X-VIVO - Petrichor
Mehr über X-Vivo
- Genre:
- Industrial / Electro Metal
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Absolut Promotion
- Release:
- 29.04.2017
- Echo Of The Unseen
- Hail The King
- Legion
- Aphelion
- At The Guillotine Gate
- I Walk In The Flames
- Written In Stains
- The Waves Of The Ocean Are Gone
- The Eyes Of The Wolves Awake
- The Dust I Breathe
- Reviving The Ground
- Perihelion
Hoffnungsvolles Dämmerlicht nach langer Nacht
Es ist alles wieder da, vom ersten Moment an, als die ersten subversiven Synthesizer-Klänge durchs finstere Nichts wabern, diese zerbrechlich-klare Frauenstimme unter die Haut kriecht und schließlich das unerbittlich treibende Schlagzeug einsetzt. Mit spärlichen elektronischen Mitteln wird bei 'Echo Of The Unseen' wieder diese unvergleichliche, zwielichtige Atmosphäre erschaffen, so wie die ersten Vorboten des Lichtes die eben noch undurchdringliche Dunkelheit weichen lassen, wenn die letzten Nachtschwärmer den Weg nach Hause suchen und vor dem sich ankündigenden Tageslicht flüchten.
X-VIVO ist wieder da, und ich kann die Gänsehaut nicht leugnen, die zu den ersten Tönen von "Petrichor" meinen Nacken säumt. Die Vorgänger-EP "Out Of The Smell Of Decay" war meine erste Platte bei POWERMETAL.de, und die Freude über die endlich folgende Full Length wird noch gesteigert durch eine nunmehr unbestreitbare Tatsache: Der Berliner Industrial-Vierer hat sich als eine von wenigen Bands etabliert, deren Sound so unverwechselbar ist, dass er jeweils ein eigenes Patent verdient hätte. Es ist wie ein Wiedersehen mit alten Freunden. Und wenn beim folgenden 'Hail The King' wieder dissonante Gitarrensägen mit dem maschinell-präzisen, aber zugleich sehr organischen Schlagzeug-Beat und den eher hintergründigen, bedrohlichen Vocals gekreuzt werden wie Klingen zum Gefecht, kann ich ein diebisches Grinsen nicht unterdrücken. Welch ein Fest, als schließlich sattes Riffing einsetzt und X-VIVO eines dieser unerbittlichen Elektro-Gemetzel veranstaltet.
Dass es möglich ist, die eher synthetisch verwurzelten Industrial-Trademarks in ein natürlicheres Klangbild zu transferieren und entsprechend mit einer bühnentauglichen Instrumentierung umzusetzen, wurde hierzulande gerade durch Bands wie IMAGINARY WAR und X-VIVO unter Beweis gestellt. Auch auf "Petrichor" setzen die Hauptstädter ihre Duftnoten, ziehen ein zwölfteiliges Drama auf, dem allerdings wie schon dem Vorgänger etwas zu fehlen scheint. Das mag die visuelle Komponente sein, die bei X-VIVO-Shows scheinbar eine tragende Rolle spielt und die Musik entscheidend ergänzt. Es muss aber auch konstatiert werden, dass viele Songs dieses Albums eher begleitenden Charakter haben, da die Instrumentierung immer und immer wieder zurückfährt und nur ein bassig-rhythmisches Klangskelett übriglässt. Nur wenige Songs entwickeln echte emotionale Höhepunkte – dazu zählen vor allem garstige Beißer wie 'Hail The King' oder 'I Walk In The Flames'. Oft bewegt sich die Truppe eher in minimalistischen Dubstep-Grooves, oder lässt langsamere, akustische Pianoklänge in entrückter Nachdenklichkeit vor sich hinfließen.
Eigentlich schade, dass sich kein durchgängig fesselndes Albumgefühl einstellen will, da viele Songs zwar immer wieder Spannung aufbauen, die jedoch selten in der erwarteten Explosion gipfelt. Vielleicht fehlen einfach mehr songdienliche Ideen, vielleicht ist dies aber auch das Konzept von X-VIVO: Womöglich sucht diese Truppe weniger den klassischen Effekt, weniger den ultimativen Abschuss, sondern begnügt sich bewusst mit der atmosphärischen Hintergrundrolle. Doch wieso funktionieren die wenigen eruptiven Höhepunkte bei 'Written In Stains' und 'The Eyes Of The Wolves Awake' sowie die dramatische Zuspitzung von 'The Waves Of The Ocean Are Gone' dann so verdammt gut?
Anspieltipps: Echo Of The Unseen, Hail The King, I Walk In The Flames
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Timon Krause