X-TRACTOR - Gehirnkonflikt
Mehr über X-Tractor
- Genre:
- Dark Wave / Industrial
- Label:
- Twilight Zone / Twilight
- Release:
- 05.10.2007
- Intro
- Elend Mensch
- Ich will hier raus
- Il Mio Dolore
- Kurz und klein
- Genickschuss
- Allein in Gottes Welt
- Baller-Laika
- Es war einmal ...
- Deine Welt
- In München regnet's Leichen
- Ich will hier raus (Club Freak Mix)
Fans des Gothic-Duos DAS ICH werden bei X-TRAKTOR vielleicht eines der zwei Bandmitglieder von Live-Konzerten wiedererkennen, gehörte der betreffende Herr schließlich für einige Zeit als Keyboarder zum Live-Ensemble der Band. Nun möchte man versuchen, auch mit dem Wave-Electro-Projekt X-TRAKTOR Fuß zu fassen. Ganze zehn Jahre hat die Planung für das Debüt "Gehirnkonflikt" gedauert, nun steht das Werk endlich in den Läden. Wer aber durch die lange Vorlaufphase auf ein ausgefeiltes Elektro-Feuerwerk der verschiedensten Elemente tippt, der liegt hier gehörig daneben.
Müsste man "Gehirnkonflikt" mit einem einzigen Wort definieren, so lautete dieses Wort wohl "minimalistisch". Man setzt hier auf monotone, kalt wirkende Töne, auf endlose Wiederholungen und auf einen Gesang, der einem kalte Schauder über den Rücken jagt. Bereits das Intro wirkt befremdlich und zieht sich in die Länge wie frisch gekauter Kaugummi. Mit 'Elend Mensch' gibt es schließlich das erste "richtige" Lied des Albums, und es wird schnell klar, dass "Gehirnkonflikt" kein Album ist, in dem weich gespült wird. Gesellschaftskritische und bedrückende Texte treffen hier auf eine ebenso erdrückende Instrumentierung, kurzum: Das Album ist schwer verdaulich. Die Intonation ist fremdartig und wirkt teilweise verzerrt oder einfach nur falsch, was die Atmosphäre nur noch intensiviert. Kleine Zwischenspiele wie zum Beispiel 'Il Mio Dolore' erlauben dem Hörer eine kurze Verschnaufpause, doch danach geht es schonungslos weiter. Auf Wave-typische Melodien wartet man vergebens, nur der Schlusstrack, ein Remix des Stückes 'Ich will hier raus', könnte auch in einem Club Leute auf die Tanzfläche holen.
Es ist nicht einfach, sich in "Gehirnkonflikt" so einzuhören, dass sich das Album vollständig erschließt. Einige Male möchte man am liebsten einfach nur ausmachen und etwas Verdaulicheres hören, und dennoch hört man weiter, denn das Album hat seinen Reiz. X-TRAKTOR haben es geschafft, etwas auf den Markt zu bringen, das es so bisher noch nicht gab, und allein das ist bereits eine reife Leistung. Außerdem wird schnell klar, dass trotz allen Minimalismus die Kompositionen selbst bis aufs Äußerste ausgefriemelt wurden und sich die beiden Herren somit wohl auch etwas dabei gedacht haben. Sie wollten ein Album kreieren, das sich nur schwer erschließt, das roh und fast unfertig wirkt, das in keine Schublade passt und an dem sich die Geister scheiden. Gratulation, Mission erfolgreich.
Anspieltipps: Allein in Gottes Welt, Elend Mensch, Ich will hier raus (Club Freak Mix)
- Redakteur:
- Ricarda Schwoebel