WOLVES - Self-Titled
Mehr über Wolves
- Genre:
- Post-Hardcore / Screamo
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Ripcord Records
- Release:
- 05.09.2025
- LEECHES!
- Reformed (Try Love)
- A Stolen Horse
- All Or Nothing
- New Liver, Same Eagle
- Thirteen Crows And One Pigeon
- A Guide To Accepting One's Fate
- The Rich Man And The Sea
- Nicaea To See You (To See You Nicaea)
- Emergency Equipment
Ein Wirbelwind-Debüt mit Ausrufezeichen!
Puh, ich kann mich gerade nicht erinnern, wann eine moderne Hardcore-Scheibe mich zuletzt so weggeblasen hat wie das erste Album der offenkundigen Senkrechtstarter WOLVES. Die junge Band hatte mit einigen Singles bereits auf sich aufmerksam machen, nun aber das witzigerweise "Self-Titled" benannte Debüt endlich auch dingfest machen können. Die pure Wut und die ungefilterten Aggressionen, die die Jungs hier rauslassen, sind auf Anhieb ansteckend.
Allerdings sollte man keinesfalls mit der Erwartung an die Scheibe gehen, dass hier ein reiner Gewaltakt in ungestümer Fast-Forward-Manier über die Lauscher prasselt. WOLVES liebt es stattdessen etwas vertrackter, baut eine Reihe von kurzen, aber eben sehr effizienten Mathcore-Fragmenten in die Songs ein, verlässt sich auf die Dynamik des Screamo-Backgrounds, dürfte aber auch so manchen Metalcore-Liebhaber mitnehmen, gesetzt den Fall, dass die Devise 'je heavier, desto besser' lautet. Nach dem vergleichsweise verhaltenen, aber dennoch recht deftigen Opener 'LEECHES!' geht es in 'Reformed (Try Love)' direkt mal richtig fett zur Sache. Brachiale Riffwände donnern durch die Boxen, wildes Gebrüll und wüstes Geschrei zeugen von etwas lauterem 'Redebedarf', und die vielen Noise-Referenzen untermauern recht schnell, dass der Tellerrand bei WOLVES recht niedrig ist, da man eigentlich ständig in benachbarte Genres schaut.
Dies führt unwiderruflich zu mehreren inhaltlichen Kreuzungen, bei denen selbst Emo-Verfechter auf ihre Kosten kommen, wenn die Band mal etwas melodischer agiert. 'A Stolen Horse' und das einprägsame 'Emergency Equipment' mögen zwar insgesamt als Exoten herausstechen, demonstrieren jedoch auch, dass kompaktes Songwriting zwischen all den schrägen Nebentönen ausdrücklich gewünscht ist. Ansonsten lässt die Truppe aber so richtig die Sau raus, erleichtert die eigenen Emotionen zwischen monströsen Mauern aus lärmigen Gitarren, setzt einige konzentrierte Grooves in den Mittelpunkt des jeweiligen Songs, lässt sich aber trotzdem nicht gerne in die Karten schauen und ist immer wieder mal für eine Überraschung stilistischer Natur gut. Denn auch wenn Screamo und Post-Hardcore die Kerningredienzien von "Self-Titled" sind, decken die Jungs die komplette Palatte moderner Core-Sounds ab, überschreiten selbstbewusst und souverän Grenzen und bieten auch für das anspruchsvollere Ohr genügend Improvisationen, um die Stimmung achterbahnartig zu verändern.
Für ein Debüt ist diese Scheibe enorm reif, bewahrt sich parallel jedoch auch die rohe Kraft des Unverbrauchten. WOLVES setzt in diesem Sektor sofort Maßstäbe, und ich bin ziemlich glücklich, daran teilhaben zu können.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Björn Backes