XII ALFONSO - Djenne
Mehr über XII Alfonso
- Genre:
- Folk / Weltmusik
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Just For Kicks
- Release:
- 24.06.2016
- Sahel
- Africa
- Les rois de Djenné
- Ecoute les Choses (1)
- Tapama
- Chanson Peul
- Koy Komboro
- La Trahison du Roi
- Djom béni Dakan
- N'goni
- Dji Djégué Djiguiya
- Ecoute les Choses (2)
- Toi le Pêcheu
- Marché aux Poissons
- Le Silence Est un Chemin d'Or
- Benkéléma
- La Mosquée d'Argile
- Le Jour du Crépissage
- Mali Blues
Die Rückkehr der brillanten Franzosen!<br />
Vor vier Jahren brach ich in Jubel aus ob der opulenten 3-CD-Version des Vorgängers "Charles Darwin". Entsprechend groß ist meine Vorfreude und Erwartung an das neue Album der Band aus Bordeaux, die sie tatsächlich nicht enttäuschen. "Djenne" ist ein würdiger Nachfolger, der jedoch schwer vergleichbar ist. Natürlich erzählt XII ALFONSO auch hier wieder eine epische Geschichte, doch Thema ist diesmal die Stadt Djenne in Mali. Ich muss zugeben, dass ich mich erst einmal informieren musste, da Malis Geographie und Geschichte nicht gerade zu meinen Stärken gehören. Djenne ist eine der wichtigsten Städte des Nigerdeltas und wurde bereits um das Jahr 800 gegründet und im 13. Jahrhundert ausgebaut. Heute beherbergt die Stadt über 30.000 Einwohner.
Die Geschichte erzählt die Sage von König Koi Kunboro, der laut Aufzeichnungen im Jahr 1180 zum Islam übertrat. Es ist eine Geschichte der Legende von Djenne und eine Geschichte der Großen Moschee, die alljährlich von Moslems und Christen gemeinsam ausgebessert und mit einem neuen äußeren Schutz überzogen wird. Und das in einer Stadt inmitten einer Region, die zuetzt hauptsächlich durch religiösen Extremismus Schlagzeilen machte. Das macht "Djenne" auch zu einem kraftvollen politischen Statement.
Musikalisch ist das Album so vielfältig wie es nur geht, längere Stücke wechseln sich ab mit Zwischenspielen und alles zusammen ergibt ein Album, das durchaus im wahren Wortsinn als "progressiv" eingestuft werden kann, allerdings nicht als Progressive Rock. Die Instrumentierung ist vielfältig und nahezu ausschließlich akustisch, es werden neben den klassischen und obskureren europäischen Instrumenten vor allem afrikanische Instrumente eingesetzt, die von malischen und senegalesischen Musikern eingespielt wurden. Hier verschmelzen europäische und afrikanische Rhythmen und Melodien zu einem Epos, auf das man sich einlassen muss, das aber genug europäische Liedtradition beinhaltet, um zu einem nachvollziehbaren Genuss zu werden, und wiederum ausreichend Exotik, um eine wahre Entdeckungsreise zu sein. Dabei singen die Franzosen in ihrer Landessprache, aber das Booklet beinhaltet auch die englische Übersetzung der Liedertexte und der zugrunde liegenden Legende.
XII ALFONSO hat ein weiteres großartiges Album geschaffen, dessen Stil ich am liebsten "Progressive World Rock" nennen möchte. Hier verschmelzen Folklore und Weltmusik, aber es bleibt auch immer wieder eine gewisse Grundlage des (Folk) Rock übrig, die sich in den Songstrukturen niederschlägt, was "Djenne" zu einem Album macht, das den Begriff "anstrengend" wohltuend vermeidet. Die neunzehn Stücke, von denen keines die 5-Minuten-Marke knackt, sind abwechslungsreich und stellen die Antipoden Europa und Afrika häufig gegenüber, manchmal wie in einem Wettstreit der Musiker, ohne die afrikanischen Elemente einfach zu okkupieren. Das ist nicht weniger als brillant, allerdings auch anspruchsvoll. Ein Album zum Zuhören, nicht zum nebenbei Genießen. Zumindest nicht während der ersten zehn Durchläufe. Und auch wenn nicht jedes einzelne Stück an sich großartig ist, ich habe mit 'Le Jour Du Crépissage' sogar eines, das ich ganz furchtbar finde, so macht die Gesamtheit den Reiz des Epos aus. Eine empfehlenswerte musikalische Entdeckungsreise, nur knapp hinter "Charles Darwin".
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Frank Jaeger