WYTCH HAZEL - IV: Sacrament
Mehr über Wytch Hazel
- Genre:
- Heavy Metal / Hard Rock
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Bad Omen Records / Metal Blade Records
- Release:
- 02.06.2023
- The Fire's Control
- Angel Of Light
- Time And Doubt
- Strong Heart
- Deliver Us
- A Thousand Years
- Gold Light
- Endless Battle
- Future Is Gold
- Digging Deeper
43 Minuten Traumreise.
WYTCH HAZEL ist eine sichere Bank für großartigen, regressiven Metal geworden, daran ändert "IV: Sacrament" nichts. Auch am gesamten Soundgefüge ist nichts Wesentliches verändert worden, und das ist natürlich gut so, denn bisher hat die Truppe um den Briten Colin Hendra ja kein Album veröffentlicht, das nicht das Prädikat "sehr gut" verdient hat. Ich würde jedes der bisherigen Studioalben auch nachträglich mit 10 Punkten bewerten. Daher ist die Messlatte für "IV: Sacrament" natürlich unfassbar hoch gelegt. Das wunderbare Artwork macht wieder große Hoffnungen. Und nach mittlerweile fast zehn Durchgängen?
Ernüchterung... macht sich nicht breit. Sondern das gewohnte Niveau der Band wird gehalten, das Songwriting ist wunderbar. Etwas dumpf abgemischt ist aus meiner Sicht der Gesang - vielleicht ist das aber das Mastering der Vorab-Promos? Ich werde ja sicher die CD kaufen, die Hoffnung bleibt, dass der Gesang da etwas transparenter im Vordergrund ist. Ansonsten gibt es aber alle Zutaten, die so viele Fans auf den Vorgängern zurecht geliebt haben - Jungfrauen-Harmonien, Atmosphäre von Bands wie URIAH HEEP, JETHRO TULL oder ASHBURY, einen stilistisch ganz eigenwilligen Mix zwischen früher NWoBHM, Siebziger-Jahre-Hard-Rock, Retro Rock der Marke DEAD LORD und Prog Rock. Musikalisch ist das gar nicht so weit weg von Proto-AOR entfernt ('Strong Heart'), atmosphärisch liegen aber natürlich Welten zwischen WYTCH HAZEL und Bands wie JOURNEY, FOREIGNER oder TOTO. MAGNUM dagegen ist eine Referenz, die einem mehr als ein Mal in den Sinn kommen dürfte.
Ebenfalls geblieben sind die offensichtlich christlichen Texte. Hendra ist Überzeugungs-Christ und hält sich damit nicht zurück. Mich stört das natürlich überhaupt nicht. Wer sich daran stört wird mit WYTCH HAZEL nicht mehr warm werden.
Nun sieht man vielleicht schon die Note. Warum keine 10? Nun, zum einen zünden noch nicht alle Songs zu 100% - der Refrain von 'Time And Doubt' zum Beispiel ist nur sehr gut, aber eben nicht Weltklasse. Das ist weiter nicht verwerflich - welche Band kann schon vier makellose Studioalben am Stück aufnehmen? Dann muss sich die Note natürlich an unserem Notensprektrum bewähren. Die Dauerrotation ist bei WYTCH HAZEL natürlich gesetzt - kaum vorstellbar, dass es nicht mein meistgehörtes Album des Jahres wird. Und sicher, auch "IV: Sacrament" wird zurecht viele Bestenlisten des Jahres anführen. Das schwindelerregende Niveau des Vorgängers oder des Debüts wird in meinen Augen aber nicht ganz erreicht. Das ist für mich keine Enttäuschung, sondern letztlich völlig natürlich. Der Überraschungseffekt des Debüts war einmalig, dass das zweite Album die Magie wieder einfangen konnte eine wahnsinnig positive Überraschung. Dass eine Band auch mit dem dritten Studio-Album noch Weltklasse sein kann in heutigen Zeiten, in denen die meisten wirklich guten Bands ja komplett als Hobby-Truppen agieren kommt kaum vor (Ausnahme ATLANTEAN KODEX?). Auch das vierte Album ist also eine Großtat, eine 43-minütige Traumreise. Vielleicht sehe ich es in ein paar Monaten sogar auch auf Zehner-Niveau. Im Moment muss es sich mit 9,5 Punkten zufrieden geben. Klar gab es dieses Jahr noch keine stärkere Veröffentlichung, aber zur Perfektion fehlt halt das letzte kleine bisschen (noch). Das ist für mich ok.
Anspieltipps: The Fire's Control, Strong Heart, Deliver Us, Future Is Gold.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Jonathan Walzer