YOUNG, NEIL - Storytone
Mehr über Young, Neil
- Genre:
- Folk Rock
- ∅-Note:
- 9.00
- Label:
- Reprise / Warner
- Release:
- 31.10.2014
- Plastic Flowers
- Who's Gonna Stand Up?
- I Want To Drive My Car
- Glimmer
- Say Hello To Chicago
- Tumbleweed
- Like You Used To Do
- I'm Glad I Found You
- When I Watch You Sleeping
- All Those Dreams
Kitsch oder Kult? NEIL YOUNGs zweites Jahresalbum besticht durch ein orchestrales Großaufgebot.
Und los geht's mit "Storytone", der zweiten Scheibe des Altmeisters in diesem Jahr - überraschend ungewohnt, überraschend NEIL YOUNG. Monumental anmutend durchwächst ein 92-köpfiges Orchester die Songs eines Albums, welches sich als interessante musikalische Rundreise auf opulenten klassischen Wegen entpuppt, ganz ohne psychedelische Pillen (wirklich?).
In besonders eindringlicher Weise sendet NEIL YOUNG mit dem Protestsong 'Who's Gonna Stand Up?' seinen Appell wider der menschengemachten Zerstörung und Ausbeutung von Natur und Umwelt ins Ohr und Bewusstsein seiner Hörerschaft. Die musikalische Umsetzung beeindruckt durch den bewegenden orchestralen Einsatz, wobei sich mir persönlich unweigerlich Parallelwelten zu Bedřich Smetanas "Moldau" eröffnen. So beginnt eine Gedankenreise, welche mit der Strömung sich windender Flüsse, getragen von Youngs Stimme, ihren Lauf nimmt. Die Weiterfahrt erfolgt im Westernstyle mit 'I Want To Drive My Car' wobei zum Blues im Nirgendwo ein doppelt gegrilltes dickes Barbecue Sparerib mit reichlich rauchiger Sauce serviert wird. Der Fahrer des Riesenschlittens (siehe Cover) wird nach einem anstrengenden Tag auf der staubigen Piste hernach in das zugehörige, verwanzte Motelbett sinken. Mit 'Glimmer' und 'Say Hello To Chicago' frönt Young der Varietekunst, packt den Song voll schmachtende Harmonien, die das Leiden und die vertrauten Sehnsüchte eines in die Jahre gekommenen Charmeurs perfekt in eine Einheit bringen. Mit überraschend erquickender Bigband-Begleitung steuert der alte Rocker mit romantischen Erinnerungen in 'Say Hello To Chicago' auf ein weiteres Ziel seiner langen musikalischen Reise zu. Die wiederkehrende orchestrale, zunächst an Hollywoodkitsch erinnernde Struktur in 'Thumbleweed' wird getragen durch des Großmeisters wohlklingende und bewegende Gesangskunst, die jeder Anwandlung von Schmonzette durch das Aufbrechen der Rührseligkeit gehörig diese bekannte, ewig wiederkehrende Emotionsvorgabe (wenn Er Sie verliert, sucht, findet und am Ende alles wieder schööön ist) austreibt. Denn Youngs Worte erfüllen und erfühlen Sinn und Seele, sind vordergründig ohne Betroffenheitszwang. Die demütige Verneigung vor dem Sein gelingt dem Storyteller ebenso gut mit 'When I Watch You Sleeping', wobei seine wehmütigen Bilder, wie das vom schmelzenden Schneemann mit der Gurkennase, keineswegs banal anmuten.
NEIL YOUNG zeigt (aber das wissen wir ja schon) wieder einmal, dass die wahren wichtigen Dinge eben doch manchmal die ganz Kleinen sind. Wie im Booklet sichtbar: Da freut er sich, junggeblieben, der Mister Young, auf der einsamen Straße ... und ich mich auch. Ein wahrer Hörgenuss des Genius.
[Jette Voigtländer]
- Note:
- 9.00
- Redakteur:
- Gastautor