ZEUGEN DER LEERE - Erinnerungen an Theia
Mehr über Zeugen der Leere
- Genre:
- Post Black Metal
- ∅-Note:
- 6.00
- Label:
- Eigen
- Release:
- 10.02.2019
- Äther
- Flammentraum
- Erdenreich
- Fluten
Viel Lärm um nichts? Zumindest viel Raum für Atmosphäre.
Ihren Post Black Metal servieren uns diese Herrschaften aus Koblenz ganz genrekonform auf weit ausschweifende Weise. Vier Tracks, die nie unter zwölf Minuten über die Ziellinie gehen, da ist für die ZEUGEN DER LEERE natürlich jede Menge Raum und Zeit, ihre Interpretation schwarzmetallischer Nachdenkkost auszubreiten. Die bedeutungsschwere Stimmung, die bereits der rätselhaft-melancholische Albumtitel suggeriert, wird hier ohne viel Schnörkel oder aufgesetzte Effekte generiert, mit flächigen Riffwänden, simplen, aber oftmals eingängigen Gitarrenlinien, getragenem bis rasendem Schlagzeugspiel und dezent deathig verrohtem Black-Metal-Gekrächze. Der Post-Aspekt wird indes musikalisch stark betont und steht bei "Erinnerungen an Theia" eindeutig auf der Habenseite.
Problematisch sind neben der doch etwas arg lärmigen Produktion vor allem die unvermeidliche Eintönigkeit und Ermüdung, die aufgrund der Überlänge der Stücke und der ziemlich limitierten kompositorischen Einfälle leider zu häufig in Erscheinung treten. Vor allem beim 16-minütigen 'Erdenreich' ist für meinen Geschmack nach nicht einmal der Hälfte der Zeit musikalisch schon alles gesagt; auch der Albumauftakt 'Äther' will mich nicht so wirklich fesseln, auch wenn die ZEUGEN DER LEERE in Sachen Düsteratmosphäre sicherlich ihre Hausaufgaben gemacht haben. Mit 'Flammentraum' gibt es zum Glück noch ein schwarzmetallisches Glanzlicht auf dem Viertracker: Die einzelnen Phasen des Songs sind stimmig ausbalanciert, die Gitarrenmelodien ungemein fesselnd, die Symbiose aus Black-Metal-Raserei und postig-flächigen Klangpanoramen überzeugt und erinnert an starke Momente von Genregrößen wie AUSTERE oder DEAFHEAVEN. Auch 'Fluten' vermag in einzelnen Momenten durch markante atmosphärische Ausbrüche und zu Beginn auch durch SAPHENA-artige, progressive Eingängigkeit zu gefallen, verzettelt sich im weiteren Verlauf allerdings wieder, ohne dass die Band in der restlichen Zeit ihre Linie wiederfindet.
Die ZEUGEN DER LEERE nehmen sich leider an vielen Stellen von "Erinnerungen an Theia" zu viel Zeit, lassen dabei die nötige Abwechslung und Spannung vermissen, um den Raum zu füllen, und müssen daher trotz des soliden Gesamteindrucks, einiger starker Einzelmomente und dem gelungenen 'Flammentraum' auf den hinteren Rängen im Post-Black-Metal-Zirkus Platz nehmen. Ein Maßnahmenpaket aus klarerem Fokus, dem Blick über den Genretellerrand hinaus sowie dem Mut, hier und da etwas kompakter zu agieren, könnte beim nächsten Output eine deutliche Steigerung ermöglichen.
Anspieltipp: Flammentraum
- Note:
- 6.00
- Redakteur:
- Timon Krause