WOELJAGER - Van't Liewen Un Stiäwen
Mehr über Woeljager
- Genre:
- Dark Folk / Neofolk
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Auerbach/Prophecy
- Release:
- 29.04.2016
- Vüörgeschicht
- Van't Liewen un Stiäwen
- Swatte Äer
- Summer
- Magdalene
- Kuem to me
- Junge Dään
- Üöwer de Heide
- Up'n Likwä
- De aolle Schwatters Föert to'n Deibel
- Vettainachtain
- Dat Glas löp rask
- Aomdniewel
Von dem, der nur Unheil sieht...
Solche Projekte wie WÖLJAGER sollte es meiner Meinung nach öfter geben. Musik nämlich, die dem Hörer das kulturelle Gut alter regionaler Geschichten und Dialekten vermittelt., Dinge, die heutzutage immer mehr aussterben und damit an Wert für die meisten Menschen verlieren. Aufmerksame Musikfreunde mit Faible für düster-mystische Geschichten aus der Vergangenheit werden eventuell schon HELRUNAR für sich entdeckt haben. "Van't Liëwen un Stiäwen" ist nun eine Art Solo-Projekt von HELRUNAR/ARSTIDIR LIFSENS Marcel Dreckmann aka Skald Draugir und stellt in der großen Flut der Veröffentlichungen schon etwas Besonderes dar.
Alle Texte sind im Münsterländer Platt gehalten, einem Dialekt, der heute, wenn überhaupt, nur noch von der älteren Generation gesprochen wird. Die zunächst als Theaterstück geplante Geschichte handelt von Wilhelm, einem "Spökenkieker", dessen Bürde es ist, nur Unheil vorhersagen zu können. Für die musikalische Umsetzung verstärkte sich Dreckmann mit zwei langjährigen Weggefährten von ARSTIDIR LIFSENS und spielte mit ihnen, dem Thema entsprechend, ein sehr stimmungsvolles Album ein.
Zumeist geht es düster-folkig zu, die Instrumentierung ist mit Akustik-Gitarren, Viola und eher seltener Percussion spärlich, die Lieder jedoch durchgängig kurzweilig. Das liegt vor allem daran, dass WÖLJAGER sich in puncto Komposition nicht an gängige Schemata hält und trotz des getragenen Tempos immer mal wieder harmonische Reibung zu erzeugen vermag. Zudem streut man zwischen die vorherrschende Schwermut immer wieder fast tanzbare Stücke ein. 'Junge Dään' ist sogar ein Ohrwurm, bei dem ich vor meinem geistigen Auge eine Horde bärtiger Männer in einer alten Taverne ausgelassen feiernd mitsingen sehe. Ohnehin ist die Musik sehr bildhaft arrangiert und obwohl - oder gerade weil - der Dialekt für mich Süddeutschen so gut wie gar nicht zu verstehen ist, wird die Phantasie angeregt.
Nun ist hier natürlich die Frage, ob dies ausreicht, dass "Van't Liëwen un Stiäwen" ein Dauergast in den CD-Playern von Leuten werden kann, die nicht explizit nach Dark/Neo-Folk Ausschau halten. Und hier muss ich sagen, haben stimmungsmäßig ähnlich gelagerte Bands wie EMPYRIUM oder ESPERS oder TENHI bei mir doch noch die Nase vorn. Vielleicht wäre WÖLJAGERs Musik ja noch einen Tick einnehmender, wenn sich hier gesanglich mehr regen würde. Nichts gegen Dreckmanns tiefe, charismatische Erzählerstimme, aber ein richtig singender Gegenspieler mit einer anderen Klangfarbe würde die Lieder hier sicher noch einen Level nach oben eben. Als Plupunkt könnte jedoch die tolle Verpackung (ein leinenbezogenes sechzigseitiges Buch im Festeinband) fungieren, die mir allerdings nicht vorliegt. Anregend sieht es auf Bilder aber aus, so etwas will man gerne haben! Für diese Mühe und weil ich grundsätzlich Dialekte und Heimatsprachen unterstützenswert finde, gibt es von mir noch einen Extra-Punkt.
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Thomas Becker