WYATT E. - Al Beluti Daru
Mehr über Wyatt E.
- Genre:
- Oriental/Drone/Post-Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Stolen Body Records
- Release:
- 18.03.2022
- Mushussu
- Sarru Rabu
Definitiv einer Empfehlung wert.
Das seit 2015 existierende, belgische Drone-Doom-Duo hat im Gründungsjahr die EP "Mount Sinai/Aswan" und zwei Jahre später das Album "Exile To Beyn Neharot" veröffentlicht. Im vergangenen Jahr erschien außerdem eine Split-EP mit FIVE THE HIEROPHANT, zu welcher WYATT E. gemeinsam mit Tomer Damsky die Single 'Kol Badai' beisteuerten. Seit Mitte März ist nun das zweite Album "āl bēlūti dārû" über Stolen Body Records zugänglich, was mit "Die ewige Stadt" aus der akkadischen Sprache übersetzt werden kann. Erst kürzlich war die Band mit MESSA auf Tour mit Auftritten in Leipzig und Braunschweig und stand ferner beim Roadburn Festival auf der Bühne.
WYATT E. vermengt dröhnende Klänge mit fein gesponnenem Gitarrenspiel und orientalischen Instrumenten. Die beiden Gitarristen beschreiben ihre Musik als "Soundtrack von einem Pilger in das Neu-Babylonische Reich. Eine Reise in die Vergangenheit, die zu alten Göttern, vergessenen Städten und verlorenen Zivilisationen führt". Das neue Album enthält zwei knapp 19-minütige, zumeist instrumentale Tracks namens 'Mušhuššu' und 'Šarru Rabu'. Das Cover hierzu wurde von dem belgischen Illustrator und Grafiker ammoammo kreiert.
Die drone-artige Einleitung des ersten Stückes erzeugt einen leicht verstörenden Dreheffekt. Zeitnah stoßen herrlich entspannte Gitarrentöne hinzu, welche nahöstliches Flair verströmen. Es entwickeln sich angenehm zu lauschende Melodiefolgen immer wieder aufgefrischt von neuen interessanten Beiklängen, die die Neugierde aufrechterhalten. Gegen Ende des ersten Drittels schwindet die Entspannung zugunsten einer zum Tanz anregenden Rhythmik. In der mittig platzierten Ruhepause sind unter anderem kurz Blasinstrumente wie zum Beispiel eine Flöte zu vernehmen, doch auch die Gitarren und die Percussions gönnen sich keine Pause. Im hinteren Drittel lassen Sébastien von Landau und Stéphane Rondia ihre Gitarren von der Leine und entfalten frei ihre charakteristischen Riffs begleitet von schwer fallendem Takt. Das orientalisch anmutende Outro wurde leicht mit dröhnenden Geräuschen unterlegt.
Der Beginn des zweiten Tracks wurde mit einem orientalischen Saiteninstrument gestaltet, wodurch der Zuhörer angelockt wird. Anschließend tritt eine seltsame, anderthalb Minuten andauernde Pause auf, die verzichtbar wäre. Danach erklingt erneut lobenswertes Gitarrenspiel umrahmt von, mit Synthesizern erzeugten Drone-Sounds, welche mich bereits eingesaugt haben, bevor der Takt einsetzt. Ein gutes Stück vor der Hälfte wird der Song schwerer im Klang und ich möchte ihm nur noch in seiner Bewegung folgen. Auf den Gitarrenklängen würde ich am liebsten mitschweben, während die Füße dem Takt und den Percussions folgen. Zwischendurch kommen elektronisch verzerrte Worte zum Vorschein, bevor das Lied kurzzeitig voll in psychedelische Sphären driftet, was wiederum von stark rockenden Gitarren und Drums abgelöst wird. Auf die letzten paar Meter wird der Zuhörer dann immer beruhigter und entschleunigter aus dem Album geleitet.
"āl bēlūti dārû" hat mich positiver überrascht, als ich es im Vorhinein erwartet hatte. Durch die permanente Veränderung rund um den roten Faden der Grundmelodie herum fühle ich mich vom gesamten Album voll und ganz gut unterhalten. Man verbleibt jeweils bis zum Ende der Songs neugierig, wohin sich die Tracks bewegen und welche Synthesizer-Nebengeräusche und Wechsel noch auftreten. Auch die Verwendung nahöstlicher Elemente wirkt sich enorm vorteilhaft aus.
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Susanne Schaarschmidt