WYTCH HAZEL - V: Lamentations
Mehr über Wytch Hazel
- Genre:
- Heavy Metal / Folk Metal
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Bad Omen Records / Metal Blade Records
- Release:
- 30.04.2025
- I Lament
- Run The Race
- The Citadel
- Elements
- The Demon Within
- Racing Forwards
- Elixir
- Woven
- Heavy Load
- Healing Power
Wieder im Olymp angekommen.
Die Haselhexe ist zurück, und sie lamentiert! Das fünfte Album der Briten WYTCH HAZEL ist passenderweise mit "V: Lamentations" übertitelt. Die ersten drei Alben waren ja relativ unumstrittene Wunderwerke, die direkt aus dem Olymp auf die Erde gefallen sind, und auch der Vorgänger war vom Songmaterial her brillant, krankte aber etwas an der etwas schwächeren Produktion, so dass es erstmals keine Bestnote gab.
Beim neuen Album fällt sofort auf, dass es wieder ein wahrhaft episches Coverartwork gibt, das hoffentlich als Shirtmotiv erhältlich sein wird. Und auch sonst, das verspreche ich gleich am Anfang dieser Rezension, ist vieles wie immer. Könnte es eine bessere Antwort geben? Natürlich legt WYTCH HAZEL die Messlatte für das Album des Jahres wieder hoch an. Doch woran liegt das?
Hier stimmt eigentlich wieder alles. Colin Hendra ist ein Songwriter, wie es ihn nur selten in der Rock- und Metal-Geschichte gibt. Immer wieder frage ich mich, ob der Junge dazu in der Lage ist, einen richtig miesen Song zu schreiben. Bisher ist das noch nicht passiert. Was sticht sonst wieder heraus? Natürlich das wunderbare, sehr warme Gitarrenspiel von Colin, sowie seine mehrstimmigen Gesangslinien. Das kommt auch alles wieder besser zum Vorschein, da die Produktion - anders als auf dem Vorgänger - wieder absolute Weltklasse ist!
Wie sollte eine Albenproduktion 2025 klingen? Richtig, "V: Lamentations" ist die passende Antwort. Die stampfig-galoppierenden Parts ('I Lament') erinnern mal wieder an die eisernen Jungfrauen, und doch ist es weiterhin faszinierend, wie eigenständig WYTCH HAZEL halt nun mal klingt. Alle Vergleiche sind nur Hinweise, denn WYTCH HAZEL klingt eben nicht wirklich wie WISHBONE ASH, JETHRO TULL, ASHBURY, IRON MAIDEN oder DARK FOREST - auch wenn Fans dieser Truppen sicher meist ihre Freude an "V: Lamentations" haben dürften. Dass Colin seit dem dritten Album immer wieder mal einen hohen Scream auspackt, gefällt mir ausgesprochen gut, ist für die Freunde von eher gediegenem Hard Rock aber vielleicht eine Herausforderung. Aber wer 'Run The Race' hört, dürfte sich direkt in den Himmel gebeamt fühlen. Der verspielte Einstieg in 'The Citadel' zeigt die Magie auf, die uns auf diesem Album begegnet. Die Fröhlichkeit, mit der 'Elements' aus den Boxen dringt, entführt wieder direkt in die neue Schöpfung - auch mit einem wirklich feinen Gitarrensolo.
'The Demon Within' erinnert vom Klangbild stark an die ersten beiden Alben (die ja jeder liebt). Gar nicht so flott ist 'Racing Fowards'. Es handelt sich um eine etwas gemütlichere Nummer, die voll auf die Gitarrenharmonien baut, gefühlt handelt es sich um den frommsten Song des Albums. Der Break mit den mehrstimmigen Gesängen packt mich emotional total! 'Elixir' ist dann das klassische Instrumental, das schon viele Alben von WYTCH HAZEL aufwertete. Mit 'Woven' geht es dann noch mal etwas ab, der Song hätte gut auf das zweite Studioalbum gepasst. Die singende Gitarrenmelodie und der starke Refrain überzeugen. 'Heavy Load' klingt dankenswerterweise nicht so bieder wie die etwas überbewertete Epic-Metal-Truppe aus Schweden. Ganz im Gegenteil ist der schwerfällige Song eines der Highlights des Albums. Zum Ende gibt es 'Healing Power', eine großartige Nummer mit wunderbaren Gitarren. Was mir immer wieder auffällt: Das Schlagzeugspiel ist so herrlich unaufdringlich, ohne anspruchslos zu sein. Gerade wer Gitarren liebt wird aber mit diesem Schlusssong noch mal große Freude haben.
Die christlich geprägten Texte von Colin sind nie missionarisch oder aufdringlich. Wer grundsätzlich das Christentum verachtet und jedem Christen eins auswischen will, der wird wahrscheinlich trotzdem keine Freude an der Scheibe haben. Doch wird dieser Hörer wohl oder übel das potentiell beste Metal-Album 2025 verpassen. Sei's drum, Colin und Co. dürfte das egal sein. Sie dürften längst wissen, dass sie für viele die aktuell spannendste harte Rock-Band der Welt sind. Es gibt keinen sachlichen Grund, hier weniger als 10 Punkte zu geben. Musikalisch ist das ein Meisterwerk.
Anspieltipps: Run The Race, The Citadel, Heavy Load, Healing Power
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Jonathan Walzer