WUMPSCUT - Siamese
Mehr über Wumpscut
- Genre:
- Electro/EBM
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- Betonkopfmedia / Soulfood
- Release:
- 16.04.2010
- Falling From Lucifer's Grace
- Boneshaker Baybee
- Siamese
- Ziribit
- Auf Wiedersehn Im Massengrab
- Teufelszeug
- Bam Bam
- Loyal To My Hate
- Blood Stigmata
- Killuh
Elektronischer Frühjahrsputz für die Ohren.<br />
Ach ja, unser Rudy ist schon ein Guter! Knapp ein Jahr nach der letzten Veröffentlichung "Fuckit" erfreut er die Fans mit einem neuen Album. Im 19. Jahr von WUMPSCUT gehört er nach wie vor zu den großen Bands des Genres und das nicht zu Unrecht. Ingesamt gesehen, ist "Siamese", im Vergleich zu den Vorgängern, etwas direkter geworden und konzentriert sich auf das Wesentliche, anstatt sich in vielen technischen Rafinesssen zu verzetteln. "Back To The Roots" trifft den Nagel auf den Kopf und jeder Fan wird von diesem Werk sicher nicht enttäuscht werden. Inhaltlich geht es um das Thema siamesische Zwillinge und das wurde optisch ebenfalls hervorragend umgesetzt. Francois Launet lieferte wieder die Zeichnungen, diesmal in Form von siamesischen Skeletten, die die düster-bedrohliche Stimmung auf dem Album toll untermalen.
In der typischen WUMPSCUT-Manier startet der Rundling mit 'Falling From Lucifer's Grace'. Brachiale Gitarren-Riffs werden mit Elektrosalven und dem Ratzingerschen Schreigesang auf den Hörer losgelassen und zeigen genial wo die Marschrichtung hingeht. Das nachfolgende und temporeiche 'Boneshaker Baybee' ist so einfach wie genial und dürfte demnächst die Tanzflächen im Sturm erobern. Das Stück ist ein richtig gemeiner Ohrwurm, den man nur schwer aus dem Kopf bekommt. 'Siamese' schlägt ruhigere Töne an, dennoch ist es nicht minder spannend. Es lebt vor allem vom verzweifelt wirkenden Gesang, der sich regelrecht ins Hirn brennt. Schon wieder ein Kracher! Im Anschluss folgt das Instrumental 'Zirbit', was mehr für die Tanzfläche geeignet ist. Getreu dem Motto: "Weniger ist manchmal mehr", muss man verängstigend feststellen, wie einfach doch mancher Song funktionieren kann. Gut, das elektronische Hundegebell wirkt ein wenig albern, doch es ist noch im erträglichen Rahmen.
'Auf Wiedersehn im Massengrab' verbreitet erneut diese ruhige aber bedrohlich anmutende Atmosphäre, vielleicht sogar ein wenig besser als 'Siamese'. Spätestens jetzt wird wieder einmal deutlich, dass gerade die nicht so schnellen Songs besonders gut rüberkommen. Wahrscheinlich liegt es daran, dass sie einfach abgedrehter und kranker klingen. Das ist auch schön bei 'Teufelszeug' zu spüren. Es ist zwar melodischer und tanzbarer, doch passt es klasse in den gewohnten Bandsound. 'Bam Bam' reißt dann alle aus ihren (Alb)träumen heraus. Einfach aber effektiv geht es hier zur Sache. Mit eingängigen Melodien folgen 'Loyal To My Hate' und 'Blood Stigmata', die wohl weitere Tanzflächenfüller werden. Das Finale bildet 'Killuh' und mit dem eigentümlichen Gesang von Clara S. wird das Stück zu einem gelungenen Abschluss der Platte. Der überwiegend ruhige Charakter passt gut und die Violinen gegen Ende verleihen dem Lied noch eine besondere Note.
Und das Fazit nach knapp 50 Minuten Unterhaltung? Eigentlich ist es ganz einfach. Herr Ratzinger wird mit diesem Werk keinen Kreativwettbewerb gewinnen. Das ist auch nicht nötig, denn er zeigt damit, dass es neben dem Einheitsbrei auch noch mehr gibt, nämlich das, was er sehr erfolgreich über die Jahre hin geschaffen hat. Die gern in diesem Genre genutzten, mehr oder weniger geistfreien Sprachsamples, verpackt mit ein paar einfachen Elektrobeats, finden sich hier selten. Dafür dann aber ziemlich albern. Man nehme zum Beispiel: "Wir haben die Ewigkeit, um dein Fleisch kennenzulernen." Na, wenn das mal nix ist! Dieser plumpe Einsatz sieht jedoch eher so aus, als ob dem Rudy der Schalk im Nacken sitzt und er sich einerseits über die Kritiker belustigt, die ihm jetzt Ideenlosigkeit vorwerfen und andererseits hat es den Anschein, als macht er sich ein wenig über die Kollegen lustig.
Wie dem auch sei, wir können bescheinigen, alles richtig gemacht zu haben. Ein Ausflug in die Anfangstage ist sicher nicht falsch. Und mit der Gewissheit, dass dieses Album noch um Längen besser ist, wenn es nur mäßiger Durchschnitt wäre, als das, was so diverse "Möchtegern-Elektro-Combos" abliefern, freuen wir uns über diese CD und natürlich auf das, was zum runden Geburtstag kommt. Denn sicher hat der Chef schon ein Ass im Ärmel.
Anspieltipps: Boneshaker Baybee, Siamese, Auf Wiedersehn im Massengrab, Blood Stigmata
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Swen Reuter