WOTAN - The Song Of The Nibelungs
Auch im Soundcheck: Soundcheck 11/2019
Mehr über Wotan
- Genre:
- Epic Metal / Heavy Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Rafchild Records
- Release:
- 01.11.2019
- In the Land Of The Nibelungs
- Kriemild's Dream
- Siegfried's Journey
- Schilbung And Nibelung
- Alberich The Dwarf
- Balmung (The Sword, The Ring And The Magic Cloak)
- Fafnir (Dragon's Blood)
- Fateful Love
- Brünhild
- Deadly Challenge
- Untamed Queen (Gunther's Wedding)
- The Curse Of The Ring
- Hagen
- The Hunt
- Murder
- Siegfried's Funeral March
- Journey To Vengeance
- Kriemhild's Revenge
Sehr ambitioniertes Epic-Metal-Werk.
Ambitioniert ist noch gar kein Ausdruck für "The Song Of The Nibelungs", das dritte Studio-Album der italienischen Epik-Heroen WOTAN. Hat sich schon mal jemand gefragt, warum Italiener ihre Band ausgerechnet WOTAN nennen? Waren JUPITER, SATURN oder meinetwegen MERKUS als Namen nicht mehr verfügbar? Aber ok, wir kommen damit klar. Wer auf 2CDs und insgesamt 109 Minuten das mittelalterliche Nibelungenlied vertonen will, hat auf jeden Fall etwas vor. Beim neuen Underground-Label Rafchild Records wird es sicher nicht allzu einfach, die Band in großem Stil zu promoten. Aber bei POWERMETAL.de feiern wir den Underground und freuen uns, wenn wir auch solche Bands rezensieren dürfen, die ohne großes Label im Hintergrund auftauchen. Das uns heute bekannte Nibelungenlied ist im 13. Jahrhundert in Mittelhochdeutsch niedergeschrieben worden, aber der Inhalt entstammt unbestritten der Zeit der Völkerwanderung. Sicher kennen auch einige unserer Leser die Vertonung durch Richard Wagner. Dass Themen der Nibelungen-Sage auch bei Tolkien rezipiert wurden, ist unbestritten. Insgesamt handelt es sich um die wohl zentrale germanische Heldensage. Daher ist eine Vertonung natürlich grundsätzlich interessant.
Dass die Italiener WOTAN immer schon eher dem grobschlächtigen Epic Metal zuzurechnen waren, also eher nach WRATHBLADE oder IRONSWORD klingen als nach VISIGOTH oder ATLANTEAN KODEX, dürfte dem Szenekenner bekannt sein. Das ist auch auf diesem dritten Album nicht anders. Ich persönlich kann dieser Art des arg traditionellen Metal durchaus etwas abgewinnen; in meiner Sammlung dürfte sicher eine dreistellige Zahl an Epic-Metal-Alben stehen. Daher habe ich mich sehr gefreut, die neue WOTAN-Scheibe rezensieren zu dürfen und sie auch als Fan frühzeitig vorzubestellen. Nach einigen Hördurchläufen würde ich gerne schon mal feststellen: "The Song Of The Nibelungs" übertrifft die beiden frühen Alben deutlich und ist klar das bisher stärkste Werk der Band, obwohl man sich schon auf der letzten EP "Bridge To Asgard" qualitativ klar gesteigert hatte. Deutliche Verbesserungen höre ich bei der Produktion, die tatsächlich sehr professionell klingt. Auch das abwechslungsreiche Drumming von Neuzugang Gabrielle Stoppa tut der Band gut. Sänger Vanni Ceni hat sich ebenfalls gesteigert. Er war ja früher nicht unbedingt das stärkste Glied der Kette, zeigt sich aber deutlich formverbessert. Insgesamt ist es erstaunlich, dass drei Viertel der Band unverändert seit über 30 Jahren beisammen sind. Das Frühneunziger-Kassetten-Demo dieser drei Jungs kenne ich leider nicht. Vielleicht kann da ja auch bald mal ein anständiger Re-Release folgen. Aber zurück zum aktuellen Werk: Gerade in den ganz hohen Lagen tut sich Vanni manchmal noch etwas schwer, aber es bleibt für den Hörer alles im erträglichen Rahmen. Die eingestreuten femininen Gastgesänge sind stimmig und passend. Und auch die Songs haben ein gehöriges Hitpotenzial, das sie sicher nicht verlieren, wenn man sie dem Albenkonzept entreißt und sie einzeln auf einem Festival-Set einfügt.
Bei 109 Minuten ist es natürlich gar nicht so einfach, Highlights heraus zu picken. Einige der Songs sind auch recht lang geraten (drei Titel über acht Minuten). Aber beim Durchhören der Scheibe ist mir bisher keine Länge aufgefallen, es macht durchweg Spaß. Daher verweise ich euch einfach hier an die Anspieltipps.
Zu guter letzt sei gesagt, dass das Album klasse ausschaut; beim Artwork ist gute Arbeit geleistet worden. Das physische Produkt habe ich beim Verfassen leider noch nicht in den Händen, aber wenn man hier ähnlich gründlich vorgegangen ist wie beim Cover mache ich mir keine Sorgen. Klar ist aber auch: Diese Musik ist nur für eine Minderheit interessant. Wer WRATHBLADE oder IRONSWORD liebt, auf alte MANOWAR und Achtziger-MANILLA ROAD steht und überhaupt findet, dass BATHORY erst ab 1990 interessant war, der wird hier ein absolutes Fest feiern. Wer aber eine glattgebügelte Produktion braucht, mit Autotune-Gesängen und viel Keyboard-Kleister, der wird logischerweiße einen weiten Bogen um die Scheibe machen (hört euch die "Lalala"-Passagen im Opener an, das reicht für viele sicher, um nicht weiter zu lauschen). Das ist aber auch ok. "The Song Of The Nibelungs" ist nicht als Mainstream-Scheibe gedacht. Für das "Trveheim"-/"Keep it true"-/"Up The Hammers"-Festival-Publikum sollte hier aber zumindest Antest-Pflicht bestehen. Und nebenbei - was ist das für ein Epic-Metal-Jahr... LEGENDRY, TERMINUS, ATLANTEAN KODEX, LUNAR SHADOW, GATEKEEPER, VULTURES VENGEANCE, TRAVELER, SMOULDER, TWISTED TOWER DIRE, CANDLEMASS, SLOUGH FEG, RAVENSIRE, dazu die MANILLA ROAD-Rarities, die CIRITH UNGOL-Live-Scheibe und der SCALD-Re-Release... und jetzt auch noch WOTAN. Wer auf diese Art von Metal steht, durfte dieses 2019 sicher schon dreistellige Beträge investieren und bekommt durchgehend Qualität Einen halben Bonuspunkt zücke ich übrigens für das hervorragend umgesetzte Konzept in Kombination mit den Texten und der feinen Optik.
Anspieltipps: Siegfried's Journey, Schilbund And Nibelung, Deadly Challenge, The Curse Of The Ring.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer