WOLVENNEST - The Dark Path To The Light
Mehr über Wolvennest
- Genre:
- Psychedelic / Black Metal / Gothic (Rock)
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Ván Records
- Release:
- 06.10.2023
- Lost Civilizations
- Adversaries
- Deathless Love
- The Timeless All And Nothing
- The Dark Path To The Light
- Accabadora
Ein vielfältiges Überraschungspaket!
Besser spät, als nie! Auch dieses Album kann ich nicht unbesprochen an mir vorbei ziehen lassen, hat es doch ebenso wiederholt Einzug in meinem Player gehalten. Die Rede ist vom dritten Studioalbum der sechs Belgier, das im vergangenen Oktober über Ván Records erschien. Dieses trägt den wohlklingenden Titel "The Dark Path To The Light" und enthält sechs Tracks (mit einer angenehmen Gesamtlänge von zirka 40 Minuten), die beim ersten Anhören überrascht haben. Manch einer, der mit dem bisherigen Schaffen von WOLVENNEST vertraut ist, wird sich über die neu eingeschlagenen Wege der Band gewundert haben, doch mit jeder Umdrehung wächst das Album weiter, bis einem die volle, reife Frucht bewusst wird.
Bereits der erste Track 'Lost Civilizations' macht klar, dass das neue WOLVENNEST-Album keineswegs lediglich eine Fortsetzung der Vorgängerplatten darstellt, sondern eine weitere Nuance der Band offenbart. Das Lied wurde in Melodie und Gesang in ein folkiges Gewand gekleidet, wobei Letzterer durch den Monolog im ambienten Intro, welcher auch später hin und wieder zu Tage tritt und ein wenig an denjenigen in 'The Jig Of Life' von Kate Bush erinnert, einen starken, dunkel schimmernden Kontrast bekommt. Trotzdessen oder gerade weil der Song ohne besonderen Höhepunkt verbleibt, dürfte er sogar bei Neofolk-Freunden gut Anklang finden. Im fast doppelt so langen 'Adversaries' vermutet man schon aufgrund der Einleitung eine Prise Gothic, was sich mit Einsatz der Vocals bestätigt, da die Musiker gleichzeitig eine glaubwürdige Gothrock-Atmosphäre servieren. Im Weiteren bricht die Instrumentalfraktion aber aus diesem Genre aus, agiert ausufernder und wirkt gelöster in ihrer Ausstrahlung.
'Deathless Love' startet noch verhalten, bevor das Stück nach knapp anderthalb Minuten losbricht. Hierin ist deutlich mehr Power enthalten als in den beiden Vorläufern, weshalb insofern auch eher ein Vergleich zu vorherigen Alben wie zum Beispiel "Temple" in Betracht kommt. Der anfangs noch zurückhaltende Gesang verstärkt sich dabei im Verlauf der Single. Zwischendurch kommen aufmerksamkeitsheischende Gitarrensoli zur Geltung. Für einen maximierten Effekt ist auch mal eine ruhige Phase eingeschoben. Der vierte Albumtitel beginnt unheilschwanger. Nach einer Minute ertönt eine männliche Stimme, die aus dem Death- beziehungsweise Black-Metal-Sektor zu stammen scheint. Zumindest klingt sie eher growlend als keifend. Musikalisch ist 'The Timeless All And Nothing' dann wiederum im Dark Rock einzusortieren, welcher unter anderem von Gitarrist Marc souverän mit psychedelischen Anteilen versetzt wurde.
Im Intro des Titeltracks verlocken vereinzelte Gitarrentöne und wecken die Neugierde. Nach den ersten beiden Minuten des neunminütigen Stückes entfaltet sich dann das volle Klangbild, dass ein klein wenig Erinnerungen an FIELDS OF THE NEPHILIM wachruft, auch wenn es weit hergeholt scheinen mag. Shazzulas schöner Klargesang, begleitet vom Bassisten Corvus, ergänzt auf für manchen ungewohnt unrockige Art harmonisch die sehnsüchtigen, weiten Gitarrenklänge. Die durchdachten Lyrics sollen hierbei nicht unerwähnt bleiben. Im Outro glänzt das beliebte Theremin dann endlich vordergründiger. Den Abschluss bildet mein Favorit 'Accabadora', der einer Beschwörung durch Shazzula gleicht, unterlegt von rockiger Musik zum Mitschunkeln. Zwischen "Accabadora"-Ausrufen, in die manchmal auch die Männer der Truppe mit einstimmen, sind italienische Lyrics eingestreut. Da es noch nicht bei mir eingetroffen ist, muss die Lektüre des gleichnamigen Buches von Michela Murga warten und ich mich solange mit einer Internetrecherche behelfen. Laut dieser handelt es sich bei einer Accabadora um eine Sardin, die Sterbewilligen zum Tode verhilft. Doch zurück zur Musik: Das Lied eignet sich ideal als Finalsong für Konzerte, wovon ich mich auf der Tour mit E-L-R Anfang November in Leipzig und Berlin überzeugen durfte. Er geht nicht nur gut ins Ohr, sondern fährt genauso gut in die Beine, durchdringt den Körper und lässt ihn automatisch mitschwingen. Das mehr als die Hälfte einnehmenden Outro wird weiterhin von Shazzulas italienischen Lyrics beherrscht, die mitunter von weiteren, teilweise im Wahn oder Schmerz erscheinenden Stimmen hinterlegt sind.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der Stil innerhalb des Albums diverser ist als bei den bisherigen WOLVENNEST-Veröffentlichungen und überwiegend einem von diesen abweichenden Klangbild zugeneigt ist. Die Band bleibt weiterhin offen für genreübergreifende Einflüsse, wodurch immer Fortentwicklung gewährleistet wird. Mir persönlich kommt der Folk- und Goth-Ausflug entgegen, weshalb das Album auch zu meinen Top 5 aus dem Jahre 2023 zählt.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt