ZAO - The Fear Is What Keeps Us Here
Mehr über Zao
- Genre:
- Metalcore
- Label:
- Ferret / Soulfood
- Release:
- 07.07.2006
- Cancer Eater
- Physician Heal Thyself
- Everything You Love Will Soon Fly Away
- It's Hard Not To Shake With A Gun In Your Mouth
- Kingdom Of Thieves
- Killing Time 'Til It's Time To Die
- There Is No Such Thing As Paranoia
- Purdy Young Blondes With Lobotomy Eyes
- My Love, My Love (We've Come Back From The Dead)
- American Sheets On The Deathbed
- A Last Time For Everything
Laut Label haben ZAO die letzten zehn Jahre in der Spitzengruppe der Hardcore/Metalszene verbracht. Nun ja, das, liebe Leute, ist – mit Verlaub – Kokolores. Richtig ist, dass man die Amis gerne ins Spiel bringt, wenn es darum geht, die Wegbereiter der christlichen Hardcore/Metalcore-Bewegung, die mittlerweile insbesondere in den USA enorme Ausmaße angenommen hat, zu benennen. Musikalisch hingegen war die Combo noch nie sooo außergewöhnlich, dass Teile der Szene zu ihr hätten aufschauen müssen. Und vielleicht war gerade deshalb das 2004er "The Funeral Of God"-Langeisen – das siebte (!) der Bandgeschichte – das erste, das offiziell in Europa erschien.
Ein anderer Grund für das zögerliche Verhalten in der alten Welt ist mit Sicherheit die schwer verdauliche Musik, die auch auf "The Fear Is What Keeps Us Here" anzutreffen ist. Die Massenkompatibilität des extrem sperrigen, immer den unüblichen Weg beschreitenden Sounds zwischen Hardcore und Metal tendiert in Richtung Nullpunkt (gell, Roadrunner, habt ihr beim Vorgänger auch gemerkt, wa?). Die allseits beliebten Beatdowns muss man mit der Lupe suchen, und auf Melodic-Death-Recycling wird glücklicherweise laut gepfiffen. Stattdessen setzt das Quintett auf vereinzelte Noise-Einschübe und eine beklemmende, bisweilen neurotisch-hektische Grundstimmung. Letztere wird durch die Tempowechsel und Breaks geschaffen, die mit hoher Frequenz rausgehauen werden. Hört man bei Songs wie 'Physician Heal Thyself', 'Killing Time 'Til It's Time To Die' und 'Purdy Young Blondes With Lobotomy Eyes' auch nur kurzzeitig weg, ist schon Wesentliches an einem vorbeigerauscht. Und Leute mit 'ner Konzentrationsfähigkeit, die nur für "Die Super Nanny" reicht, sollten eigentlich von dieser Platte Abstand nehmen, könnten ihr Glück aber zumindest mal bei den vergleichsweise straight rockenden New-School-Hardcore-Teilen 'My Love, My Love (We've Come Back From The Dead)' und 'American Sheets On The Deathbed' versuchen.
Die starken Nerven, die man zur Verarbeitung der instrumentalen Darbietungen braucht, sind auch beim Gesang vonnöten. Daniel Weyandts Geschrei ist nicht für jedermann. Der Kerl keift, als wollte er den Hörer mit Haut und Haaren auffressen. Und das Geile an der Sache: Er klingt wie der Oberdämon in drittklassigen Horrorfilmen. Da sich die Kapelle aber ohnehin nicht (mehr) dem christlichen Lager zuordnen lassen möchte – durch etliche Besetzungswechsel in der Vergangenheit sind inzwischen nicht mehr alle Mitglieder gläubige Christen –, kann man jetzt auch ruhig offiziell sagen, dass Weyandt wie 'ne Ausgeburt der Hölle brüllt.
Alles in allem ist ZAO mit "The Fear Is What Keeps Us Here" eine coole Scheibe geglückt, die nach intensiver Auseinadersetzung verlangt; Songs für trendbewusste Metalcoreler muss man woanders suchen. Einen Bonuspunkt gibt's noch für das Mitwirken von Indie-Aushängeschild Steve Albini (u.a. NIRVANA, HELMET, NEUROSIS), der den Jungs beim Aufnahmeprozess zur Seite stand und dafür verantwortlich zeichnet, dass hier natürlich-druckvolle Gitarren böllern und das Schlagzeug nicht getriggert ist.
Anspieltipps: My Love, My Love (We've Come Back From The Dead), Physician Heal Thyself, American Sheets On The Deathbed
- Redakteur:
- Oliver Schneider