WYRMWOODS - Earth Made Flesh
Mehr über Wyrmwoods
- Genre:
- Avantgarde Black Metal
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- Inverse Records
- Release:
- 15.01.2018
- Break The Seal
- The Greater Festival Of Masks
- Saturnalia
- Abomination
- Primordial Waters / The Well Of Urth
- The One As Chaos And Egg
Außergewöhnlich experimentell - selbst für eine Avantgarde-Annäherung!
Müsste man den Sound des neuen WYRMWOODS-Albums mit wenigen Worten zusammenfassen, stünde man vor einer echten Mammutaufgabe, weil keine der bekannten Floskeln auch nur annähernd greifen würden und die Vielseitigkeit, die die Finnen auf "Earth Made Flesh" an den Tag legen, eigentlich gar nicht eingegrenzt werden kann. Die Band steckt voller Überraschungen, obschon sie sich zunächst noch als radikale Black-Metal-Einheit verkauft und im Opener 'Break The Seal' auch jenes Fleisch auswirft, das die hungrige Meute innerhalb der pechschwarzen Fanfraktion auch am liebsten frisst. Depressive, gequälte aber angenehm aggressive Schwarzwurzelklänge stehen hier auf der Tagesordnung und werden von WYRMWOODS auch mit Bravour und Leidenschaft dargeboten.
Doch den ersten Eindruck wollen die Nordeuropäer in der Folge nicht mehr bestätigen; die Experimentierfreude kennt keine Grenzen, führt die Band schnell in die Welt der Avantgarde, bringt sie an den Rande einiger elektronischer ausgemalter Ambient-Spielereien, lässt sie schließlich auch mit völlig entartetem Jazz kokettieren, um dann später in einem wüsten Gemisch aus Industrial-Fragmenten, Drone-Elementen und rabiatem, extrem verzerrtem Black Metal das Maß endgültig zu überspannen - so wirkt es jedenfalls.
Doch wer sich in die Materie hineindenkt und der Platte etwas Zeit gibt, wird die wahrlichen Kunstgriffe entdecken, die WYRMWOODS gerade im zweiten Part von "Earth Made Flesh" unternimmt. 'Primordial Waters / The Well Of Urth' mag zwar ein völlig zerstörerisches Klanggemisch darstellen, nähert sich dann aber wieder durch die Hintertür an Acts wie WOLVES IN THE THRONE ROOM und BLUT AUS NORD heran, die mit ähnlichen Experimenten ansehnliche Erfolge feiern durften. Und auch DEATHSPELL OMEGA dürfte den Herrschaften bekannt sein, wie man aus dem zunächst sehr ruhigen, schließlich aber völlig übersteuerten Rauschmeißer 'The One As Chaos And Egg' herauslesen kann. Ob das am Ende tatsächlich noch Black Metal ist, sei mal dahingestellt. Es ist aber auf alle Fälle spannend und innovativ und ab einem gewissen Punkt auch eindringlich genug, dass man sich dafür begeistern kann.
Dass "Earth Made Flesh" aber ein Album für die Special-Interest-Abteilung ist, steht natürlich außer Frage. Man sollte abgefahrene Sounds schätzen und mögen und gerne auch mal über den Tellerrand schauen, denn ansonsten wird man hier gnadenlos überfordert. Aber WYRMWOODS hat definitiv etwas Bewegendes geschafft, und diesen Eindruck wird man selbst dann bestätigen müssen, wenn man die Platte nicht wirklich durchdringt. Und gelingt Letzteres doch, wird die Euphorie irgendwann von ganz alleine eintreten. Ganz sicher!
Anspieltipps: Break The Seal, The One As Chaos And Egg
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Björn Backes