ZERAPHINE - Kalte Sonne
Mehr über Zeraphine
- Genre:
- Gothic
- Label:
- Drakkar
- Release:
- 06.05.2002
- Flieh mit mir
- Die Wirklichkeit
- Unter Eis
- Sterne sehen
- In der Tiefe
- Kannst Du verzeihen
- Siehst Du mich
- Siamesische Einsamkeit
- Lass mich gehen
- Ohne Dich
- Licht
- Deine Welt
Da ist es nun also, das lange erwartete Debüt-Album von Ex-DREADFUL SHADOWS-Frontmann Sven Friedrich und -Gitarrist Norman Selbig. Wirklich neue Wege gehen diese mit ihrer neuen Band ZERAPHINE aber nicht. Die Texte sind jetzt komplett auf deutsch und einigermaßen gelungen, wobei sich natürlich viele, viele kleine Gothic-Klischees nicht vermeiden lassen - passend zum geradezu schreiend kitschigen Cover, dass den Sänger mit Engelsflügeln zeigt - ja, ich weiß dass Seraphim geflügelte Himmelswesen sind, aber kitschig ist es trotzdem, selbst für einen bekennenden Gothic-Fan.
Musikalisch hat man gegenüber den letzten SHADOWS-Alben deutlich an Härte und Aggressivität herausgenommen, was der Scheibe nicht unbedingt gut tut: Zu seicht plätschern die meisten Songs aus den Boxen. Die Folge ist, dass das Bild des schmerzerfüllten Grufti-Sängers, das sich zunehmend im Kopf breit macht, schnell zu nerven beginnt, selbst wenn man eigentlich auf diese Thematik steht und sich nicht einmal scheut, beispielsweise LACRIMOSA-Chef Tilo Wolff gegen diesbezügliche Angriffe immer wieder in Schutz zu nehmen. Hier und da mal die Stimme aggressiver anzuheben, hier und da mal ein Break oder ein Tempowechsel mehr hätten vielleicht für die notwendige Abwechslung gesorgt. Statt dessen setzt die Band offenbar darauf, dass die Fans beim Hören die Tempos wechseln, während sie Herrn Friedrich beim Leiden zuhören. Einziger Lichtblick hierbei ist der Opener "Flieh mit mir", der wohl auch als Anknüpfung an die letzte SHADOWS-Scheibe gedacht ist.
Alles in allem hören sich ZERAPHINE an, als hätten die DREADFUL SHADOWS nach einer durchzechten Nacht nicht richtig Bock zu Spielen. Bleibt zu hoffen, dass Sven Friedrich seine zweifellos gute und Stimme auf den nächsten Alben wieder etwas eindrucksvoller einsetzt. Natürlich muss berücksichtigt werden, dass man solche Größen wie Friedrich/Selbig immer etwas kritischer beäugt als absolute Newcomer. Insofern muss auch gesagt werden, dass "Kalte Sonne" ein professionelles und solides - wenn auch kommerzielles - Gothic-Album ist, das alten DREADFUL SHADOWS-Fans und einem Großteil des Gothic-Publikums durchaus Freude bereiten kann.
Anspieltipps: Flieh mit mir, Unter Eis, Siehst Du mich, Lass mich gehen
- Redakteur:
- Mathias Kempf