XOTH - Exogalactic
Mehr über Xoth
- Genre:
- Technical Death Metal
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Dawnbreed Records
- Release:
- 03.12.2023
- Reptilian Bloodsport
- Manuscript Of Madness
- Sporecraft Zero
- The Parasitic Orchestra
- Saga Of The Blade
- Reflective Nemesis
- Battlesphere
- Map To The Stars, Monument To The Ancients
Bock auf einen unentspannten Abend? Dann seid ihr hier goldrichtig!
Jetzt muss ich Euch schon wieder mit einem Review einer Band auf die Klünsen gehen, deren vorherige Werke mir nur rudimentär bekannt sind. Die Rede ist vom Seattle-Quartett XOTH, welches mit "Exogalatic" sein drittes vollständiges Album vorlegt. Nach "Invasion Of The Tentacube" (2016) und "Interdimensional Invocations" (2019) gibt es nun zum dritten Male überbordendes Hektik-Geballer. Oder, um es mal mit geläufigen Schubladen zu benennen, technischen Black-Death-Thrash. Okay, ihr merkt es: Eine Schublade ist definitiv zu eng für die Musik, die uns hier quasi um die Ohren fliegt.
Dadurch dass die Jungs rhythmisch permanent im Hyperspeed unterwegs sind und vor allem Drummer Jeremy Salvo gerne mal Pete Sandival von MORBID ANGEL gehört hat, ist die Nähe zum Death Metal gegeben. Der harsche Gesang pegelt sich, je nach Einnahme von ausreichend Hustensaft, zwischen Thrash und Black Metal ein, bleibt in den meisten Sequenzen gut verständlich und ist selbst für so ein Weichohr, wie ich es bin, wunderbar erträglich. Was die Sache für mich aber so reizvoll macht, sind die Saiteninstrumente.
Was die Jungs, und ich meine explizit auch den Bassisten Ben Bennett, hier abliefern, ist schlicht und ergreifend atemberaubend. Sicher, man darf sich von dem Noten-Overkill nicht abschrecken lassen, denn die ersten Durchläufe von "Exogalatic" sind schon fordernd. Aber ich bin relativ schnell an etlichen Riffs haften geblieben, die als Widerhaken kleben geblieben sind und einige Songs haben sogar Gesangspartien, die man als eingängig bezeichnen kann.
So flutsch gleich der Einstieg mit sensationellen Echo-Effekt-Gitarren und beinahe wavigen Tasteneinlagen über mächtigen Blastbeats rein wie ein gut geöltes Zäpfchen. Überhaupt ist 'Reptilian Bloodsport' eine wunderbare Zusammenfassung aller Dinge, die da auf den Zuhörer noch zukommen werden. Rhythmuswechsel bis der Arzt kommt – da ist das Zäpfchen wieder – und Riff-Abfahrten, die zumindest meine Füße im Duracell-Häschen-Takt mitwippen lassen. Das Guten-Morgen-Yoga ist mit diesen Klängen auf den Ohren schnell absolviert.
Wer es gerne kuscheliger mag, dem sei 'Sporecraft Zero' ans Ohr gelegt. Hier fahren die Herrschaften in der zweiten Hälfte bei kaum reduziertem Overkill eine Chorus-Melodie aus dem Hut, dass man sofort mitflöten möchte. Gut, so tief kann ich nicht flöten, aber ich bin ja auch eh Melodie-Legastheniker. Ernsthaft: Diese Nummer ist die perfekte Melange aus technischem Death Metal und Melodiegespür. Sensationell!
Die anderswo zu lesenden Vergleiche mit VEKTOR kann ich bedingt verstehen, allerdings kommen die verhältnismäßig kurzen Songs von XOTH schneller nicht auf den Punkt. Dies stört aber nicht, da man permanent völlig gebannt unterm Kopfhörer hockt und von der unglaublichen Energie einfach mitgerissen wird. Niemals wird eine Passage zu langatmig ausgewälzt, immer kommen Überraschungen aus dem Hinterhalt und es gibt immer wieder Gang-Shouts oder kurz eingebaute Melodie-Futzel, die zumindest mich gut bei Laune halten.
So kommt auch 'Reflective Nemesis' mit einem herrlich rotzigem Chorus um die Ecke, den man erst nach mehreren Durchläufen als eben solchen identifiziert. Aber dies sind alles nur lupenhaft beschriebene Eckpfeilerchen des XOTH'schen Klanguniversums. Die immer dominierenden, hektisch flirrenden Gitarren, die wie Nadelstiche angenehm das Gehör penetrieren können sicherlich auch überfordern, denn in den wenigen ruhigeren Momenten gibt es vom Schlagzeuger dauerhaftes Geprügel. Alles Dinge, die auch mich stressen können, die in der hier gebotenen Kombination aber wunderbar passen.
Neben den bereits erwähnten VEKTOR und MORBID ANGEL würde ich vielleicht noch HEXEN und ABSU in den Ring werfen, aber all diese Bands klingen nur in Kombination mit den anderen so wie dies hier. HOWLING SYCAMORE ohne Gebläse wäre auch noch eine Vergleichsoption. Diese zaghaften Versuche, die Musik in Worte zu kleiden, zeigt nur die Originalität von XOTH.
Knaller-Album!
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Holger Andrae