ZEAL & ARDOR - Devil Is Fine
Mehr über Zeal & Ardor
- Genre:
- Gospel Metal/ Soul Core
- ∅-Note:
- 8.00
- Label:
- ZEAL & ARDOR Bandcamp Eigenvertrieb
- Release:
- 01.03.2017
- Devil Is Fine
- In Ashes
- Sacrilegium I
- Come On Down
- Children's Summon
- Sacrilegium II
- Blood In The River
- What Is A Killer Like You Gonna Do Here?
- Sacrilegium III
Einer der Aufreger des Metaljahres 2017?
Ein typischer Fall für einen "Nachsacker". Bedeutet, ehe ich mich sehr euphorisch über ein Stück Musik auslasse - außer es ist überirdisch –, lasse ich gern selbiges gern mal eben "nachsacken". Das hat wahrscheinlich auch mit dem Alter, meinem, zu tun, dass ich mir für Alben einfach auch mehr Zeit nehme, auch muss, fehlende Zeit und so. Naja, über ZEAL & ARDOR ist ja ein Mediales Wärmegewitter hereingebrochen. Was haben sich da die Redaktionen überschlagen, von Arte's Tracks bis zur DIE ZEIT drehen seit dem Frühjahr alle durch. So unsagbar neu, anders, frisch, verstörend, teuflisch gar, was der Schweizer Manuel Gagneux da mit seinen 5 Mitstreitern auf den nervösen, gelangweilten und zum Teil selbstgerechten Indie-Musik-Markt bugsierte.
Dabei ist so neu dieses nicht: Gospels und die daraus über Generationen hinweg gewordene so genannte Soul-Musik wird hier mit einem auch nicht mehr ganz so jungem Genre, dem Black Metal gekoppelt. Ich möchte nicht sagen und wäre auch von selbst darauf gekommen, dass das beides mal verbunden wird, aber nun ist es so. Und ich glaube, dass Gagneux selbst überrascht ist von der Durchschlagskraft seines Experiments, so hat er das ARTE-Interview für les chasseurs des hypes des Musikmagazins Tracks nicht wirklich ernst genommen, machen die aufgekratzten Redakteure doch auch den Fehler, in das erste Album des Baselers so wirklich alles hineinzupressen: Rassismuskritik, Sklavereischelte, neue Musikformen und dann noch Black Metal, ... pff... was soll denn ein Album in unseren satten Zeite und aus der Schweiz auch noch... noch alles leisten? Und so weiter... Da kann der Mann nur still lächeln. Also insgesamt viele Lorbeeren.
Der Crossover ist tot, es lebe der Crossover. Dass sich dort zwei oder gleich mehrere Stile kreuzen, bekämpfen oder symbiotisch miteinander klingen ist zum einen immer interessant, zumeist schnell ausgelutscht oder eben ultraspannend. ZEAL & ARDOR könnte auf dem Album "Devil Is Fine" zwar manchmal etwas hilflos wirken. Wenn nämlich die Gefahr besteht, dass sich die Idee, die mehrfarbige Stimmenwand einem sich steigernden Choral von schnell davon hastenden Kreisch- und Blastattacken durchbrechen zu lassen, von selbst erledigt. Tut sie aber nicht. Choräle, Sakralitäten sind in beiden Musikformen zentral, es lebe der Gospel Metal! Interessant. Und das war's.
Aber das war im Frühjahr! Da war für mich schwer vorstellbar, dass mich ZEAL & ARDOR auf Dauer doch fesseln könnte. Apropos, Fesseln... Denn es verließ mich nie der dunkle, fast schlechte Gedanke, dass die Band noch eine, nein, mehrere weitere Chancen verdient hat. Und an dieser Stelle kommt der Nachsacker-Effekt gerade richtig. Meine erste Begegnung mit dem Album war im Mai oder April, so faszinierend dieser wilde Stilmix auch war, zusammen mit den elektronischen Spielereien verließ mich damals nicht der Gedanke, dass hier das dürftige Material einer EP auf Verkaufsfähig lang gewalzt wird. Nun haben ich die sympathischen Band auf dem Rock Im Wald leibhaftig gesehen und gehört, und der Atlantik schickt gerade die Herbststürme gegen meine ungeputzten Fenster. Zwei Eindrücke, zu 'Devil Is Fine', 'In Ashes', 'Children's Summon' oder 'Blood In The River' jetzt behört noch viel besser zur Wirkung kommen lassen. Das Konzert war eine wilder, spielfreudiger und überzeugender Durchstieg, ein auch technisch überzeugender Ritt durch Metal und Rock, Postrock und geschickt gesetzte Ambientklänge. Ich hörte eine Vielzahl weiterer Stücke, die mich überzeugt haben. Die Sangesfront ist clever besetzt, neben einem melancholischen Emo-Nerd mit Ausbruchsgarantie steht der Bär von einem Mann, dessen Erscheinung sich auch in seiner überaus tolldunklen, mächtigen Stimme bebildert. All diese Facetten sind es, die das ehemalige Projekt nun zu einer Band zusammengekettet haben. Dass die anderen jungen Instrumentalisten schwarzkapuzt ebenfalls über die Stränge schlagen und sich stilecht verausgaben, sei auch noch bemerkt.
Und überhaupt 'What Is A Killer Like You Gonna Do Here?' - daran ist die mögliche Stilbreite der Schweizer Garde gern zu bemessen. Warte... Glues als Mixtur aus Blues und Gothic... hihi. Wahrscheinlich, Gruß an ARTE. Manuel Gagneux nun noch mal vor die Mikrophone zu bekommen, wird auch immer schwerer, besieht man sich einmal das Tourpaket der Band, in dem sie immer noch mittendrin stecken! Und überhaupt: Hingehen!
- Note:
- 8.00
- Redakteur:
- Mathias Freiesleben