XERATH - II
Auch im Soundcheck: Soundcheck 04/2011
Mehr über Xerath
- Genre:
- Black Metal
- ∅-Note:
- 8.50
- Label:
- Candlelight (Soulfood)
- Release:
- 29.04.2011
- Unite To Defy
- God Of The Frontlines
- Reform, Pt. III
- The Call To Arms
- Machine Insurgency
- Sworn To Sacrifice
- Emeny Incited Armageddon
- Nuclear Self Eradication
- Numbered Among The Dead
- The Glorious Death
FEAR FACTORY trifft auf Black Metal. Erneut.
Genau, keine Zeit auf die ausführliche Erstellung eines komplexen Albumtitels verschwenden, sondern direkt alles, was einem zur Verfügung steht, in die Kreation eine großartiger Musik stecken.
Diesem Credo sind die Briten von XERATH gefolgt, die ihr mittlerweile – na, erratet ihr es? – zweites Album veröffentlichen. 2009 war "I", der Vorgänger, eine tolle Überraschung, deren geniales – und das ist nicht übertrieben – Intro einfach so aus dem Nichts kam und sah und siegte. Die Mischung aus technisch kalten MESHUGGAH-Rhythmen, gepaart mit ein bisschen FEAR FACTORY auf DIMMU BORGIR und einer ultramodernen Produktion, die wie die Robo-Cop-Faust auf das Cyborg-Auge passte, erschuf ein fast perfektes Modern-Metal-Album.
Der Nachfolger setzt da an, wo das 'Right To Exist' aufhörte, und lässt das Ohr sofort wieder in die Cyber-Welt der Briten eintauchen. Die druckvolle Produktion, um mit dem auffälligsten Punkt anzufangen, mag für das ein oder andere Ohr kalt und klinisch erscheinen, stellt die eigene Lebhaftigkeit dieser Musik aber perfekt dar. Auf dieser Ebene können sich die verschiedenen Elemente der komplexen Arrangements entwickeln und geben den symphonischen Parts einen kalten Operationstisch, auf dem sie den schneidenden Gitarren und dem drückenden Bass Paroli bieten können.
Die auf "I" eingeführte Mischung aus modernem Metal und aus den Filmscores entliehenen Melodielinien spielen auch auf "II" eine wesentliche, wenn auch zurückgenommene Rolle. Der Metalanteil überwiegt, was die Songs insgesamt zwar drückender und mehr auf den Punkt gespielt macht, letztendlich aber auf Kosten der Atmosphäre geht. Angesichts der übersättigten Marktlage in diesem Modern-Metal-Genre ist es fast schade, da ein Stück der Individualität von XERATH dadurch verloren geht. Dem steht natürlich die unglaubliche technische Finesse gegenüber, die die Band an jeder Position entfaltet. Seien es die komplexen Rhythmen, die präzisen Riffs oder der starke Gesang: Die Jungs haben es einfach drauf. Dass dieser Eindruck nicht nur ein flüchtiger ist, zeigt auch der Gastauftritt von Emil Werstler von DAATH, der sich sicherlich nicht für jedes dahergelaufene Garagenprojekt hergeben würde. Gut, das ist eine Theorie. Dass die Jungs es allerdings wirklich drauf haben, beweist die Prog-Rock-Neben-Band der Kameraden, PRIMER. In dieser Formation leben sie den Spirit der großen Namen des Frickel-Genres, und, meine Herren, meine Damen, das meine ich im best möglichen Wortsinne überhaupt. Diese Nebenbeschäftigung spiegelt sich auch in XERATH wieder, denn trotz einer gewissen Veränderung hin zu mehr Metal ist gerade die thematische Vielfalt des Albums etwas, das den Hörer immer wieder zum CD-Player kommen lässt.
Fazit: Klar ist, dass Fans einer satten old-school-Produktion keine Freunde an diesem von BEHEMOTH, DIMMU BORGIR oder eben FEAR FACTORY geprägten Produktion Spaß haben werden. Aber die werden ohnehin zu WOLF und Konsorten greifen. Fans von modernem Metal, mit leichten Core-Anleihen, die eine symphonische, Genre-übergreifende Reise zwischen SYBREED und DIMMU FACTORY wünschen, können bedenkenlos zugreifen, auch wenn ich bei einem Erstkontakt eher zu "I" raten würde. Aber danach muss "II" auf jeden Fall folgen, glaubt mir.
- Note:
- 8.50
- Redakteur:
- Julian Rohrer