ZEMENT - Passagen
Mehr über Zement
- Genre:
- Krautrock / Elektro
- ∅-Note:
- 6.50
- Label:
- Tonzonen Records
- Release:
- 14.02.2025
- Move/Procession
- Station to Station
- Making a Living (I Don’t Know What I Want, But I Know How to Get It)
- Journeys to a Beautiful Nowhere
- Back to My Looping Cave
- Better (Always Means Worse, for Some)
- Baptised at the Discotheque
- The Night We Saw the Holy Ghost
Synthetische Klanglandschaften, die immer dann gut sind, wenn sie für den Dancefloor geeignet sind.
Was für eine Metalband ein denkbar dämlicher Bandname wäre, kann sich im Rahmen des Klangkosmos dieses Duos aus Nürnberg behaupten, nein, kann sogar der musikalischen Ebene eine weitere Facette hinzufügen. Das fällt bereits beim Opener auf, der New Wave und Krautrock mixt und deren frühe elektronische Sounds integriert, dabei aber jetztzeitlich arrangiert und mit einem starken, tanzbaren Drive versieht. Doch schon im folgenden 'Station To Station' werden Disco und New Wave verwoben, gleich darauf irritiert 'Making A Living' mit Bläsersounds und Weltmusik-Rhythmen. Man fragt sich unwillkürlich, wohin es die beiden Protagonisten Philipp Hager und Christian Büdel wohl noch ziehen mag.
"Passagen" erscheint in diesem als ein gut gewählter Titel, nimmt er die stilistische Trennung der Stücke doch bereits vorweg. Als Fundament des Ganzen würde ich Krautrock und New Wave nennen, eine klare Tendenz in die Siebziger mit modernen Mitteln. In diesem Sound bleibt ZEMENT immer mit einem Fuß stehen, während man sich ansonsten so weit wie möglich streckt, um jede Note und jeden Stil zu ergreifen, die sich in den eigenen Orbit begeben. Dadurch wirkt das Album experimentell und vielseitig, aber auch collagenhaft und in Teilen auch zusammenhanglos. Wobei ich als Schuldigen in diesem Fall das lange, ja, zu lange 'Journeys To A Beautiful Nowhere' ausmache, das sich mit zunehmender Kenntnis des Scheibchens als Störfaktor entpuppt.
Dagegen sind einige der Stücke echte Tanzschuppenkracher, allen voran das brillante 'Back To My Looping Cave', aber auch 'Move/Procession', mit Abstrichen "Station To Station' ebenfalls. Das ist der Stil, der mir auf "Passagen" am besten gefällt, dazu habe ich einen Draht. Auch coole Elektroschmeichler wie 'Better (Always Means Worse, For Some)', 'The Night We Saw The Holy Ghost' und 'Making A Living (I Don't Know What I Want But I Know How To Get It)' gefallen mir, ohne mich jedoch vollends zu begeistern. Andere Experimente dagegen, besonders das bereits erwähnte 'Journeys To A Beautiful Nowhere', lassen mich kalt, wobei ich oftmals das Gefühl habe, dass die Ideen der beiden Komponisten in den kürzeren, kompakteren Liedern besser funktionieren. In den jazzigen Ausfransungen verliere ich mich zu häufig in den Fasern.
ZEMENT hat ein interessantes, experimentelles Album geschaffen, das unsere Musik hier nur am Rande berührt. Das hat uns aber noch nie abgeschreckt und eine Entdeckungsreise in andere Gefilde hat noch niemandem geschadet. Leider ist mein Lieblingsstück 'Back To My Looping Cave' nicht als Video verfügbar, aber immerhin der Opener 'Move/Procession'. Hör mal:
- Note:
- 6.50
- Redakteur:
- Frank Jaeger