ZAUM - Oracles
Mehr über Zaum
- Genre:
- Psychedelic Rock / Doom
- ∅-Note:
- 7.50
- Label:
- I Hate Records
- Release:
- 13.06.2014
- Zealot
- Red Sea
- Peasant Of Parthia
- Omen
Wüstentour aus Kanada
Nachdem Gott die Israeliten unter der Führung von Moses und Aaron und nach einer ganzen Reihe von Plagen, deren einziger Grund die Machtdemonstration gegenüber seinem auserwählten Volk war, aus Ägypten hinausführte, lernte das allmächtige und allwissende Wesen eine wichtige Lektion über die Menschheit: Sein auserwähltes Volk verhielt sich trotz Fröschen, Blutregen und Massenmord als Drohkulissen nicht so, wie es vom "Herrn der Heerscharen" erwünscht war. Die Konsequenz ließ nicht lange auf sich warten und Gott verdammte die Israeliten dazu, für die nicht gerade lange Strecke von Ägypten nach Palästina ganze 40 Jahre durch die Wüste zu marschieren.
Wer sich nun fragt, welchen Soundtrack Moses, Aaron und ihre tausenden von Anhängern auf ihren Ipods hatten, für den gibt es eine klare Antwort: "Oracles" von ZAUM aus Kanada war das Hitalbum, das den offenbar eher kreisförmigen Marsch durch heißen Sand, unterbrochen durch Wachtel- und Mannaregen untermalte. Das glaubt ihr mir nicht? Nun, dann hört euch einfach mal an, was die beiden bärtigen Hühnen aus New Brunswick in den vier Songs ihres Debütalbums so verzapfen und behauptet anschließend, das wäre nicht der perfekte Soundtrack für eine schier endlose Wüstentour. Mit Bass, Schlagzeug und allerlei Synthesizern erzeugt das Duo Orientale hier einen mystischen, hypnotischen Klangkosmos, in dem rituell anmutende Gesänge und der gelegentliche Klang der Sitar für weitere atmosphärische Tupfer sorgen. 4 Songs, 40 Jahre? Nein, denn es sind fast 50 Minuten, die für den Opener 'Zealot', das sich langsam und dramatisch steigernde 'Red Sea', das mit 8 Minuten schon fast knackige 'Peasant Of Parthia' und das abschließende 'Omen' ins gelobte Land des Extremdooms ziehen.
Dass die Chose nicht langweilig wird, zeugt von entweder göttlicher Inspiration oder dem Konsum anderer Rauschmittel einerseits und der Erfahrung, die beide Musiker in ihren anderen Bands gesammelt haben. So zermalmt der verzerrte Bass, der Rhythmus- und Melodiearbeit übernimmt, angetrieben von dem unerbittlichen Drumming einfach alles zu Wüstenstaub, während darüber die Synths und Sitar flirren, wie eine Luftspiegelung, die dem auserwählten Volk das schöne Land Kanaan zur Plünderung verspricht, nur um kurz darauf wieder in einem mörderischen Riff zu zerplatzen. Der Gesang ist verhallt und verhalten, mal harsch, mal beschwörend, mal auch nur gesprochen und wird immer wieder von textlosen Gesängen unterstützt.
Das Ergebnis ist ein Album, das fasziniert, fesselt und das man eben auf einen Spaziergang durch die nächstgelegene Wüste mitnehmen kann. Fans von extrem langsamem Doom sollten sich "Oracles" keinesfalls entgehen lassen.
- Note:
- 7.50
- Redakteur:
- Raphael Päbst