ZERAPHINE - Whiteout
Mehr über Zeraphine
- Genre:
- Gothic Rock
- ∅-Note:
- 7.00
- Label:
- Bmg Rights Management Gmbh (rough trade)
- Release:
- 11.06.2010
- Erwachen
- Lieber Allein
- I Will Be There
- Out Of Sight
- Tomorrows Morning
- Louisa
- Rain Falls
- Waiting For The Day To End
- Du Fragst Nicht Mehr
- The Stream
- Remaining Desires
- Whiteout
Wo ZERAPHINE drauf steht, ist auch ZERAPHINE drin - aber reicht das?
ZERAPHINE sind wieder da! Gut vier Jahre hat es gedauert, bis sich die Band um Mastermind Sven Friedrich mit einem neuen Album zu Wort meldet. Ausgeruht haben sie sich seit "Still" nicht wirklich, denn ab und an gab es beispielsweise ein Konzert der DREADFUL SHADOWS und Sven Friedrich war mit seinem Soloprojekt SOLAR FAKE beschäftigt. Das gab neuen Input für das Werk, wenngleich der typische Sound allgegenwärtig ist und auf musikalische Experimente oder Ausbrüche verzichtet worden ist. Und da liegt das Problem dieser Scheibe: Alle Songs sind exzellent arrangiert und absolut stimmig wie wohl bei keinem anderen Album davor, doch mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Monotonie ein und man läuft Gefahr, dass man einfach abschaltet und das Ganze nur noch "nebenbei" hört.
Dabei haben sich die Jungs ordentlich ins Zeug gelegt und ein sehr gitarrenlastiges Werk geschaffen. Die Elektronik wurde auf ein Minimum reduziert, was der Platte gut zu Gesicht steht. Vielleicht ist es gerade diese Eingängigkeit, die die Sache einseitig erscheinen lässt. Viele Stücke sind durchaus radiotauglich, wie beispielsweise 'I Will Be There', was stark an PLACEBO erinnert, oder 'Rain Falls', das einen sehr einbrennenden Refrain besitzt.
Dabei suggeriert das erste Lied 'Lieber allein' nach dem Intro 'Erwachen' ein ganz anderes Soundbild. Hier gibt es den typisch verzerrten Gesang und auch insgesamt ist der Song sperriger als der Rest, denn solche Ausflüge folgen danach kaum noch - leider. Es muss ja nicht immer eine verzerrte Stimme oder ein aggressiver Schreigesang sein, doch ein wenig mehr Power hier und da wäre wünschenswert gewesen. Wie beispielsweise bei 'Louisa': Es beginnt relativ ruhig, doch der Gesang des Refrains besitzt mehr Schwung und ist sehr ausdrucksstark, so dass er im Kopf bleibt. Solche Nummern, die einen wirklich von Anfang an mitreißen, sind einfach zu wenig vorhanden.
Überhaupt könnte man vermuten, dass die sonst gegenwärtige düstere Stimmung der Harmonie gewichen ist, denn so stimmig wie alles ist, macht das schon Angst. Glücklicherweise retten 'Waiting For The Day To End' oder 'The Stream' die Situation, denn hier läuft nicht alles rund, was eine willkommene Abwechslung ist. Durch das ruhige Fahrwasser wird sehr sicher manövriert. 'Tomorrows Morning' beginnt ruhig und entwickelt sich zu einer tollen Nummer, die immer wieder durch schnellere Phrasen aufgelockert wird. Damit bleibt die Angelegenheit spannend und von Langeweile kann keine Rede sein.
Dennoch kann die Scheibe nicht voll und ganz überzeugen. Wer ZERAPHINE-Fan ist, wird sie sicher kaufen und nicht enttäuscht sein. Wer ein gutes Gothic-Rock-Album sucht, wird genauso fündig wie derjenige, der einmal über den Tellerrand schauen will und sich mit dieser Musikrichtung vertraut machen möchte. Man darf nur eben nicht zu viel erwarten, denn es gibt nicht viel Neues zu entdecken und Songs, die von Anfang an mitreißen, um das Album erneut wieder zu hören, fehlen einfach. Und das passierte mir bei "Kalte Sonne" nicht…
Anspieltipps: Rain Falls, Louisa, The Stream, Remaining Desires
- Note:
- 7.00
- Redakteur:
- Swen Reuter