WYATT E. - Zamaru Ultu Qereb Ziqquratu Part 1
Mehr über Wyatt E.
- Genre:
- Oriental / Drone / Post-Rock
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Heavy Psych Sounds
- Release:
- 10.01.2025
- Qaqqari La Târi Part 1
- About The Culture Of Death (Kerretu Mahrû)
- Im Lelya
- The Diviner's Prayer To The Gods Of The Night
- Ahanu Ersetum
Rituell-spirituelle Musik für die Götter der Alten Welt.
Beim Verteilen der zu rezensierenden Alben durch unseren dafür zuständigen emsigen Kollegen Marius sticht mir ein Bandname ins Auge, der mir seltsam vertraut vorkommt, den ich aber trotz intensiven Nachdenkens zunächst nicht wirklich in einen sinnvollen Kontext bringen kann. Nach einiger Zeit des weiteren Sinnierens fällt es mir dann wie Schuppen von den Augen. WYATT E; das waren doch diese in verrückte schwarze Umhänge gekleideten Musiker aus Belgien, die seinerzeit das unvergessliche Konzert von MESSA in der Jugendkirche zu Braunschweig als Support eröffneten. Instrumentaler Drone Doom mit leichter orientalischer Note, ein wenig sperrig, aber alles andere als uninteressant. So hatte ich den Auftritt seinerzeit zusammenfassend abgespeichert.
Auch auf Platte Nummer drei "Zamāru Ultu Qereb Ziqquratu Part 1", dem ersten Kapitel eines auf zwei Konzeptalben angelegten Werkes, in dem die Band ihre mythische Erkundung des antiken Babylons durch die Augen der exilierten Gefangenen aus Jerusalem vertieft, setzt man diesen musikalischen Weg im Großen und Ganzen weiter fort. Allerdings setzt man hier mit zwei Schlagzeugern sowie diversen (alt)typischen Instrumenten aus dem Nahen Osten (darunter Saz, Viola, Sitar und Horn) auf ein deutlich üppigeres Instrumentarium und lädt auf fünf Songs zu einer außergewöhnlichen und exotischen Reise in ferne Länder und Zeiten ein, die sämtliche Sinne anzuregen weiß.
Auf dem ersten Stück 'Qaqqari Lā Târi Part 1'erklingen gleich improvisative Momente, die an eine räucherstäbchenverhangene Jam Session im Proberaum erinnern, bevor sich diese in droneartige Lavariffs entlädt und im weiteren Verlauf düster-monotonen Sprechgesang und orientalische Gesänge Hand in Hand gehen lässt. In kompositorischer Hinsicht bedient sich die Band auch hier wieder der intervallreicheren arabischen Tonleiter. Im darauffolgenden Track 'About The Culture Of Death (Kerretu Mahrû)' lassen mich die stroboskopartig eingesetzten Keyboards an die finnische Psychedelic Black Metal-Band ORANSSI PAZUZU denken, während die treibenden Percussions sich parallel dazu mitunter sehr in den Vordergrund drängen, ohne dass es den Hörgenuss dabei aber in irgendeiner Art und Weise schmälern würde. Auch Song Numero drei 'Im Lelya' bietet ganz fantastische Melodielinien aus Tausendundeiner Nacht auf, die mit dezenten Streichern unterlegt sind und von Tomer Damsky, ihres Zeichens nomadische Komponistin, Performerin und Klangkünstlerin, in verträumt-sphärischer Art kongenial in aramäischer Sprache gesanglich veredelt werden.
Der Platte stärkstes, weil stimmungsgewaltigstes Stück, folgt dann mit 'The Diviner’s Prayer To The Gods Of The Night'. Auf instrumentaler Ebene passiert hier im Vergleich zu den vorangegangenen Songs gar nicht so wirklich viel. Das ist aber auch gar nicht nötig, wird der Track vorrangig doch von der bei LOWEN aktiven Sängerin Nina Saeidi formvollendet, die dem Stück mit ihrem wunderschön kolorierten auf Akkadisch vorgetragenen Gesang den ultimativen Sahneguss verpasst. Ein wahres Träumchen, dieses Song-Kleinod. Abgerundet wird das bisher stärkste Album der Band dann mit dem anfangs sanft und melancholisch beginnenden Song 'Ahanu Ersetum', welcher auf knappen zwölf Minuten im weiteren Verlauf mit mantraartigem und rätselhaftem Sprechgesang sowie Drone-typischem Riffing zu entzücken weiß.
"Zamāru Ultu Qereb Ziqquratu Part 1" ist ein großartiges und vielschichtiges Opus geworden, welchem man schon viel Zeit und Hinwendung opfern muss. Zeit, die diese Platte, welche man am besten mit geschlossenen Augen unter dem Kopfhörer genießen sollte, aber mehr als verdient hat. Auch an der glasklaren und perfekt abgemischten Produktion, für welche Tim De Gieter (AMENRA, BRUTUS und ABSENT IN BODY) verantwortlich zeichnet, gibt es rein gar nichts auszusetzen. Ganz tolles Werk und somit ganz klar mein erstes kleines Jahres-Highlight!
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Stephan Lenze