WOLFENMOND - Wintersturm
Mehr über Wolfenmond
- Genre:
- Medieval
- Label:
- Trisol / EFA
- Release:
- 09.05.2003
- Wintersturm
- Skudrinka
- Rabenfaenger
- Ahi Amours
- Pase El Agua
- O Virgo Splendens
- Guranaj
- Douce Dame Joliet
- Now Springes The Spray
- Lamento Di Tristano
- La Rotta
- Quant (Le Retour)
- Janus
- Der Weidenkranz
Wolfsheulen und ein Wintersturm, knarrende Türen und unheimliche Geräusche dringen an das Ohr, eine Turmuhr schlägt – atmosphärischer Auftakt zum aktuellen Album von WOLFENMOND und zugleich Übergang zur beliebten 'Skudrinka', sehr effektvoll vorgetragen. Die mittelalterlich aktiven Spielleute aus hessischen Landen hatte ich euch bereits mit ihrem Vorgängeralbum "Finisterre" vorgestellt, auf dem es noch vornehmlich zurückhaltend höfisch zuging. Waren die jungen Spielleut Anno Domini 2002 noch beim Lichtbringer-Verlag untergebracht, gelang nunmehr der Wechsel zu einem Label, das ebenso für Qualität bürgt, aber eine deutliche Liga höher spielt, nämlich Trisol. Wie von dorten gewohnt, gibt es diesen silbernen Rundling im schicken Digipack mit beschaulichem Booklet zu erwerben.
Was hat sich mit dem Wechsel geändert? Zum einen sind diesmal mehr bekannte Stücke – wie gehabt in eigenen Interpretationen – auf die Scheibe gewandert (der kundige Mittelalterfreund mag einen Blick auf die Liste der Lieder schweifen lassen) und die Musik ist kraftvoller und tanzbarer geworden, ohne jedoch mit vielstimmiger Dudelsackbetonung zu erschlagen, wie es vielenorts üblich ist. Zugleich aber hat sich auch die Menge an eigenem Material deutlich erhöht (und es findet sich wahrlich Vortreffliches darunter, um nicht zu sagen: so einige meiner Favoriten dieses Silberrunds), einige traditionelle Stücke der weniger bekannten Art fanden auch erneut den Weg auf's Album und überdies gelang es dank der stimmigen Arrangements, den zurückhaltenden, erhabenen Stil des Vorgängers mit der Dynamik und Klangfülle eingängig tanzbarer Spielmannslieder zu verbinden. Im Winter 2002/03 aufgenommen, prägt die gesamte Produktion – von getragenen melancholischen bis hin zu freudig schnellen Stücken – eine zum Albumtitel "Wintersturm" und der gleichnamigen Eröffnung passende Grundstimmung, die jetzt zu Beginn der kalten Jahreszeit genau zum rechten Zeitpunkt wieder meine Aufmerksamkeit erlangt.
Was sich nicht verändert hat, ist der sympathische Charme des Spiels. Und weil es gar so schön war, fand auch eine Variation von 'Quant je suis mis au retour' als 'Quant (Le Retour)' seinen Platz auf dieser Veröffentlichung. Allgemein hat sich aber einiges getan, was Arrangements, Percussion-Einsatz, Gesang und Abwechslungsreichtum anbelangt, und dass den fünf Gefährten bei aller Profiarbeit die Spielfreude nicht abgegangen ist, zeigt sich spätestens beim gar putzigen Märchen-Hörspiel am Ende des Albums, bei dem man eine gewisse Dosis Blödellaune mitbringen sollte. Leider wurde dieses wieder in einen der mir allzu vergällten "hidden tracks" verpackt (irgendwie ist derzeit bei mir hiddentracktime), statt gleich gesondert angehängt zu werden. Apropos Anhängsel: Ausgerechnet der traumhaft schöne Bonustrack, eine romantische Ballade aus eigener Feder und der einzig hochdeutsche Gesang, hat es mir besonders angetan. Die Entwicklung zeigt überhaupt: WOLFENMOND können sich zunehmend von allbekanntem oder auch weniger bekanntem traditionellem Liedergut entfernen, sich statt dessen schlicht davon inspirieren lassen und eigenes Material einbringen, was dem individuellen Stil und "Marktwert" nur zugute kommt und der Qualität in keiner Weise abträglich ist; auch die neu interpretierten Traditionsstücke tragen die deutlich eigene Handschrift. Die Schüler gereifen zu Meistern. Und ihr g(e)reift alsbaldigst zu diesem edlen Silberrund beim Marketender Eueres Vertrauens.
Besetzung und Instrumentierungen:
Christo de Marmedico
Sackpfeifen, Schalmeien und Rauschpfeifen, contra-A-Bordun, D-Bordun, Drehleier, Sopranflöte, Gesang, Fußschellen, Trumscheit
Sonja Saltara
Davul, Gesang, Trumscheit, Okarina
Robert von Gubenstein
Sackpfeife, Schalmeien und Rauschpfeifen, Cornamuse, Gitarrenlaute, Darabuka, Zimbeln, Fußschellen, Claves, Chimes, Glocken
Fjodalv von Werploh
Schlagwerk, Röhrentrommeln, Becken, Schellenkränze, Drehleierbordun, Chimes, Gesang, Stimme
Unech im Hag
Sackpfeife, Schalmeien und Rauschpfeifen, Gitarrenlaute, Darabuka, Sopranflöte, Gesang, Schlagwerk
Anspieltipps: Rabenfaenger; Guranaj; Now Springes The Spray; Quant (Le Retour); Janus; Der Weidenkranz
- Redakteur:
- Andreas Jur