YOB - The Illusion Of Motion
Mehr über Yob
- Genre:
- Doom Metal
- Label:
- Metal Blade
- Release:
- 29.11.2004
- Ball Of Molten Lead
- Exorcism Of The Host
- Doom #2
- The Illusion Of Motion
Welche Art von Musik wird wohl eine Band machen, deren CD eine Spielzeit von 50 Minuten überschreitet, diese Spielzeit aber lediglich auf vier Songs verteilt, deren kürzester gute sechs, der längste aber 26 Minuten lang ist? Richtig, es dürfte sich um eine Doomband handeln, und zwar um Doom der extremeren Art. YOB haben sich mit Leib und Seele dem Heavy Doom Metal verschrieben, und veröffentlichen dieser Tage ihr bereits drittes Album, welches das erste für ihr neues Label Metal Blade ist.
Mit der Verpflichtung von YOB aus dem US-Staat Oregon haben Metal Blade meiner Meinung nach einen guten Riecher bewiesen, denn einerseits ist Doom nach Jahren der Durststrecke derzeit wirklich wieder im Aufwind und andererseits sind YOB nicht irgendeine austauschbare Doomband, die bewährte Muster anderer Bands kopieren würde, sondern sie haben einen wirklich eigenständigen Sound. Das bedeutet natürlich nicht, dass man keine fremden Einflüsse hören würde, und auch nicht, dass YOB das Genre neu erfinden würden. Dazu sind die Grenzen des Doom bereits zu klar abgesteckt und die Marschrouten weitestgehend definiert.
Was ich meine: YOB sind nicht klar einer Schublade zuzuordnen und folgen nicht ausschließlich dem Vorbild einer genreprägenden Band, sondern sie verbinden die mannigfaltigen Einflüsse des Doom zu einer sehr originellen und definitiv tonnenschweren Mischung. Es finden sich massive Doom/Death-Elemente, die durchaus auch schon mal an der Schwelle zum Drone Doom kratzen und die dafür sorgen, dass sich jeder Fan von Bands wie NEUROSIS oder KHANATE mal näher mit YOB beschäftigen sollte. Daneben finden sich auch eindeutige Parallelen zum Stoner Rock, oder wie ich es lieber nenne, zum psychedelisch angehauchten Rock mit starker 70er-Schlagseite. Sprich, wenn es Sänger Mike Scheidt ruhiger und melancholischer angehen lässt und mit cleanen, für eine Doomband relativ hohen Vocals arbeitet, dann erinnert mich das an die obligatorischen BLACK SABBATH und an jüngere Bands, die sich an diesen orientieren, wie beispielsweise ELECTRIC WIZARD. Wobei Mike zum Glück zu keiner Sekunde versucht, wie ein Ozzy-Klon zu klingen. Er singt sehr eigenständig, und da ich immer eine besondere Schwäche für originelle Gesangsdarbietungen habe, ist das für mich der ganz große Pluspunkt für YOB, der sie aus der Masse herausragen lässt. Die Anwendung der verschiedenen Gesangsstile, Growls und cleane Vocals, hält sich in etwa die Waage, der Wechsel folgt der Dynamik der Stücke und wirkt sehr natürlich, überhaupt nicht aufgesetzt oder erzwungen.
Auch rein musikalisch gehen YOB sehr abwechslungsreich zu Werke, und während natürlich die langsame, zähflüssige Gangart dominiert, bewegen sich die Jungs aus Oregon keineswegs nur in Zeitlupe, sondern können durchaus auch das Tempo verschärfen, was zum Beispiel 'Doom #2' sehr schön demonstriert. Sie ergehen sich nicht nur in traurig-melancholischen Lamenti, sondern können auch bis zum Bersten wütend und aggressiv agieren, um dann wieder in epischeren Sphären zu schwelgen. Was sie jedoch stets sind, nimmt der Titel des Openers 'Ball Of Molten Lead' perfekt vorweg: YOB sind schwer und unaufhaltsam. Der Titelsong des Albums bringt die Quintessenz dieser Art von Doom Metal hervorragend auf den Punkt, wirft aber auch eine Frage auf: Ist Bewegung nur eine Illusion oder ist es die Dynamik des Stillstandes, die uns in Bewegung hält?
Anspieltipps: Ball Of Molten Lead, Doom #2, The Illusion Of Motion
- Redakteur:
- Rüdiger Stehle