn bei aller kreativer Energie wirkt das Gesamtergebnis dann doch, selbst für ein Prog-affines Ohr, sehr zerfahren, wenig homogen und die Übergänge der einzelnen Stile auch nicht sonderlich, ähm, zauberhaft gelöst.
Somit haben beide Lieder ihre Stärken und Schwächen und würden in Summe ein leistungsgerechtes Unentschieden rechtfertigen. Da das aber total langweilig ist und ich wenigstens etwas Öl ins Feuer, der nach Album-Release aufkommenden Meme-Welle, gießen möchte, entscheide ich mich ganz offizell für GKLS>%2Ü als Sieger.
Ähm, gewonnen hat K3LÖ8SqITI. Was soll denn das? Warum kann ich denn nicht schreiben das mir G67sTXV besser gefällt? Hier ist doch dunkle Magie im Spiel. Na gut - ich gebe auf und empfehle jedem Fan von experimentellen Stonerrock diese EP und entscheidet dann selbst, welchem Zauberer der stärkere Output gelungen ist.
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal