WORST EVIL - Dying Man (EP)
Mehr über Worst Evil
- Genre:
- Heavy Metal
- Release:
- 28.03.2008
- Noisy Night
- Learn To Flight (Ramstein 1988)
- Damned Life
- Dying Man
Es ist schon phänomenal, dass man bei so gut wie allen italienischen Heavy-Metal-Bands fast genau weiß, was einen erwartet. Somit bin ich an die Debüt-EP "Dying Man" der Italiener WORST EVIL mit einer gewissen Erwartungshaltung herangegangen, die auch größtenteils erfüllt wurde. Klassische Riffs voller Pathos in einem leichten Retro-Soundgewand und ein Gesang, der mit seinem starken Akzent einerseits witzig, anderseits nervig, aber auf jeden Fall äußerst charmant daherkommt. Im Falle von WORST EVIL sogar weiblich. Aber ganz so einfach wollen wir es uns nicht machen und schauen noch einmal etwas genauer auf die vier Songs.
Mit 'Noisy Night' steigt man mit einer klassischen Metalnummer in das Album ein, das ohne größeren Refrain auskommt, dafür aber einen guten Mitbrüllpart am Ende aufweisen kann. Bei 'Learn To Fly (Ramstein 1988)' starten die Italiener zunächst balladesk, um dann in eine rockigere Nummer überzugehen. Besonders der gesprochene Anfangspart versprüht hier einen netten Charme, und auch ein Refrain ist als solcher erkennbar. 'Damned Life' kann dann im Anschluss jedoch gar nicht punkten, denn allzu vorhersehbar und austauschbar kommen Musik und Gesang daher. Ein sehr klassischer, extrem schleppender Song, der auch durch seine Länge zähflüssig wirkt. Durch das abschließende 'Dying Man' bekommt das Quintett aber noch einmal die Kurve, startet erneut balladesk mit feinen Akustikgitarren, um dann in einer soliden Rock-Metal-Nummer zu enden. Letztendlich alles recht nett.
Handwerklich können die Herrschaften überzeugen. Die Rhythmusgruppe groovt und bildet ein spielfreudiges Fundament, dem man den Spaß an der Musik deutlich anhört. Speziell Bassist Lorenzo klackert in bester Steve-Harris-Manier an vorderster Front und kann dadurch einige unerwartete Akzente setzen. An die beiden Gitarristen Andrea und Elia muss man zweigeteilt herangehen. Im Solobereich brennen die Jungs etliche Feuerwerke ab, denn hier ist man durchgehend im grünen Bereich. Im Rhythmusbereich ist das Ganze dann eher grundsolide. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich spektakulär. Große Riffs können sie jedenfalls nicht aus der Hüfte feuern. Daran sollte man noch etwas arbeiten, denn reine Begleitmusik für den Gesang kann auf Dauer sehr langweilig werden.
An der Stimme von Frontfrau Laura werden sich die viel zitierten Geister scheiden. Sie singt recht ordentlich, bewegt sich tonal in einem angenehmen mittleren Bereich und kommt sehr frisch rüber, so dass man der Dame auch insgesamt gar nicht so böse sein kann. Der italienische Akzent ist sehr deutlich, die Gesangsmelodien sind noch nicht komplett ausgearbeitet und auch für die Texte sollte man noch ein bisschen mehr Zeit investieren. Ich denke aber, wenn man sich bei der nächsten Produktion mit einem erfahrenen Produzenten oder Vocalcoach zusammentun würde, wäre hier deutlich mehr drin. Die Ansätze sind auf jeden Fall sehr gut.
WORST EVIL sind mit vollem Herzblut bei der Sache, das merkt man deutlich, und doch vermisse ich auf "Dying Man" etwas das Feuer. Mag sein, dass die Band ihre Energie im Studio noch nicht einfangen konnte. Das ist rein spekulativ, wäre aber nicht verwunderlich, denn dieses Problem hätten sie mit noch viel bekannteren Bands gemeinsam. Wer grundsätzlich dem Italo-Metal positiv gegenübersteht, dürfte auch an WORST EVIL seinen Gefallen finden. Alle anderen sollten die heutige MySpace-Welt nutzen, um die Band zunächst einmal anzutesten. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es mit den Italienern weitergehen wird.
Anspieltipps: Noisy Night, Learn To Fly
- Redakteur:
- Chris Staubach