WUMPSCUT - Cannibal Anthem
Mehr über Wumpscut
- Genre:
- Elektro
- Label:
- Betonkopfmedia / Soulfood
- Release:
- 07.04.2006
- Herzlich Willkommen
- Wir warten
- Die Liebe (Album Edit)
- Jesus Antichristus (Album Edit)
- Cannibal Anthem
- Auf der Jagd
- Pass auf
- Jetzt
- Ohne dich
- Hunger
- Recht vor Gnade
Rudy R., der Mann hinter WUMPSCUT, versucht seit Jahren, der Elektro-Szene immer einen Schritt voraus zu sein, was ihm erst im letzten Jahr wieder mit seinem starken Album "Evoke" gelungen ist. Dass konstante Veröffentlichungen für diese Vision dringend von Nöten sind, ist dem Mann ebenfalls bekannt, und so gibt es auch 2006 wieder einen neuen Release seines Projektes, und dies ziemlich genau ein Jahr nach dem Vorgängeralbum.
"Cannibal Anthem" ist jedoch nicht nur der bloße Nachfolger eines sehr überzeugenden Gesamtwerkes, sondern wiederum ein Schritt in eine ganz andere Richtung, in der sich der Gothic-DJ selber sämtliche Harmonien raubt. Auf "Cannibal Anthem" ist infolge dessen eine noch krassere Endzeitstimmung auszumachen; die Platte strahlt etwas unbeschreiblich Böses aus, und dies obwohl sich an der grundsätzlichen Düsternis nicht viel geändert hat. Die Basis wurde beibehalten, die Schwerpunkte indes verschoben. Prägnant wird dies insbesondere bei den selbst erkorenen Hits 'Die Liebe' und 'Jesus Antichristus'. Während erstgenannter wegen der Horror-Keyboards noch einige einprägsame Hooklines aufweisen kann, ist die vierte Nummer auf "Cannibal Anthem" ein bitterböses Manifest der elektronischen Musik und vielleicht auch der fieseste Track der gesamten WUMPSCUT-History. Gleichzeitig ist 'Jesus Antichristus' aber auch so etwas wie ein Wendepunkt auf diesem Album, denn im direkten Abschluss öffnen sich WUMPSCUT wieder den etwas monumentaleren Klängen ihrer letzten Scheibe "Evoke".
Den Synthies wird in langsamen Stücken wie 'Cannibal Anthem' wieder ein größerer Stellenwert zugesprochen, und beim fast schon zarten 'Pass auf' wird das Armageddon-Flair nicht zuletzt wegen des weiblichen Begleitgesangs etwas gelockert. 'Jetzt' greift die pessimistische Atmosphäre dann noch einmal kurz auf und bringt das Geisterschiff mit Beats und harschen Rhythmen wieder auf Kurs, doch die Änderung der geplanten Route ist nun nicht mehr aufzuhalten. Am Ende nehmen elegische Synthie-Pop-Stücke wie 'Ohne dich' und das von einer butterweichen Keyboard-Welle getragene 'Recht vor Gnade' das Steuer in die Hand und verändern somit auch den Charakter des Albums total.
Es ist eine ganz klare Entwicklung innerhalb der sehr stimmungsvollen Dreiviertelstunde von "Cannibal Anthem" zu beobachten. Nach der spartanischen, richtungsweisenden Bösartigkeit der ersten vier Tracks, kehrt Rudy R. der kurzen, in diesem Sinne fast auch schon aggressiven Endzeit-Elektronik den Rücken. Für den Hörer bedeutet dies, dass er erst einmal ordentlich wachgerüttelt wird, sich in 'Die Liebe' und 'Jesus Antichrist' einer langsam wirkenden Hypnose aussetzt und sich schließlich ganz und gar dem sanften Klang der melodischen Synthesizer hingibt. Und was dies für "Cannibal Anthem" heißt, sollte hieraus auch klar hervorgehen; WUMPSCUTs Neue ist mal wieder ein perfekt konstruiertes, bis in letzte Detail durchdachtes Meisterwerk und bringt die Szene im Jahre 2006 wieder einen Schritt weiter - auch wenn Rudy R. sich im Grunde genommen nur die besten Elemente aus der Geschichte des eigenen Projektes herausgesucht hat. Aber vielleicht definiert man ja so auch Genialität!
Anspieltipps: Die Liebe, Pass auf, Recht vor Gnade
- Redakteur:
- Björn Backes