ZEAL & ARDOR - Zeal & Ardor
Mehr über Zeal & Ardor
- Genre:
- Black Metal / Gospel
- ∅-Note:
- 9.50
- Label:
- Mvka Records
- Release:
- 11.02.2022
- Zeal & Ardor
- Run
- Death To The Holy
- Emersion
- Golden Liar
- Erase
- Bow
- Feed The Machine
- I Caught You
- Church Burns
- Götterdämmerung
- Hold Your Head Low
- J-M-B
- A-H-I-L
Vom Hype zum make it or break it.
ZEAL & ARDOR ist ohne Zweifel eine der interessantesten Bands unserer Zeit. So unfassbar eng am Zeitgeist und dabei vom Konzept und der instrumentalen Herangehensweise so frisch, in sich stimmig und viel konsensfähiger als es die einzelnen Stilelemente vermuten würden. Durchweg positive Kritiken in diversen Musikpublikationen sprechen eine eindeutige Sprache, genauso wie die gefeierten Live-Auftritte vor komplett unterschiedlichen Konsumenten.
Die Band (oder das Projekt, je nach Perspektive) hat verdammt viel richtig gemacht. Gleichzeitig bürgt so ein enges konzeptionelles Korsett auch immer die Gefahr, dass sich dieses abnutzt und die prominent hervorgehobene Eigenständigkeit sukzessive an Reiz verliert. Klar sind die ganzen Eckpunkte bei ZEAL & ARDOR sicherlich kein Brimborium und ein essentiellerer Bestandteil als bei anderen Bands, aber auf längere Sicht zählt nur ein Fakt, nämlich ob die einzelnen Songs stark genug sind, um sie immer wieder hören zu wollen. Und hier hat Manuel Gagneux nochmal einige Schritte nach vorne gemacht. Das selbstbewusst betitelte Werk "Zeal & Ardor" bewegt sich eins zu eins in der aufgebauten Mythologie, kombiniert die besten Elemente der EP "Wake Of A Nation" und dem letzten Album "Stranger Fruit" zu einer unwiderstehlichen Mischung und erweitert den bisherigen Sound um wirkungsvolle Details und kleine Korrekturen sowie einige Experimente, welche sich allesamt als Volltreffer herauskristallisieren.
Bei all der Klasse des 2017er Debüts "Devil Is Fine" gibt es wenige Fans, die an dieser Platte die 'Sacrilegium'-Reihe als Highlights sehen. Im Jahr 2022 fließen diese Elemente vollkommen natürlich in die einzelnen Songs ein und werten das Gesamtergebnis deutlich auf. Und selbst für solch Unverbesserliche haben die Jungs mit dem Album-Abschluss 'A-H-I-L' noch etwas gleichwertiges in petto. Die Skip-Taste war somit gestern. Von der EP holt man sich den deutlich aktuelleren und moderneren Sound rüber, welche heutzutage gleichwertig neben der schwarzmetallischen Raserei steht und solche Perlen wie 'Run' oder *Erase' erschafft.
Das absolut fantastische Triple 'Death To The Holy', 'Bow' und 'Church Burns' atmet zu jeder Sekunde den Spirit des Debüts und klingt trotzdem zu jeder Sekunde up to Date. Ebenfalls klasse funktionieren die etwas rockigeren Nummern wie 'J-M-B' und' I Caught You', welche sich im Album wunderbar homogen einfügen und für Abwechselung sorgen. Mit 'Emersion' und 'Golden Liar' gibt es aber auch deutlichere Experimente oder Sounderweiterungen. Während erstgenanntes auch auf einem der letzten ALCEST-Alben ein Highlight dargestellt hätte, reizt der goldene Lügner den Country-Einfluss nun bis zur Westernstadtgrenze aus und klingt aus dem Stehgreif so dermaßen stark, dass ME AND THAT MEN schon etwas neidisch in Richtung Schweiz hören müssten. Und dann gibt es da ja noch 'Götterdämmerung'. Ein schwarzer Monolith, bei dem einfach alles perfekt ist und dessen deutschsprachige Parts eine Intensität kreieren, welche atemberaubend ist und selbst im Vergleich zum restlichen Album absolut eigenständig klingt.
Ihr merkt schon, dass ich restlos begeistert von "Zeal & Ardor" bin und mich jetzt nur noch dazu entscheiden muss, ob ich der Meinung bin, dass diese Art der Musik noch besser sein könnte. Und ich glaube: ja. 'Hold Your Head Low' ist mir im Kontext doch zu sehr Blues-lastig und bedient sich in diesem Gerne leider einer eher einfachen Stilistik. Das Ende ist in Form von 'A-H-I-L' zwar schöner Fanservice, aber für mich unnötig, und in Summe sind einige Songs doch sehr ähnlich arrangiert.
Somit ist "Zeal & Ardor" vielleicht sogar der perfekte Albumname, da es sich wie das Ende einer Reise anhört. Ich bin mir unsicher ob mich ähnliche Songs wie 'Church Burns', Row Row' und 'Blood In The River' nochmal so begeistern werden können wie aktuell. Aber 'Die Götterdämmerung' ist eigentlich ein Beweis, dass Manuel Gagneux noch genug Patronen im Colt hat und man sich um die Zukunft von ZEAL & ARDOR keine Gedanken machen muss.
- Note:
- 9.50
- Redakteur:
- Stefan Rosenthal