YAT-KHA - Tuva.Rock
Mehr über Yat-Kha
- Genre:
- Asian Folk Rock
- ∅-Note:
- 10.00
- Label:
- Pläne Records / BMG
- Come Along
- Amdy Baryp
- Langchyy Boom
- Carry Me Through
- Dorug Daiym
- Coming Buddha
- Eki Attar
- The Steppe, The City, The Sea
- Uzhur-La Bar
- Khandagaity
- Voyager
- Teve-Khaia
- Tuva.Rock
- Amdy Baryp (remix)
In dieser Besprechung möchte ich euch gerne mal etwas ganz Besonderes ans Herz legen. Als Metal kann man es wohl kaum mehr bezeichnen, aber da auch Rock im Allgemeinen zu unserem Spektrum gehört und diese Band sicher deutliche Rock-Elemente benutzt, sind wir hier sicher nicht ganz fehl am Platze. Worum handelt es sich also bei YAT-KHA? Nun, YAT-KHA sind eine Hand voll nicht mehr ganz so junger Musiker, die in der Republik Tuwa beheimatet sind. Tuwa ist Mitglied der Russischen Föderation und liegt in Ostsibirien, am Fluss Jenissei, direkt an der Grenze zur Mongolei. Was die Band herausragen lässt, ist der klassische zentralasiatische Kehlkopfobertongesang von Albert und Radik. Das muss man sich so ähnlich vorstellen, wie die Gesänge tibetischer Mönche und mongolischer Nomaden - meist tief, etwas kehlig und mit viel Vibrato.
Was die instrumentale Seite der Musik angeht, benutzt die Band viele traditionelle und altertümliche Instrumente aus der Mongolei und aus Sibirien. Perkussionsinstrumente wie Tüngür und Gongs, die mongolische Zither, Pferdekopfgeigen und vieles mehr. Was die Band für diese Seite interessant macht, ist jedoch, dass neben den Folklore-Elementen auch massive Einflüsse westlicher Rockmusik auszumachen sind. Man benutzt Schlagzeug, Bass und E-Gitarre mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie die traditionellen Instrumente. Bandleader und Sänger Albert Kuvezin ist ein hervorragender Gitarrist, dessen Spiel besonders stark von Jimi Hendrix beeinflusst scheint. Auf "tuva.rock", dem vierten Studioalbum der Band, sind die Rockeinflüsse dominanter als je zuvor, wobei YAT-KHA trotzdem eine typisch tuwinische Band bleiben. Die folkloristischen Zutaten sind nach wie vor omnipräsent.
Das Album enthält sieben komplett neu arrangierte tuwinische Volkslieder und sieben Eigenkompositionen von YAT-KHA, wobei letztere naturgemäß stärker westlich beeinflusst und heavier sind. Einige davon enthalten sogar englische Gesangspassagen. Manche Stücke des Albums sind wirklich massiv und heavy, das Titelstück würde ich gar als einen doomigen Metalsong bezeichnen, zu dem es sich hervorragend langsam Headbangen lässt. Die Balladen (vor allem 'Voyager' und 'Amdy Baryp') sind genau so, wie ich mir emotionale und intensive Balladen vorstelle - melancholisch und mit viel Tiefgang. Auch Stücke wie 'Come Along', der hypnotische und sehr heavy geratene Opener mit all seinen schrägen Soli, das Mantra-artige und zäh wie Lava dahinfließende 'Coming Buddha' oder das wild nach vorn stürmende 'Eki-Attar' wissen wirklich zu begeistern und mitzureißen.
Dies ist also eine klare Empfehlung an alle Rock- und Metalfans ohne Scheuklappen, die immer auf der Suche nach exotischer und außergewöhnlicher Musik sind, sich mal intensiver mit der Band aus Tuwa zu beschäftigen. Die größte Herausforderung dürfte der zentralasiatische Gesangsstil sein, wenn man allerdings damit klarkommt, eröffnet sich eine neue musikalische Welt, die sich auf faszinierende Weise von allem unterscheidet, was man vorher gehört hat. Im Übrigen ist es auch nichts Schlechtes, die wirklich völlig eigenständige Musik aus einem kleinen Land zu unterstützen, das um die Wahrung seiner kulturellen Identität bemüht ist, ohne dabei die Augen und Ohren vor modernen Entwicklungen zu verschließen. Dieses gesellschaftliche Phänomen setzen YAT-KHA musikalisch und lyrisch sehr eindrucksvoll um.
Anspieltipps: Come Along, Tuva.Rock, Amdy Baryp
- Note:
- 10.00
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle