WRETCH (CLEVELAND) - Reborn
Mehr über Wretch (Cleveland)
- Genre:
- US Metal
- Label:
- Auburn Records
- Mental Wars
- Cry For The Young
- Life
- Reborn
- Eyes Of Fate
- The Winners
- Skin To Skin
- I Am Storm
- Nothing
- Touch Like Thunder
- Til Death Do Us Part
"Heavy Artillery": Das ist bekanntlich nicht nur ein Song vom grandiosen TANK-Debüt "Filth Hounds Of Hades", sondern auch die Überschrift über einen der wohl grandiosesten Sampler aller Zeiten. Eingeweihte wenden sich auch heute – zwei Dekaden nach dessen Erscheinen – betend in Richtung Cleveland und hoffen auf seine versilberte Runderneuerung. Es gibt dieses Meisterwerk nämlich bis zum heutigen Tage nur als MC. Kaum fassbar, aber leider eine Tatsache. Neben exzellenten Bands wie SHOK PARIS und BREAKER, waren darauf auch WRETCH mit ihrem Killersong 'Life' vertreten. Eine Nummer, die heißhungrig auf mehr Material machte, welches aber leider ausblieb.
Bis ins Jahr 2006. Denn heuer schiebt der Cleveland-Fünfer endlich seinen lange erwarteten, grandios betitelten Erstling ins Rennen. Erbarmt hat sich – wie sollte es auch anders sein – kein Geringerer als Bill Peters und sein Label Auburn Records. Ich nehme an, dass diverse Leser spätestens jetzt aufgeregt mit den Nieten besohlten Stiefeln scharren werden. Ist doch hinlänglich bekannt, welche Qualität uns aus dem Hause Auburn immer serviert wird. Angefangen beim liebevollen, detaillierten Booklet über einen amtlichen Sound, bekommt der Freund druckvollen US Metals hier immer erstklassigen Stoff vorgesetzt. Ich erinnere nur an BREAKER, DESTRUCTOR oder SHOK PARIS. Damit ist die Marschrichtung also vorgegeben.
Mit schwitzigen Fingern lege ich den Rundling in den Player und lausche gebannt den Klängen, die von nun an meine heimischen Hallen erfüllen werden. Elf Songs später bin ich total glücklich und der Tatsache gewiss, dass Bill Peters auch mit WRETCH wieder ein megastarkes Ass im Ärmel hat. Und auf "Reborn" spielen obendrein auch noch Bekannte. Gitarrist Nick Giannakos greift bei BREAKER in die Saiten, Basser Dennis Hayes ist aktuell mit BEYOND FEAR unterwegs (Ripper Owens ist übrigens mit seiner ersten Band WINTERS BANE ebenfalls auf dem eingangs erwähnten Sampler vertreten - Anm. des Verf.) und Drummer Jeff Curenton schwingt seine Sticks auch bei SEVEN WITCHES.
Habe ich bis jetzt mit Vorschusslorbeeren um mich geschmissen, werde ich nun mal konkret: WRETCH haben nichts verlernt und servieren allen Freunden traditionellen US Metals ausschließlich exzellentes Futter. Auch wenn die Nummern an sich eher gradlinig sind und sofort (!) zünden, nutzen sie sich nicht schnell ab. Woher ich das nach so kurzer Zeit bereits wissen kann? Nun, "Reborn" rotiert seit einigen Wochen konstant in meinem mobilen Player und will dort gar nicht wieder heraus. Der Grund ist simpel: WRETCH transportieren den Spirit der späten 80er mit einem 90er Klanggewand, das in den Studios von Don Depew, dem bekannten Saitenhexer von BREAKER, gehäkelt wurde. Saftig, warm und herrlich druckvoll braten hier zwei treibende Gitarren den Adrenalinspiegel des Hörers stetig nach oben und erfreuen mit grandiosen Hooks, die sofort greifen. Darüber hinaus verfügt Sänger Colin Watson über ein Organ, das Marmorblöcke zu Staub zerfetzen kann. Angenehm agiert er hauptsächlich in mittleren Tonlagen und überzeugt eher durch markig raue Intonation als durch extreme Höhen vieler Artgenossen. Dass es diese allerdings auch sehr gekonnt auf die Lungen bekommt, belegen Spitzen in diversen Kompositionen. Aber wer mit dem frühen Jon Oliva keine Probleme hat, der wird auch bei WRETCH seine helle Freude haben.
Einzelne Titel aus dem großartigen Sortiment an hymnenhaftem Sammelsurium heraus zu picken fällt schwer, aber ich verweise einmal auf folgende Kompositionen, die wohl nicht nur in meiner imaginären Jahresfavoritenliste auftauchen sollten: 'Life' mit seiner beschwörenden Rhythmik, 'Eyes Of Fire', welches allein aufgrund der überragenden Gesangsakrobatik zum livehaftigen Fäuste-Strecker wird, sowie das epische 'The Winners'. Der behutsame Anfang dieser Nummer mit einem flüsternden Colin bereitet mir auch nach etlichen Durchläufen immer durch eine meterdicke Gänsehaut. Und da sage noch mal jemand, Metaller hätten kein Gefühl.
Als besonderes Schmankerl haben WRETCH kurz vor Ende des Albums dann gar auch noch die oft zitierten BREAKER gecovert. Geboten wird eine exquisite Version des Gassenhauers 'Touch Like Thunder', der natürlich auch in dieser Fassung total genial klingt. Logisch, bei dem Komponisten.
Langes Gebrabbel, kurzes Ergebnis: "Reborn" ist für alle Freunde frischen US Metals mehr als eine Pflichtübung. Wäre das Album vor fünfzehn Jahren erschienen, würde man heute von einem Klassiker reden. So dürfte dies wohl noch ein bis zwei Jahre dauern.
Anspieltipps: Life; Eyes Of Fate; The Winners; I Am Storm; Touch Like Thunder
- Redakteur:
- Holger Andrae