WUNDERKAMMER - Today I Cannot Hear Music
Mehr über Wunderkammer
- Genre:
- Experimenteller Folk
- Label:
- SureShot/Honeymilk
- Release:
- 19.01.2004
- Sheepster & Wolf
- A Dream Within A Dream
- Embittered Kiss
- The Words You Sent
- The Beat Of Love
- 'Il solo roglione'
- In A Blue Bed
- The Sun Was Setting Behind ...
- Do Not Go Gentle Into That Good Night
- The Overall Shadow
- Smertens Sang
- Dos Vodkas
Wenn man von Zeit zu Zeit mehr oder minder unfreiwillig zu rezensierende Alben in seinem Postkasten findet, kann es schon einmal passieren, dass man sich wundert, dass man angeekelt und voller Abscheu die Playtaste drückt oder einfach restlos am Unvermögen einiger Musikerkollegen verzweifelt. Kann passieren, denkt man sich, der Job eines Rezensenten ist manchmal hart, knallhart. Kein Erbarmen kennt die Welt mit sensiblen, wohlklangverwöhnten Ohren und auch über die grausamste CD muss ja irgendwie berichtet werden, auch wenn es einen die geistige Zurechnungsfähigkeit kostet. Doch manchmal kommt es anders und manchmal als man denkt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem man weiß, wofür man die ganzen FROSTBORNs und KLOAKs von vorn bis hinten hören musste. Und irgendwann liegt SIE auf dem Schreibtisch!
Wer Klezmer und Polka miteinander kombiniert, bewegt sich noch auf dem Pfad der Normalität, haben doch beide einen gemeinsamen mittelalterlichen Ursprung. Wer jedoch noch psychedelische Gesangspassagen sowie schwebende Arrangements hinzufügt, kann zumindest als besessen bezeichnet werden. Wenn sich aber wie im Falle von WUNDERKAMMERs "Today I Cannot Hear Music" eine singende Säge einen Platz neben freakigen Streichorchestern und einer Jazzkapelle erkämpft, nun ... dann haben wir es wohl mit einer der atemberaubendsten Platten zu tun, die in letzter Zeit auf den Markt geworfen wurde. Kann man sich nicht vorstellen? Korrekt! Man muss 'In A Blue Bed' zuerst gehört haben, um wirklich glauben zu können, dass solche Musik wirklich existiert. Hat da gerade jemand BJÖRK gesagt? Nun, zumindest die Leichtigkeit einiger Songs erinnert stark an das Frühwerk der drolligen Isländerin, was natürlich nur für die Parts gilt, welche sich im Rahmen des Normalen bewegen. Drehen die Herrschaften erst einmal wie im Opener 'Sheepster & Wolf' oder dem Hyperspeed-Jazz-Pop-Punk-Polka-Kracher 'Dos Vodkas' ab, gibt es kein Halten mehr und öfter als einmal bewegen sich WUNDERKAMMER zwischen Genie und Wahnsinn. Kein Wunder, hat Pal Jackman, seines Zeichens Gründer dieses außergewöhnlichen Orchesters, doch in seinem Musikerfundus von der Cellistin bis zum Free-Jazz-Bassisten alles vertreten, was aus Gegenständen Töne hervorlockt. 'The Sun Was Setting Behind ...' beispielsweise ist eine rockige Ballade, welche durchsetzt von improvisierten Elementen aller Musiker zu solch einer Größe aufsteigt, dass man gleich noch mal ein Adjektiv erfinden muss, welches der Größe dieser Band Respekt zollt: floppig, das Ganze!
Unbedingt anhören oder gleich kaufen und Neuland betreten, lautet darum die Devise. O.k., nicht jedem wird diese Art experimenteller Platte gefallen, doch sollte man es zumindest erst einmal gehört haben, bevor man sich wieder den Intelligenzbestien von CANNIBAL CORPSE oder MALEVOLENT CREATION zuwendet. Wer sich jedoch auf WUNDERKAMMER einlässt und nicht vor der Neuartigkeit zurückschreckt, wird kleine, mittelschwere und großartige Wunder erleben. Versprochen ...
Anspieltipps: Sheepster & Wolf, A Dream Within A Dream, The Words You Sent, In A Blue Bed, The Sun Was Setting Behind ..., Dos Vodkas, einfach mal durchlaufen lassen und mit dem Hidden Track davonschweben.
- Redakteur:
- Lasse Rosenberger