ZERAPHINE - Blind Camera
Mehr über Zeraphine
- Genre:
- Gothic Rock
- Label:
- Drakkar
- Release:
- 17.01.2005
- I Never Want To Be Like You
- Die Macht in Dir
- Blind Camera I
- I Feel Your Trace
- Die Welt kann warten
- Kaltes Herz
- Hollow Skies
- I´m Numb
- Jede Wahrheit
- Blind Camera II
- Falscher Glanz
- River Of You
- When Walls Arise
- Blind Camera III
- Until I Finally Drown
Da ich ja tief in den Achtzigern verwurzelt bin und nicht nur Metal höre, sondern auch durchaus mein Herz an den typischen Achtziger-Pop und seine Bands wie zum Beispiel ULTRAVOX, TEARS FOR FEARS oder auch DEPECHE MODE verloren habe, höre ich bei ZERAPHINEs neuer Scheibe "Blind Camera" auf! Geil, flashback, déjà vu, back in time!!! Und auch wiederum nicht! Wie? Was jetzt???
Stellt euch mal bitte all die genannten Bands vor, mixt sie, fügt eine Brise melancholischer HIM bei, schmeckt mit rockigen Gothic-Riffs der Marke THE MISSION und den SISTERS OF MERCY ab, verfeinert mit sowohl deutschen als auch englischen Texten, kocht mit jeder Menge tanzbarer Energie und einem Tick Elektronik auf, serviert das Gebräu und lasst es euch kräftig schmecken. Obwohl der Fokus auf "Blind Camera" eindeutig auf Gitarre und Synthie liegt und das favorisierte Genre der Gothic Rock ist, glänzt das Schlagzeug leider durch etwas wenig Druck. Was aber als einziger nennenswerter Minuspunkt auszumachen ist. Denn das Songmaterial ZERAPHINEs besticht durch einprägsame Melodien und handfeste Arrangements, die extra einfach gehalten sind und den Zuhörer sofort zum Punkt des Geschehens führen. Der dunkle Gesang von Sven ist omnipräsent, erinnert dezent an Achtzigerikone Billy Idol, was angenehm das Gefühl der musikalischen Zeitreise verstärkt, die überhaupt nicht altbacken wirkt. Ähnlich wie es HIMs Mr. Valo versteht, das Mikro mit seinen Worten zu streicheln, benutzt auch Sven seine Stimmbänder als prägendstes Instrument der Hauptstädter.
Sphärische Rocker wie 'I Feel Your Trace' breiten fette Soundlandschaften aus, bedecken mit dicken Klangteppichen wohlig warm und lassen manchmal stilistische Nähe zum Sideprojekt des CREMATORY-Schlagwerkers Markus Jüllich, CENTURY, ausmachen. Was mir aber bei besagter Combo in Form zündender Melodien fehlte, zündet bei ZERAPHINE in den allerschönsten Farben. Allgegenwärtige Melancholie, Moll ohne Ende, traurige Gesänge und ebensolche Texte. Manchmal überspannen ZERAPHINE etwas den Bogen und kommen zu weit in die unsägliche WITT-Ecke, der zumindest ich überhaupt nichts abgewinnen kann ('Kaltes Herz' - starker Text, schmalzige Umsetzung). Überwiegend hält man sich aber fern von Kitsch und bietet sehr solide, alternativ aufgelockerte Gruftrockware ('Hollow Skies', 'I Never Want To Be Like You', 'I'm Numb'), die zwar nicht sonderlich überrascht und auch nichts Neues bringt, aber in ihrer Gesamtheit als sehr empfehlenswerte Scheibe an all jene durchgeht, die mit oben genannten Bands etwas anfangen können.
Die Produktion lässt ebenfalls keinen Raum zum Maulen. Wenn man mal von den etwas zu lasch gemasterten Drums absieht, bleibt eine glasklare Produktion auf der Habenseite. Außerdem ist in der Erstauflage von "Blind Camera" eine Bonus-DVD enthalten, die Fans jede Menge Video- und Infomaterial bereithalten wird. Nach ihrer sehr erfolgreichen Tour als Opener für HIM stehen die Zeichen ZERAPHINEs mit "Blind Camera" somit enorm gut, einen weiteren großen Schritt auf der Karriereleiter zu machen. Zumindest mein erster Eindruck vermittelt dies.
Anspieltipps: Hollow Skies, I Never Want To Be Like You, I'm Numb, Falscher Glanz, River Of You, Until I Finally Drown
- Redakteur:
- Alex Straka